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Schwitzen zum Mühlentag

Seit 20 Jahren weiß Martin Mäke immer, was er Pfingsten macht. Trotzdem war es diesmal wieder etwas anders.

Von Heike Sabel
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Müllermeister Martin Mäke hat schwer zu schleppen. Denn in der Bähr-Mühle in Bad Gottleuba wurde zu Pfingsten wieder gemahlen.
Müllermeister Martin Mäke hat schwer zu schleppen. Denn in der Bähr-Mühle in Bad Gottleuba wurde zu Pfingsten wieder gemahlen. © Marko Förster

Es rattert, schnurrt, läuft wie immer. Doch es riecht anders. Und da ist dieses Summen, das für den Müllermeister Musik ist. Die Bähr-Mühle hat Pfingsten wieder einmal Mehl gemahlen. Zum ersten Mal nach 18 Jahren wieder. 

Das 20. Mühlenfest war es Familie Mäke wert. Eine Tonne Liebenauer Getreide wurde zu Mehl, das zum Fest verkauft wurde. Die Mühle läuft sonst auch, aber eben ohne Getreide und Geruch und Summen.

Sechs Runden dreht das Korn, bei jeder wird etwas Mehl herausgepresst. Üblich sind 16 Durchgänge, das ist dann effektiv. Aber am Wochenende ging es nicht um Effektivität, sondern um das Zeigen. Am Mehl ändert es nichts, ob das Korn sechs oder 16 Mal ausgepresst wurde. Bis das Korn gemahlen wird, ist es schon fünf Mal die vier Etagen der Mühle hoch- und runtergefahren, schließlich muss es gereinigt werden, damit das Mehl auch wirklich sauber ist. Ein Bekannter von Mäkes hat 25 Kilogramm Mehl bestellt. Er will Brot backen. Das Mäke-Mehl eignet sich für alles, Brot, Brötchen, Kuchen. Viele der Besucher am Sonntag und Montag sind Stammgäste. So wie die Gräfes, die sich bedanken und über die Mehl-Überraschung freuen.

Bei den Führungen durch die Mühle wird es eng zwischen den Absperrungen. Das Interesse ist auch nach 20 Jahren groß. Beim ersten Mal war Martin Mäke 14. Inzwischen ist er Müllermeister und arbeitet als technischer Leiter im Heidenauer Agroterminal. Das ist zwar keine Mühle, hat aber zumindest auch mit Getreide zu tun. Die Bähr-Mühle, die seit 1865 in Familienbesitz ist, ist für alle Mäkes Hobby. Sie werden dabei von den Gottleubaer Handballern unterstützt, die dafür sogar den Handballfreunde-Verein gegründeten. Das erste Bährmühlen-Mehl wurde um 1365 gemahlen, in diesem Jahr ist die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Damals aber war das Mehl gröber, fein gemahlen wird erst seit 1880. Der älteste Walzenstuhl in der Mühle ist von 1908.


© Marko Förster
© Marko Förster
© Marko Förster
© Marko Förster
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Fünf Säcke klemmen unter den Mehlstutzen. Kurze Probe mit den Fingern. Feines Mehl. Aber was ist das? Ein kleines Korn, das da nicht hingehört. Die Fehlersuche beginnt. Ein Sieb könnte ein Loch haben. Das klingt so leicht, doch es gibt 36 Siebe. Mäke weiß, wo er suchen muss – und findet nichts. Also kein kaputtes Sieb, nur ein verirrtes Korn. Die zweite Probe am Einfüllstutzen bestätigt das. Trotzdem sortiert Mäke den entsprechenden Sack aus. Die anderen werden, wenn sie voll sind, mit dem Fahrstuhl runter gefahren. Mit dem darf auch der Müller fahren. „Wenn er nicht zu schwer ist“, sagt Martin Mäke.

Er läuft ständig die Treppen hoch und runter, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend. Er hört, ob alles rund läuft oder zum Beispiel ein Riemen gerissen ist. Das ist wie wenn beim Fahrrad die Kette runterspringt. Mit dem Unterschied, dass es beim Fahrrad nur eine Kette, in der Mühle aber unzählige Riemen gibt. Irgendwann, wenn Mäke mal Zeit hat, will er die Länge aller Riemen messen – und alle Fenster zählen. Beim ersten Mal hat er bei 150 aufgehört.

Nach Pfingsten wird die Mühle erstmal wieder geputzt. Trotzdem soll es bis zum nächsten Mehl nicht wieder 18 Jahre dauern, auch wenn der Aufwand schon gewaltig ist. „Ich will es ja nicht verlernen“, sagt Martin Mäke. Aber wahrscheinlich ist das mit dem Mehlmahlen eben wie mit dem Radfahren, man verlernt es nie.