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Schule in Choren soll leer geräumt werden

Die Initiative „Gegenwind Choren“ ist froh über die Entscheidung des Landrats. Doch im Ort halten sich Gerüchte.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Choren. Die Information, dass in die ehemalige Schule in Choren keine Flüchtlinge einziehen werden, hat die Mitglieder der Bürgerinitiative „Gegenwind Choren“ noch am Mittwochabend erreicht. „Es ist eine positive Nachricht. Sie muss aber erst einmal wirken“, sagte Jens Liebscher auf DA-Nachfrage. Mit der momentanen Situation seien die Unterstützer zufrieden. Wie es mit der Bürgerinitiative weitergeht, solle nächste Woche entschieden werden.

Landrat Matthias Damm (CDU) hatte während der Kreistagssitzung in Freiberg verkündet: „Choren steht nicht mehr zur Debatte. Ich werde den Bescheid in den nächsten Tagen aufheben und das der Stadt Döbeln schriftlich mitteilen.“ Mit dem Bescheid hatte die Kreisverwaltung die Immobilie im Dezember des vergangenen Jahres beschlagnahmt (DA berichtete).

Nun kursieren anscheinend im Ort einige Gerüchte: Zum Beispiel, dass der Aufhebungsbescheid nur bis September gelte. Das ist allerdings nicht der Fall. Damm betonte zwar, dass niemand wisse, wie sich der Zustrom an Flüchtlingen in den kommenden Monaten entwickle. Allerdings werde „mit sofortiger Wirkung Choren nicht mehr in Betracht gezogen“.

Weitere Gespräche mit Dulig

Döbelns Bürgermeister Hans-Joachim Egerer (CDU) sei bereits vor der Kreistagssitzung darüber informiert worden, sagte er. Die Situation sei wie folgt: Sollte der Landkreis in eine ähnliche Drucksituation geraten wie Ende des vergangenen Jahres, als wöchentlich bis zu 250 Flüchtlinge untergebracht werden mussten, und würde dann Choren doch wieder in Betracht ziehen, müsste die Kreisverwaltung einen neuen Bescheid zur Inanspruchnahme der Immobilie ausstellen.

Jens Liebscher und seine Mitstreiter möchten in der nächsten Zeit noch einmal an die Stadt herantreten, um zu erfahren, wie es mit der ehemaligen Schule weitergeht. Der Landkreis hat laut Dieter Steinert, Leiter der Stabsstelle Asyl, seine anfänglichen Pläne verworfen: „Das Gelände sollte eingezäunt und Reparaturen am Dach ausgeführt werden – das wird nicht gemacht.“ Die Ausrüstungsgegenstände wie Herde, Waschmaschinen, Kühlschränke und dergleichen könnten natürlich andernorts wieder verwendet werden. Sie sollen ausgeräumt werden. „Wir hatten ja bisher keine großen baulichen Veränderungen vorgenommen. Es waren nur die Elektriker und Klempner drin und haben Anschlüsse verlegt. Der wirtschaftliche Schaden, wenn man es so nennen will, hält sich deshalb in Grenzen“, so Steinert. Wie viel Geld genau der Landkreis in diese Baumaßnahme investiert hat, konnte er aus dem Stegreif nicht sagen.

Wäre im Dezember schon klar gewesen, dass so viel weniger Flüchtlinge nach Mittelsachsen kommen, hätte die Verwaltung viel Zeit – und vor allem Nerven – sparen können. Steinert war bei einer Einwohnerversammlung verbal ziemlich massiv angegriffen worden. Denn die Chorener waren verärgert darüber, dass in ihrem Ort mehr als 200 Asylbewerber einquartiert werden sollten. Deshalb hatte die Bürgerinitiative „Gegenwind“ auch an prominenter Stelle um Unterstützung gebeten, um die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren: nämlich bei Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD). Ihm hatte Jens Liebscher bei einer Veranstaltung in Döbeln eine Petition überreicht. „Wir hatten danach noch ein paarmal Kontakt zu ihm“, sagte der Chorener. Die Mitglieder der Initiative hätten „noch einige Maßnahmen in der Hinterhand. Die brauchen wir vorerst aber nicht umsetzen“, so Liebscher. Schließlich sei „der Druck jetzt erst einmal raus“.

Sanierung Döbeln/Friedrichstraße

Denn es kommen wesentlich weniger Asylbewerber nach Mittelsachsen. Im April werden insgesamt 75 erwartet. Weil es darüber hinaus keine verlässlichen Prognosen gebe, will der Landkreis keine neuen Unterkünfte schaffen, vorhandene aber auch nicht abbauen. Landrat Damm hatte eine Untersuchung angekündigt, ob eventuell Einrichtungen zusammengelegt werden können. „Derzeit gibt es aber noch keine konkreten Pläne für Zusammenlegungen von Unterkünften“, ließ Dieter Steinert am Donnerstag ausrichten. Er erklärte zudem: „An der Sanierung der Unterkunft an der Döbelner Friedrichstraße hält der Landkreis weiterhin fest.“ Dort sind derzeit 62 Plätze frei. In der Unterkunft an der Mastener Straße sind es 22, an der Bahnhofstraße 23. In Roßwein gibt es 76 freie Betten.