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Schraubern winkt ein Pokal im Schuhkarton

Der VW-Club Döbeln hat nach Zschaitz eingeladen. Die Fans reisen aus allen Teilen Deutschlands und Holland an.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Döbeln/Zschaitz. Volkswagen verschiedener Typen stehen auf der Wiese am Sportplatz in Zschaitz. Auch einige Trabis und Mopeds vom Typ Schwalbe oder Simson sind zu sehen. An den Fahrzeugen stehen Besucher. Sie fachsimpeln oder schauen sich die Autos an. Der VW-Club Döbeln hat eingeladen. Den gibt es seit 17 Jahren. „Wir haben ihn zu dritt gegründet“, sagt Sven Küchler. „Heute sind es sechs Mitglieder. Küchler selbst ist keines mehr. „Ich habe der Familie wegen Jüngeren Platz gemacht“, sagt er. „Aber ich arbeite im Hintergrund mit.“

Bevor es zur Gründung des VW-Clubs kam, trafen sich die VW-Freunde an einer Tankstelle in Döbeln. Dort schraubten sie an ihren Fahrzeugen herum. Irgendwann beschlossen sie, sich eine Halle zu suchen, um in Ruhe zu arbeiten. 2003 fanden sie die an der B 169. Dann wurde dort eingebrochen, und es gab wegen des Grundstücks Probleme mit der Stadt und dem Konkursverwalter des Objektes. Die VW-Freunde mussten sich etwas Neues suchen und wurden in Zschäschütz fündig. Dort veranstalteten sie in den vergangenen Jahren auch ihre Treffen. Nun, so fanden sie, sei es Zeit, in die Natur zu gehen und verlegten die Veranstaltung nach Zschaitz. „Hier ist mit Wald und Wiese ein viel besseres Flair“, sagt Mitorganisator und Clubmitglied Mirek Hofmann.

Zu der Veranstaltung kommen nur geladene Gäste – diesmal zwischen 100 bis 120. Alle kennen sich von verschiedenen VW-Treffen in Deutschland und in Europa. Manche reisen über 100 Kilometer weit an. „Wir sind wie eine große Familie“, so Hofmann. „Mit den Treffen versuchen wir, die Gemeinschaft am Leben zu erhalten und unser Hobby auszuleben.“

Aber es geht noch um mehr. Für die am besten aufgearbeiteten Autos werden Pokale vergeben. Das sind in Schuhkartons gestaltete Landschaften mit Bäumen, Blumen und Dingen aus Legosteinen, sogenannte Dioramas. Die Pokale haben die Kinder der Zschaitzer Kindertagesstätte gebastelt. Für sie gibt es vom VW-Club auch eine Spende. „Alles, was nach Abzug der Kosten bleibt, erhält die Kita“, so Mirek Hofmann.

In diesem Jahr werden vom VW-Club fünf Pokale vergeben. Ein sechstes Diorama bekommt Andre van Heerde aus Holland. Er ist mit rund 600 Kilometern der am weitesten angereiste Teilnehmer des Treffens. Einen der Pokale erhält auch Christian Fischer aus Marktredwitz in Oberfranken. Dem 29-jährigen gehört ein VW Polo 1 Typ 86. Das Fahrzeug hat er vor vier Jahren aufgebaut. Seit er 13 ist, schraubt er an Autos. Durch seine beiden Onkel ist er zu dem Hobby gekommen. „Irgendwann war ich infiziert und machte mit, obwohl ich noch gar keinen Führerschein hatte.“ Seine Familie, die Eltern, die Freundin und auch seine Kumpels unterstützen ihn. „Sie wissen, dass es meine Passion, mein Leben ist“, so Fischer.

Was der Familie allerdings nicht gefällt ist, dass sein Hobby ein sehr teures ist. Die Teile für die Fahrzeuge werden untereinander getauscht, im Internet erstanden oder bei Firmen, die darauf spezialisiert sind, gekauft. Das wird teuer. Was Christian Fischer besonders gut findet, ist, dass durch die Treffen Freundschaften entstehen. „Das Schrauben rückt dann in den Hintergrund. Das ist dass, was die Leute in der Tuning-Szene vergessen. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.“ Kontakt zum Döbelner VW-Club bekam er bei einem Treffen in Velden am Wörthersee.