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Schreibt die SZ, was die SPD verlangt?

Die SPD ist an der SZ beteiligt. Das sorgt immer wieder für Irritation. Hier erklärt unser Ombudsmann Olaf Kittel, was es damit auf sich hat.

Von Olaf Kittel
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© dpa

Die SPD ist mit ihrer Medienbeteiligungsgesellschaft DDVG mit 40 Prozent am Dresdner Druck- und Verlagshaus beteiligt, in dem auch Sächsische.de und Sächsische Zeitung erscheinen. Das kam so: Die Sozialdemokraten meldeten nach der Wende Restitutionsansprüche an mehreren SPD-Verlagen an, die die Nazis enteignet hatten und später in SED-Verlagen aufgegangen waren.

Gelöst wurde das Problem mit einem Kompromiss vor Gericht: Alle Ansprüche der SPD in der ehemaligen DDR wurden Anfang der 90er-Jahre mit einem 40-Prozent-Anteil in Dresden abgegolten. Die Redaktion nahm die Entscheidung damals kritisch auf. Immerhin hatte sie sich gerade erst von der SED losgesagt und sich ihre Unabhängigkeit erkämpft.

Deshalb bestand die Redaktion auf klaren Regeln. Dazu gehörte vor allem, dass sowohl der Mehrheitsgesellschafter Gruner und Jahr (gibt so renommierte Zeitschriften wie Stern, Geo und Brigitte heraus) als auch Minderheitsgesellschafter SPD die vollständige redaktionelle Unabhängigkeit garantierten. Beide taten es glaubhaft. Die Sozialdemokraten versprachen zudem, sich mit ihren Beteiligungen ausschließlich ums Geldverdienen zu kümmern.

In 25 Jahren Mitarbeit in Chefredaktionen der SZ ist mir nicht eine einzige ernsthafte Einflussnahme aus der SPD bekannt geworden. Natürlich könnten Frau Esken oder Herr Dulig den Chefredakteur der SZ anrufen und Forderungen stellen. Sie hätten aber damit wenig Erfolg. Im Gegenteil: Die Politiker wissen genau, dass schon der Versuch einer Einflussnahme in der Redaktion ausgesprochen schlecht aufgenommen und kontraproduktiv wirken würde.

Eine besondere Einflussnahme aus der SPD soll aber nicht verschwiegen sein. Sie sorgte in der Redaktion damals für Heiterkeit. Vor längerer Zeit hatte sich eine SPD-Ortsgruppe über einen kritischen Artikel beschwert und recht forsch nachgefragt, ob sie denn als Minderheitsgesellschafter nicht ein wenig mehr freundliche Aufmerksamkeit verdienten.

Die Antwort war sehr freundlich im Ton und sehr klar in der Aussage: Kommt nicht infrage.

Sie haben auch Fragen an den Ombudsmann? Schreiben Sie eine Mail an [email protected]

Olaf Kittel ist Ombudsmann für die Sächsische Zeitung und Sächsische.de. Er ist Ansprechpartner für die Leser und betreut den Leserbeirat.
Olaf Kittel ist Ombudsmann für die Sächsische Zeitung und Sächsische.de. Er ist Ansprechpartner für die Leser und betreut den Leserbeirat. © SZ: Claudia Hübschmann