Sebastian Scheel wird Bausenator in Berlin

Ein Wort sticht aus dem Lob heraus. Berlins künftiger Bausenator Sebastian Scheel ist nach Einschätzung von Linkenchefin Katina Schubert nicht nur fachlich versiert und exzellent vernetzt. Der 44-Jährige, urteilt die Landespolitikerin über ihren Parteifreund, sei auch „sturmerprobt“.
Wohl wahr. Scheels politische Laufbahn ist selbst für das an Überraschungen reiche Metier außergewöhnlich. Knapp 13 Jahre war der Linke bis 2017 Abgeordneter in Sachsens Landtag. Intern liebäugelte der Finanzexperte, der unter anderem Philosophie und Volkswirtschaft studiert hatte, mit der Spitzenkandidatur – und damit, Regierungschef zu werden. Damals erreichte die Partei in Sachsen noch Werte um die 20 Prozent. Ein Dreierbündnis mit SPD und Grünen schien zeitweise möglich.
„Genosse Genießer“ titelte die Zeit über Scheel und nahm dabei seinen Hang zu teuren Anzügen und Accessoires wie einem kostspieligen Füller in den Blick. Die Sächsische Zeitung schrieb 2012: „Sollte tatsächlich ein Gespenst des Kommunismus durchs Dresdner Parlamentsviertel geistern, dann ist es nicht in proletarische Lumpen gehüllt. Es trägt ein gut sitzendes Jackett, eine Werber-Brille und kennt die Details des Landeshaushalts.“

Scheels Auftreten verprellte die Genossen, die nicht auf Regierungsbeteiligung, sondern konsequente Opposition setzten. Der fachlich angesehene Politiker verließ durch einen Umzug innerhalb des Freistaates den damals orthodoxen Leipziger Linkenverband. Offensichtlich sah der parlamentarische Geschäftsführer keine ausreichenden Perspektiven in der Sachsen-Linken und griff zu, als sich eine Chance bot.Berlins linke Bausenatorin Katrin Lompscher ernannte Scheel zum Staatssekretär. Vorgänger Andrej Holm war nach nur einem Monat im Zusammenhang mit Stasivorwürfen zurückgetreten. Drei Jahre später tritt Lompscher wegen Abrechnungsvorwürfen zurück, die Linke benennt für den Posten Scheel. Am Donnerstag soll der zweifache Vater vereidigt werden. Im boomenden Berlin ist Wohnraum knapp. Mieten stiegen. Scheel war am bundesweit einmaligen Mietendeckel beteiligt, gegen den mehrere Klagen vorliegen. Die mitregierende SPD mahnte ihn bereits, beim Neubau „noch eine Schippe draufzulegen“.