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Schwanensuche mit Hindernissen

Deutsch Paulsdorfs Schlossherr lässt nichts unversucht für das Liebesglück von Hildegard. Damit ist er nicht der einzige.

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© SZ/Anja Gail

Von Anja Gail

Ein Schwan bewegt die Gemüter. Und das so sehr, dass der Besitzer des Deutsch Paulsdorfer Schlosses auf dem Internetportal eBay-Kleinanzeigen eine außergewöhnliche Suche gestartet hatte. Nach einem neuen Gefährten für das Schwanenweibchen.

Wolfgang Jung (kl. Foto rechts) und seine Frau umsorgen und füttern den Schwan.
Wolfgang Jung (kl. Foto rechts) und seine Frau umsorgen und füttern den Schwan. © nikolaischmidt.de
Schlossbesitzer Gotthardt von Wallenberg ...
Schlossbesitzer Gotthardt von Wallenberg ... © Pawel Sosnowski/80studio.net
... und Teichpächter Kurt Klare sind froh, dass es Hildegard gut geht.
... und Teichpächter Kurt Klare sind froh, dass es Hildegard gut geht. © Elisa Hempel

Seit Gotthardt von Wallenberg das Anwesen samt Park und Teich vor einem guten Jahr gekauft hat, kennt er auch die Geschichte der Schwäne. Zumindest weite Teile davon. Denn sein Teichpächter, der Deutsch Paulsdorfer Kurt Klare, ist der „Schwanenvater“ im Dorf. Mithilfe von anderen Bewohnern sorgt er sich seit über 14 Jahren um das Wohl der stattlichen Wasservögel, die die Gemeinde einst vom Görlitzer Tierpark bekommen hat. Weil die Schwäne nicht mehr fliegen konnten, waren sie immer schon auf das Zufüttern und ein wachsames Auge der Menschen im Dorf angewiesen.

So ging es viele Jahre lang gut. Nachwuchs bekamen die Tiere nicht. Aber die Schwäne und der Teich, das war ein vertrautes schönes Bild. Bis Kurt Klare im Sommer 2013 eine traurige Entdeckung machte. Als er eines Morgens zum Teich kam, um die Schwäne zu füttern, fand er Edgar, das Männchen, erschlagen im Park. Durch eine glückliche Fügung bekam Hildegard, wie er das Weibchen getauft hatte, schon wenige Monate später einen neuen Gefährten: Schwan Karlchen.

Die Geschichte um Hildegard war auf irgendeinem Weg bis ins Rathaus von Ronneburg gelangt. Weil auch Karlchen allein war, entschlossen sich die Thüringer, ihren Schwan nach Sachsen zu geben. Die Zusammenführung gelang ohne Probleme. Und im Sommer 2014 brütete Hildegard zum ersten Mal zwei Schwaneneier aus. Doch dann ereignete sich das nächste Unglück. Karlchen wurde im Frühjahr 2015 vergiftet. Zumindest hatte ein Tierarzt das so festgestellt. Welches Gift es war, blieb unklar. Es wäre zu aufwendig und teuer geworden und hätte Karlchen nicht mehr lebendig gemacht.

Seitdem zog das Weibchen wieder allein seine Bahnen auf dem Schlossteich. Und alle Bemühungen, die Kurt Klare unternahm, um einen neuen Partner für Hildegard zu finden, blieben ohne Erfolg. Da man über Schwäne sagt, dass sie sehr treue Tiere sind und ihnen ein Partner an der Seite fehlt, schaltete sich auch Herr von Wallenberg mit ein und inserierte im Internet. Bisher hat sich niemand auf seine Suchanzeige gemeldet. Aber inzwischen hat die Geschichte eine Wendung genommen.

Denn plötzlich lag der Schlossteich ganz verlassen da. Keine Spur von Hildegard. „Ich habe tagelang im Dorf Ausschau gehalten“, erzählt Kurt Klare. Nichts. Bis sich herausstellte, dass das Schwanenweibchen im Grunde nur mal um die Ecke gewatschelt war. Bei Wolfgang Jung und seiner Frau waren die Schwäne auch früher schon gewesen. Denn auf dem Grundstück des sehr tierlieben Rentnerehepaares befindet sich ein idyllisch gelegener Teich. Dort und im Garten hat das Schwanenweibchen, wie es aussieht, ein neues Zuhause bezogen. Der Teich liegt geschützt und ruhig.

Nebenan gackern Hühner und auch Wildenten lassen sich hin und wieder blicken, wie Wolfgang Jung erzählt. Ob es die Entengrütze auf dem Gewässer ist, die Nähe zu den anderen gefiederten Tieren, der Zuspruch und das Füttern seiner neuen Zieheltern oder ob es dem Schwan im Schlosspark manchmal zu laut war – niemand weiß das, denn Hildegard ist ein Tier und kann dazu nichts sagen. Aber sie will scheinbar auch nicht mehr weg.

Und so wird sie wohl ihren Lebensabend hier verbringen. Denn sie zu verjagen und zurück auf den Schlossteich zu bringen, das kommt nicht infrage. Kurt Klare schätzt Hildegards Alter auf etwa 20 Jahre. Viel älter werden Schwäne auch gar nicht. Und deshalb haben sich die Beteiligten entschlossen, ihr den beschaulichen Lebensabend zu gönnen und verstärkt Ausschau nach Jungtieren zu halten.

Kurt Klare hat schon Kontakte zu einem Züchter geknüpft. Vielleicht könnte das klappen. Dann wäre im nächsten Jahr wieder ein Schwanenpaar auf dem Deutsch Paulsdorfer Schlossteich zu Hause. Das würde auch Gotthardt von Wallenberg begrüßen, denn der öffentlich zugängliche Park ist ein wunderschöner, friedlicher Ort. Und diesem anmutigen Anblick fehlt jetzt einfach wieder ein Schwanenpaar.