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Schuster macht jetzt auch Schlüssel nach

Peter Söhnel hat die Maschinen von Gert Rudolf übernommen. Der hatte sein Geschäft zum Monatsende geschlossen.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Als Gert Rudolf auf der Heinrich-Heine-Straße das Ende seines Sicherheits-Fachgeschäftes bekanntgab, war bei Peter Söhnel gleich der Groschen gefallen: Die Sofort-Schlüsselanfertigung könnte man doch übernehmen, dachte er sich. Die dazu nötigen Maschinen müssen dabei nur 20 Meter über die Dresdner Straße getragen werden. So kam es auch.

Keine Sicherheitstechnik

Schuhmacher Söhnel ist technikbegeistert und traute sich auch die Herstellung von Ersatzschlüsseln zu. Mehrfach besuchte er Gert Rudolf, um sich unterweisen zu lassen. Die Maschinen sind recht einfach zu bedienen, findet Peter Söhnel. Nur von der Sicherheitstechnik ließ er die Finger.

Nun kamen am gestrigen Tag schon die ersten Schlüsselaufträge rein. Peter Söhnel hat seine Lagerbereiche umgeräumt, die Schuhe, die er – neben Reparaturaufträgen – verkauft, mussten zusammenrücken. So bekam der Schuhmachermeister Platz, um die vier kleine Fräsmaschinen und eine Poliermaschine aufzustellen. An den Wänden hängt jetzt das große Sortiment der Rohschlüssel, die je nach Vorlage bearbeitet werden. Dazu legt Peter Söhnel den zu kopierenden Schlüssel und den Rohling in die Maschine ein, die die Struktur abgreift und ausfräst. Danach muss nur noch entgratet werden. Die Preise hat Peter Söhnel nicht angehoben – es sind geringe Beträge für eine Leistung, die sonst in Großenhain – außer dem Landmaxx – keiner anbietet. „Aber ich mache das auch, damit vielleicht noch mehr Menschen auf mein eigentliches Geschäft aufmerksam werden“, sagt der Schuhmacher. In der Zeit, wo Kunden auf ihren Ersatzschlüssel warten, könnten sie ja das Angebot an Damen- und Herren- sowie Hausschuhen in Augenschein nehmen. Noch muss sich Peter Söhnel an die übernommene große Auswahl an Musterschlüsseln gewöhnen. Welchen er jeweils wählt, hängt von der Schlüsselart ab. So sind eingestanzte Nummern oder Namen Hinweise dafür, die sich Peter Söhnel noch besser einprägen will.

Türöffnungen macht er nicht

„Es wäre schon sinnvoll, wenn es jemand in der Stadt weitermacht“, hatte Gert Rudolf sich selbst gewünscht. „Denn der Schlüsseldienst ist ein Handwerk mit Zukunft. Die Kriminalität nimmt zu, und da muss man sich dagegen schützen“, so der Schlosser, der nun in Rente ist.

Allerdings wird Peter Söhnel keine Türöffnungen anbieten. Dafür ist er dann doch nicht ausgebildet, da bleibt er bei seinen (Schuster)Leisten. Allerdings lässt er sich bei seiner Arbeit gern über die Schulter schauen. Als einer der letzten traditionell geführten Werkstätten Sachsens lädt Peter Söhnel an besonderen Tagen zum Blick hinter den Ladentisch ein.