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Schüler lernen: So tickt der Wald

In Kodersdorf machen Schule und Schweighofer gemeinsame Sache. Der Projekttag ist Auftakt für weitere Aktionen.

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Wie funktioniert ein Harvester? Michael Tetzel von der Firma Waldwirtschaft Waurig erklärt es den Schülern von der Oberschule Kodersdorf. Ganz besonders dafür interessiert sich Franz aus der Klasse 7b.
Wie funktioniert ein Harvester? Michael Tetzel von der Firma Waldwirtschaft Waurig erklärt es den Schülern von der Oberschule Kodersdorf. Ganz besonders dafür interessiert sich Franz aus der Klasse 7b. ©  André Schulze

Aufmerksam stehen die Kinder im Halbkreis um eine riesige Holzrückemaschine, einen sogenannten Forwarder, herum. Ein paar Meter weiter liegen Stämme, zu einem Stapel formiert. Aktuell gibt es viele davon, denn der Borkenkäfer hat den Fichten im Wald bei Wiesa genauso stark zugesetzt wie in vielen anderen Bereichen der Königshainer Berge. 

Jens Herrmann von der Firma Waldwirtschaft Waurig aus Thräna hat mit seinem Rückezug schon jede Menge Holz transportiert. Doch die Fragen der Siebtklässler aus der Oberschule Kodersdorf beantwortet er gern. Wie wird man überhaupt Waldarbeiter? Er habe bei den Lehrern in den Naturwissenschaften gut aufgepasst, meint er, später jemanden an der richtigen Stelle gekannt und sich dann beworben. So sei er schließlich auf der Maschine gelandet, die zentnerschwere Stämme durch den Forst bugsiert und sie an vorher festgelegten Lagerplätzen ablegt, erklärt der stämmige Mann, der bei Wind und Wetter draußen ist, zugleich aber einen entscheidenden Vorteil nennt: „Ich kann mir die Arbeit selbst einteilen. Klar ist nur – wenn der Holzaufkäufer kommt, muss alles fertig am vereinbarten Ort liegen.“

Michael Weise ist einer von denen, die dafür sorgen, dass es ständig genug Nachschub im Sägewerk gibt. Für den Kodersdorfer Standort der Holzindustrie Schweighofer ist er im Rundholzeinkauf beschäftigt und beim Waldprojekttag, den sein Unternehmen in Kooperation mit Sachsenforst und Betrieben wie der Firma Waurig organisiert hat, natürlich mit dabei. Deshalb hat er für die Mädchen und Jungen von der Adolf-Traugott-von-Gersdorf-Oberschule Kodersdorf auch einige interessante Zahlen parat. Ein Holzrücker, wie er im Wald zwischen Wiesa und Torga im Einsatz ist, kann mit einer Ladung zwölf Raum- oder acht Festmeter Holz transportieren. Das sind neun bis zehn Tonnen oder 70 bis 80 Stämme, was wiederum von deren Dicke und Länge abhängt. Dass die Maschine bei einer solchen Last nicht umkippt, liegt vor allem an ihrem Eigengewicht: 15 Tonnen ist das von Jens Herrmann bediente Rückegerät schwer, bewegt sich also im Extremfall mit 25 Tonnen Gesamtgewicht durch den Forst – und ist damit noch ein Leichtgewicht unter seinesgleichen, wie der Fachmann schmunzelnd erzählt.

Der Unterrichtstag im Wald ist ein Projekt, das auf die Initiative von Bürgermeister René Schöne zurückgeht. Der hatte vor einiger Zeit Vertreter der Oberschule und Kodersdorfer Firmen eingeladen, um Kooperationen einzugehen. Denn der Fachkräftemangel macht auch um die im Ort und vor allem im Gewerbegebiet ansässigen Unternehmen keinen Bogen. Holzindustrie Schweighofer hat nun reagiert. „Wir möchten mit dieser Aktion den Kindern den Werkstoff Holz nahebringen, aber auch die damit verbundenen Berufe vorstellen“, erklärt Kerstin Gedlich, die als Personalreferentin vonseiten des Betriebes die Organisation in ihren Händen hält. Harvesterfahrer, Rückezugbediener, Rundholzaufkäufer – dies seien Tätigkeiten, die in der Waldbewirtschaftung eine wichtige Rolle spielen. Die Schüler sollten verstehen, dass der hiesige Forst neben der wichtigen Naturschutzfunktion ein Nutzwald sei. „Deshalb haben wir vier Stationen eingerichtet, um die Vielfalt darzustellen.“ Jeweils 30 Minuten lang bekamen die in vier Gruppen eingeteilten insgesamt 54 Schüler Wissenswertes zur Arbeit eines Försters vermittelt, den Holzeinschlag mit einem Harvester und das Rücken mit einem Forwarder erklärt. Schließlich ging es bei der Waldpflege auch um die Aufforstung und das Ökosystem Wald. „Wenn wir mit diesem Tag nur ein paar Kinder dazu anregen können, bei uns ein Praktikum zu absolvieren, ist das schon ein Erfolg“, findet Kerstin Gedlich.

Genauso sieht das Schulleiterin Kathrin Engelmann. „Es geht doch darum, den Kindern aus unserem Ort eine geeignete berufliche Perspektive anzubieten. Der eine wird merken, dass ihn das Thema Wald interessiert. Der andere wird Abstand davon nehmen. Das ist auch in Ordnung, weil man dann in anderen Richtungen suchen kann.“ Zudem ist die Direktorin froh, ein forstaffines Unternehmen quasi „vor der Haustür“ zu haben. „Das Ökosystem Wald ist in der siebten Klasse Lehrplanthema, ein Projekttag deshalb passend.“ Darüber hinaus sei im zweiten Schulhalbjahr ein Besuch des Sägewerks geplant. „Dort sollen die Kinder ein Werkstück beginnen, in der Schule später dann vollenden.“

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