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Schornstein wird niedergepickert

An der Gartenstraße fällt einer der letzten Schornsteine von Radebeul – zentimeterweise und in schwieriger Handarbeit.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Schon vor Wochen hatte der Bauherr angekündigt, dass der Schornstein am ehemaligen Gasthof Krone, zu DDR-Zeiten AWD-Klubhaus, fallen wird. Doch über die Anfangsarbeiten waren die Bauarbeiter nicht hinausgekommen. Kran und Arbeitskraft wurden für die Hauptbaustelle daneben gebraucht.

Jetzt soll das Abrisswerk aber zu Ende gebracht werden. In einer Kabine gesichert und mit Abbruchhammer bewaffnet, rücken zwei Männer einer Ziegelreihe nach der anderen zu Leibe. Ein Teil des Bauschutts ist schon ins Schornsteininnere geschoben worden. Derzeit werden die Ziegel nach außen befördert.

Bauleiter Uwe Hähnel über den Abriss des im Ganzen 40 Meter hoch gewesenen Schornsteines: „Es ist sehr mühsam. Das Bauwerk ist sehr solide errichtet worden. Und je weiter wir nach unten kommen, umso stärker wird ja das Mauerwerk.“

Wenn die Männer am Schornstein es bis auf die Mauerhöhe des benachbarten Hauses geschafft haben, dann soll ein Abrissbagger eingreifen und den schwierigen Rest besorgen. Uwe Hähnel hofft, dass das jetzt in diesem Monat bewerkstelligt werden kann. Eine Sprengung des Schornsteins, wie das anderswo praktiziert wird, sei für den Bauherrn und die Baufirma nicht infrage gekommen, sagt Hähnel. Vor allem weil damit gehörige Auflagen verbunden sind. Die Umgebung darf nicht gefährdet werden. Vom Ruß des Schornsteins werden Erdmassen belastet. Die müssten dann als Sondermüll abtransportiert werden. Das kostet viel zusätzliches Geld. Deshalb wird der Ziegelbau mit der konventionellen Methode abgerissen.

Ingenieur Hähnel ist verantwortlich für den Bau am ehemaligen Gasthof Krone. Wohnungen sollen in dem Gebäude, welches einst zu den Madaus-Arzneimittelwerken gehörte und zuletzt Radebeuls große Tanzdiele war, eingerichtet werden.

Der aus unendlich vielen Ziegeln vor Jahrzehnten in die Höhe gemauerte Schornstein gehörte zu dem hier betriebenen Heizwerk. Nicht nur das Klubhaus der Arzneimittelwerker wurde damit beheizt, auch die in der Gartenstraße umliegenden Wohnhäuser bekamen von der Heizzentrale ihre Wärme. Wahrscheinlich 2003 ist wohl zum letzten Mal eingeheizt worden, vermutet Bauleiter Hähnel.

Teils noch schwieriger als der Abriss des Schornsteins gestalten sich die Arbeiten am ehemaligen Gasthof. Der größte Teil der Decken im Gebäude stützte sich nicht, wie vorher gedacht und geplant, auf Holzbalken, sondern war mit Stahlbeton ausgegossen. Uwe Hähnel: „Wir haben für den Abriss viel länger benötigt als vorher berechnet.“ Eigentlich sollen im Ex-Gasthof bis Jahresende Wohnungen sein.