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Schulverkauf sorgt für Wirbel

Der erste Anlauf war gescheitert. Nun soll das Gebäude deutlich billiger weggehen. Das macht Stadträte skeptisch.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Der geplante Verkauf der alten Spansberger Schule sorgte jetzt im Gröditzer Stadtrat für Wirbel. Die Stadtverwaltung um Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) hatte vorgeschlagen, Haus und Grundstück an Gerd Tischer zu veräußern. Der Landhändler aus Spansberg ist selbst Stadtrat für die Bürgervereinigung. Bei diesem Thema befangen, musste er vom Ratstisch auf einen Publikumsplatz ausweichen.

Vom dort aus konnte er eine Kontroverse um den Verkauf verfolgen. Die Debatte drehte sich unter anderem um den Verkaufspreis. 10 000 Euro erschienen zum Beispiel Peter Packroff (SPD) und Erika Lau (Freie Wähler) zu gering für zwei Grundstücke mit insgesamt 2 300 Quadratmetern Fläche plus Schulhaus. Zumal die Schule beim ersten Verkaufsversuch anno 2013 der Stadt mit 16 500 Euro deutlich mehr Geld einbringen sollte. Damals hatte ein Käufer-Trio Interesse an dem 1895 errichteten Bau samt Grundstück signalisiert. Was nach dem Verkauf aus der Immobilie werden würde, schien auch schon klar: „Es ist geplant, das Objekt als eine Fahrradpension für alle, die das Elbe-Rödergebiet erkunden wollen oder nur auf der Durchreise sind, umzubauen“, hieß es im damaligen Stadtratsbeschluss.

Aus dem Geschäft wurde letztlich aber nichts, da sich zwei der drei Käufer zurückzogen, so Stadtchef Jochen Reinicke. Einer aus dem Käufer-Trio von 2013 blieb aber übrig: Gerd Tischer. Daneben habe es auch noch weitere Interessenten und Bewerber gegeben, so der Bürgermeister.

Bürgermeister Reinicke verwies darauf, dass die Stadt nach dem geplatzten Verkaufsversuch von 2013 die Schule auch hätte versteigern können. Damit habe Gröditz aber schlechte Erfahrungen gemacht, in der Vergangenheit Immobilien wie der Bahnhof oder die Kaufhalle seien so in falsche Hände geraten. „Da hatten wir als Stadt Schwierigkeiten, Einfluss auf die Grundstücke zu nehmen.“ In Spansberg soll sich das nicht wiederholen.

Dass die Immobilie nun an Gert Tischer geht, begründete der Bürgermeister weiterhin damit, dass die Gemeinde Grundstücke in der örtlichen Lage zusammenzuhalten will, wenn möglich. In Spansberg ist das möglich: Gerd Tischer besitzt gleich nebenan weitere Flächen.

Was einen vermeintlich zu geringen Verkaufspreis anging, verwies Reinicke auf ein aktuelles Wertgutachten zu dem Schul-Grundstück. Das weise sogar ein Wert von unter 10 000 Euro aus. Der Grund sei, dass die Immobilie abgeschrieben ist, Kleinkläranlage gebaut werden müsse und das Grundstück belastet ist. Das die Feuerwehr durchfahren muss, um zu ihrem Gerätehaus hinter der Schule zu gelangen.

Stadträte, die keinen rechten Grund für die Wertunterschiede zwischen dem aktuellen Wertgutachten und jenem von 2013 erkennen konnten, bat Reinicke, die Sachkunde des Gutachters zu akzeptieren.

Bedenken von Siegmund Hubrich (CDU), dass die Feuerwehr Probleme mit ihrer Zufahrt bekommen könnte, wenn der künftige Grundstücksbesitzer die kleine Brücke nicht reparieren sollte, wies der Bürgermeister zurück. Die Überfahrt müsse der neue Eigentümer unterhalten.

Am Ende stimmte der Stadtrat dem Verkauf zu – allerdings nur mit einer knappen Mehrheit. Aus einzelnen Fraktionen war Unmut zu vernehmen. Nicht, weil die Immobilie verkauft wurde oder an wen. Sondern deshalb, wie der Verkauf lief. Das dürfte jetzt aber Makulatur sein.