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Schwarzer von Polizei am Strick abgeführt

Die Sklaverei ist in den USA lange abgeschafft. Nun erinnert eine Festnahme in Texas an diese Zeiten und löst Empörung aus. Die Polizei versucht, das zu erklären.

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Eine Festnahme in Texas löst heftige Kritik aus.
Eine Festnahme in Texas löst heftige Kritik aus. ©  Screenshot: SZ

Von Jürgen Bätz und Benno Schwinghammer

Galveston. Berittene Polizisten im US-Bundesstaat Texas haben einen schwarzen Verdächtigen am Strick abgeführt. Ein Foto der Szene sorgte unter anderem in sozialen Medien für Empörung. Das Vorgehen wurde als rassistisch und als makaberes Echo der Zeit der Sklaverei in den USA kritisiert.

Die Polizei im Ort Galveston erklärte auf Facebook, die beiden Beamten hätten sich beim Abführen des Verdächtigen nicht optimal verhalten und hätten auf ein Transportfahrzeug warten sollen. Sie bat den Verdächtigen wegen der "unnötigen Peinlichkeit", jemanden neben dem Pferd laufend am Strick abzuführen, am Montag um Entschuldigung.

"Meine Polizisten hatten keinerlei böswilligen Absichten zum Zeitpunkt der Festnahme, aber wir haben unsere Regeln sofort geändert, um den Einsatz dieser Praxis künftig zu verhindern", schrieb Polizeichef Vernon Hale. Der abgeführte 43-Jährige war von den Beamten nach Angaben der Polizei am Samstag wegen Verdachts auf Hausfriedensbruch festgenommen worden.

Die Polizisten legten ihm daraufhin Handschellen an, banden einen Strick daran und führten ihn ab. Es blieb zunächst unklar, ob Disziplinarmaßnahmen gegen die beiden Beamten eingeleitet wurden.

Die "New York Times" zitierte Leon Phillips von der "Koalition für Gerechtigkeit" in Galveston, der die Entlassung der Polizisten forderte. "Wenn es ein weißer Mann gewesen wäre, wäre er nicht auf diese Weise behandelt worden." Es gebe ganz sicher keine Regel, die es erlaube, jemanden auf einem Pferd sitzend am Strick die Straße runter zu führen.

"Jede schwarze Person über 30 Jahre weiß noch, wie es einmal war", sagte Phillips weiter. Er werde emotional wegen des Vorfalls, weil er in einem Amerika während der Rassentrennung aufgewachsen sei. "Die Leute haben gesagt und gemacht, was immer sie wollten."

Die Anwältin der Familie des Festgenommenen, Melissa Morris, sagte dem lokalen TV-Sender KPRC: "Ich bin entsetzt. Ich finde, die Art, wie sie mit ihm umgegangen sind, war widerlich." Die Familie fühle sich beleidigt und sei verärgert. Die Art der Festnahme sei einfach entwürdigend gewesen.

Die Kampf für die Gleichstellung von Afroamerikanern hat in den USA eine lange Geschichte. Die Sklaverei war zwar bereits im 19. Jahrhundert abgeschafft worden, doch in den Südstaaten schrieben Gesetze die Trennung von Schwarzen und Weißen weiterhin fort. So mussten sie unterschiedliche öffentliche Einrichtungen benutzen. Für dunkelhäutige Menschen auf Reisen wurden im sogenannten Grünen Buch Restaurants und Hotels aufgeführt, die Afroamerikaner besuchen mussten.

Rassismus ist an der Tagesordnung

Erst in den 60er-Jahren und nach riesigen Protesten wie dem legendären "Marsch auf Washington" im August 1963 wurde die Rassentrennung schließlich aufgehoben. Doch noch immer werden Schwarze in den USA mit Rassismus konfrontiert. Videos von Polizeieinsätzen, bei denen oftmals weiße Beamte unangemessene Gewalt gegenüber Schwarzen ausüben, verbreiten sich immer wieder viral und führen zu einem Aufschrei in der Bevölkerung.

So auch bei dem Fall in Galveston: Ein Foto der Szene, offenbar aus einem Auto heraus aufgenommen, verbreitete sich schnell im Internet und zog Tausende teils wütende Kommentare nach sich. Zahlreiche Twitter-Nutzer sprachen von Rassismus, einige forderten die Entlassung der Polizisten. Ein weiterer Nutzer erklärte, er hoffe, der Verdächtige werde die Polizei auf Schadenersatz verklagen.

Doch es gab auch Gegenstimmen im Netz. Einige Kommentare kamen den Polizisten zur Hilfe. Diese seien lediglich dem gefolgt, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hätten und würden dafür nun an den Pranger gestellt, schrieb ein Nutzer auf Facebook. (dpa)