Von Julia Vollmer und Christoph Springer
Dresden. Sie kamen an zwei Tagen wie ganz normale Gäste in mehr als 100 Lokale, wollten aber nichts bestellen. Stattdessen packten die 100 Zollfahnder Befragungsbögen aus und ließen sich von den Mitarbeitern der Gaststätten genau erklären, wer sie sind und zu welchen Bedingungen sie arbeiten. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamtes Dresden war in der vergangenen Woche unterwegs, um zu prüfen, ob in Restaurants, Kneipen, Bars und Imbissläden in Dresden, Leipzig und Umgebung nach Regeln des Arbeitsrechts gekocht und gekellnert wird. Dabei fielen ihnen 94 Mitarbeiter auf, berichtete Heike Wilsdorf, die Sprecherin des Hauptzollamtes. „Das ist sehr viel“, sagt sie. Gänzlich ohne Treffer würden solche Überprüfungen nie ablaufen. Jetzt muss geprüft werden, ob die Verdächtigen wirklich schwarz gearbeitet haben oder weniger Geld als den Mindestlohn bekommen.
Wie viele Lokale in Dresden überprüft wurden, kann Heike Wilsdorf nicht sagen. Die Angetroffenen müssen unter anderem erklären, wie viel sie verdienen und wie viel Urlaub es gibt. Und: „Die Gastronomie ist eine Schwerpunktbranche“, so Wilsdorf. Im Visier der Zollfahnder seien vor allem die Arbeitsstätten, bei denen viele Tätigkeiten auch von Ungelernten oder Saisonkräften erledigt werden können.
Saisonkräfte beschäftigt auch Thomas Jakob, Chef des Schillergartens. Sein Restaurant war diesmal nicht, aber in den Vorjahren schon häufig Ziel der Kontrollen. „Gefunden haben sie nie etwas, wir halten uns an alle Vorgaben“, betont er. Bei den Überprüfungen mussten er und seine Mitarbeiter Dienstpläne und Arbeitsverträge vorzeigen. Um die Stundenerfassung zu organisieren, hat Jakob eigens eine Vollzeitstelle schaffen. Auch Thomas Gaier, Geschäftsführer vom Schloss Eckberg, kennt das Verfahren. Eine Kontrolle vor Ort gab es in seinem Haus noch nicht, aber er muss regelmäßig an die Landesdirektion als Aufsichtsbehörde die Dienstpläne schicken. Diese kontrolliert, ob die maximale Tages-Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag pro Mitarbeiter nicht überschritten wird. Die Regelung sei für die Hotelbranche mit Hochzeiten und Banketts sehr schwierig umzusetzen, aber Gaier hält sich daran.
Marc Arendt, Chef des Ringhotels, bemängelt, dass der Zoll meist um 19 Uhr kommt, wenn das Essen serviert wird. Das störe die Abläufe. Dehoga-Chef Axel Klein nimmt seine Leute in Schutz. „Klar gibt es schwarze Schafe, aber die meisten halten sich an die Regeln.“