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Schummelei an Sachsens Polizeihochschule

Ein Dozent in Rothenburg soll vor einer Prüfung Aufgaben und Lösungen an Studenten gegeben haben. Getrickst wurde dort schon öfter.

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© Jens Trenkler

Von Frank-Uwe Michel

Die Hochschule der sächsischen Polizei in Rothenburg wird von einem Skandal erschüttert. Ein Mitarbeiter steht unter Verdacht, Aufgaben und Lösungen einer Prüfung an Studenten weitergegeben zu haben. Der Mann sei vom Dienst suspendiert worden, sagte Harald Kogel, Rektor der Hochschule, am Mittwoch.

Nach einem Bericht des Magazins „Stern“ soll der Mitarbeiter der Hochschulverwaltung angehenden Kommissaren ermöglicht haben, die Prüfungsaufgaben mit dem Handy abzufotografieren, während er selbst nicht im Büro gewesen sein soll. Anschließend sollen die Daten für die Studenten über das Internet abrufbar gewesen sein. Im Fokus steht der 24. Jahrgang der Hochschule, dessen Teilnehmer noch ein Jahr Studium vor sich haben. Der mutmaßliche Betrug soll herausgekommen sein, als sich Studenten Dozenten anvertrauten.

Rektor Kogel wollte diese Details zunächst nicht bestätigen. Es werde alles geprüft, auch, ob es schon vorher Schummelversuche gegeben habe. „Wir schauen uns im Moment alles an.“ Fest stehe jedoch, dass es der schwerwiegendste Vorfall der letzten fünf Jahre in Rothenburg ist. Betroffen seien 175 Studenten. Wie mit ihnen weiter verfahren wird, müssten die Untersuchungen des Prüfungsausschusses zeigen, so Kogel. Erst im vergangenen September habe es konkrete Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben.

Die Staatsanwaltschaft Görlitz hat ein Verfahren eingeleitet. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen Geheimnisverrat, teilt ein Sprecher mit. Außerdem muss sich der Mitarbeiter im Rang eines Regierungsrats in einem Disziplinarverfahren verantworten. „Gerade an einer Polizeihochschule sind Mitarbeiter und Studenten in besonderem Maße Recht und Gesetz verpflichtet.“

Es ist nicht das erste Mal, dass an der Polizeihochschule versucht wurde zu tricksen. Schon im 23. Jahrgang, dessen Teilnehmer die Schule inzwischen verlassen haben, hatte es Täuschungsversuche gegeben. 17 Studenten wurden daraufhin Ende September nicht zu Kommissaren ernannt. Nachprüfungen müssten noch durchgeführt werden, so Kogel. Er spricht von einer Katastrophe und fürchtet einen Image-Schaden für die Polizeihochschule.

Das Innenministerium in Dresden will den Fall derzeit nicht kommentieren. Die Hochschule stand zuletzt mehrfach im Fokus der Öffentlichkeit. Im August kam heraus, dass es wegen Personalmangels massive Stundenausfälle gibt. Im September wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Leipzig gegen einen Hochschullehrer ermittelt, der unter Verdacht steht, sechs Osteuropäern geholfen zu haben, sich in Deutschland illegal aufhalten und arbeiten zu können. (mit SZ/two/lot)