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Schwungvoll durchs Leben

Sein Interesse gehört antikem Trödelkram. Auf dem Bautzener Wenzelsmarkt aber ist Heiko Menschner mit Holz- und Korbwaren.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Der Großvater braucht noch ein Geschenk für seinen Enkel. „Können Sie bitte Theodor in das Brett schreiben“, fragt er Heiko Menschner. Der Großröhrsdorfer greift zum Lötkolben und ritzt mit Hitze den Namen ins Holz. Für einen Augenblick duftet es wie in einer Holzwerkstatt. Zufrieden nickt der Kunde nach getaner Arbeit, bezahlt und verschwindet in den Menschenmassen auf der Reichenstraße.

Der Händler schnappt sich einen Holzlöffel und bringt mit einem kurzen Anstoß die Figuren an den Metallfedern wieder zum Schwingen. Ganz leise ist Weihnachtsmusik zu hören. Heiko Menschner kommt seit zwölf Jahren auf den Bautzener Weihnachtsmarkt. Neben Brettern aller Art und Größe und den Spielzeugschnipsfiguren gibt es bei ihm auch außergewöhnliche Kristalle, Körbe und Vogelhäuschen. In diesem Jahr hat er auch Teppichklopfer im Sortiment. „Da haben Kunden im vergangenen Jahr nachgefragt, da habe ich sie dieses Jahr dabei“, sagt der 56-Jährige. Sein erstes Standbein ist allerdings der Antikhandel. Der Verkauf alter Schränke, Truhen, Stühle und Bilder beschäftigt den Sachsen schon seit 35 Jahren.

Interesse für außergewöhnliche Steine

Damals ist Heiko Menschner allerdings noch Hauer bei der Wismut in Leupoldishain. Die Arbeit im Schacht ist körperlich schwer. Beim Uranbergbau entdeckt er auch sein Interesse für außergewöhnliche Steine und bringt so manchen glitzernden Schatz – verbotenerweise – mit nach Hause. Heimlich schwimmt er auch noch im September 1989 mit seinem Hund durch die Neiße und meldet sich in der BRD-Botschaft in Polen. Wenig später fällt die Mauer. Heiko Menschner geht aber erstmal in die Eifel. Jede Mark legt er auf die hohe Kante und kauft sich dann einen Transporter. Das Auto belädt er mit Südfrüchten und verkauft sie als einer der Ersten auf der Prager Straße. Die Bananen sind in den ersten Monaten begehrter denn je. Ein absoluter Renner sind aber auch Überraschungseier. „Ich habe jede Woche 100 000 Stück verkauft“, sagt der Wenzelsmarkthändler. Doch das Leben auf der Überholspur fordert auch seinen Tribut.

Inzwischen lässt es der Großröhrsdorfer ruhiger angehen. Sein spannendes Leben schmunzelt er leise weg.

Eine ältere Dame fragt nach einem Stollenbrett. Es wandert von Hand zu Hand. Heiko Menschner schaut in das Gewimmel. „Wir lieben die schöne Atmosphäre auf dem Bautzener Weihnachtsmarkt“, sagt er und schiebt mit seinem Löffel wieder die Schnipsfiguren an. Eine weitere Kundin interessiert sich für die Körbe und die Bambusbrettchen. Noch einmal lässt der Verkäufer den Lötkolben über das Holz flitzen. Für einen Augenblick duftet es auf der Reichenstraße wie beim Kaminanfeuern.