Rico Löb
Leppersdorf/Pulsnitz. Wieder einmal heult die Sirene in Pulsnitz: Kurze Zeit später fährt ein Fahrzeug der Feuerwehr zum Schlossteich. Dafür kann es derzeit nur einen Grund geben: Die Schwanenfamilie. Zum fünften Mal schon kamen die Kameraden wegen der Tiere zum Einsatz. Erneut fühlten sich wohl Passanten von Vater Schwan bedroht. Der war wieder mal an Land unterwegs und fauchte alle an, die ihm zu nahe kamen. Letztlich begleiteten die Feuerwehrleute das Tier ins Wasser, keinem war etwas passiert. Doch als die Feuerwehr wieder weg fuhr, dauerte es nicht lange, bis der Schwan erneut spazieren ging. Diesmal zog es ihn an die Eingangstür des Eiscafés am Schlossteich. Die Glasscheibe hatte es dem Vogel offenbar angetan oder besser sein Spiegelbild. Der Vogel vermutet wohl einen Rivalen, will ihn verjagen oder seine Familie beschützen. Und wenn das so ist, dann klopft Vater Schwan hartnäckig mit dem Schnabel. Zwischenzeitlich hatte die Stadt auch versucht, mit einer Warnbake und Flatterband, die Ausflüge des Vogels zu unterbinden.
Auch Heike Kühnel vom benachbarten Modegeschäft hat das schon erlebt. „Die ganze Schwanenfamilie stand bei uns vorm Schaufenster. Der Vater pochte fast eine halbe Stunde gegen das Fenster und ließ sich von nichts aus der Fassung bringen“, erinnert sich die Verkäuferin. Kein Wunder, dass sich Passanten immer wieder durch das fauchende Tier bedroht fühlen. Damit das bald der Vergangenheit angehört, hat die Stadtverwaltung nun reagiert. Ein etwa 50 Zentimeter hoher Wildzaun wurde jetzt rings um den Uferbereich am Herrenhausplatz errichtet. Und er scheint Wirkung zu zeigen: Vorerst blieben die Schwäne im Wasser, in sicherem Abstand zum benachbarten Fußweg. Aber auch die Spaziergänger selbst können dazu beitragen, dass die Tiere nicht ständig zu nahe kommen. „Das Streuen von Brot trägt sicherlich dazu bei, dass die Schwäne auch mal an Land kommen und auch dann noch etwas haben wollen, wenn das Brot schon längst alle ist“, so Matthias Mietzsch von der örtlichen Feuerwehr. Viele Leute kämen zum Entenfüttern. Sie sollten achtgegeben, dass sie die Schwäne nicht unbedingt anlocken. Und wer sich unsicher ist, der sollte das Anfüttern besser ganz seinlassen, schätzt Feuerwehrchef Mietzsch ein.
Bei einem Schwan in Leppersdorf half vor einigen Wochen auch nicht das leckerste Futter. Das Tier hatte sich in einem Plasteteil verheddert. Anwohner benachrichtigten die Feuerwehr. Die Kameraden versuchten den Schwan auf unterschiedlichste Weise anzulocken, unter anderem mit Futter. Ohne Erfolg. Auch Schwanenexperte Thomas Eißer versuchte mehrmals vergeblich, dem Tier habhaft zu werden. An einem Sonntag Mitte Juli hörten Anwohner in Leppersdorf schließlich einen lauten Knall. „Als ich aus dem Fenster zum Dorfteich hinüberblickte, sah ich, wie in der Stromleitung die Funken sprühten. Unser Dorfteichschwan fiel wie ein Stein nach unten“, erzählte Thomas Rammer aus Leppersdorf. Er und die anderen Leppersdorfer bekamen den Schwan zu fassen und konnten ihn von seiner Last befreien. Sie brachten ihn anschließend zum Wallrodaer Stausee.