Sebnitz
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Benefizkonzert für die Glocken von Mikulasovice

In der Hinterhermsdorfer Kirche erklingt am 30. Oktober geistliche Musik aus Nordböhmen. Das hat einen ganz besonderen Grund.

Von Anja Weber
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Für die Kirche in Mikulásovice. sollen zwei neue Glocken gegossen werden. Dafür gibt es jetzt ein Benefizkonzert in Hinterhermsdorf.
Für die Kirche in Mikulásovice. sollen zwei neue Glocken gegossen werden. Dafür gibt es jetzt ein Benefizkonzert in Hinterhermsdorf. © Daniel Schäfer

Die Kirchgemeinden von Sebnitz und Mikulasovice (Nixdorf) fühlen sich schon viele Jahre verbunden. Gemeinsame Kirchenchorauftritte mal dies- und mal jenseits der Grenze gehören dazu, auch gemeinsame Konzerte. Die Kirche in Mikulasovice ist für viele Sebnitzer zu einer Art Wallfahrtskirche geworden. Kein Wunder, dass ihnen das Schicksal des Gotteshauses besonders am Herzen liegt. Am 30. Oktober gibt es wieder ein Treffen - dieses Mal in der Engelkirche im Sebnitzer Ortsteil Hinterhermsdorf. Darüber informiert Kantor Albrecht Päßler. Ab 16 Uhr erklingt dann geistliche Musik aus Nordböhmen. Der Eintritt zu diesem Konzert ist frei. Um eine Spende am Ausgang wird aber gebeten. Wofür das Geld dringend gebraucht wird.


Der Erlös ist für die Erneuerung der Glocken in der Kirche in Mikulasovice bestimmt. Darüber informiert Kantor Albrecht Päßler. Das Gotteshaus hat eine lange Geschichte. Es ist ein riesiger Bau. An die 3.000 Menschen würden hier reinpassen, wurde einmal geschätzt.

Bereits 1346 besaß der Ort eine eigene Kirche, die dem Erzpriesterstuhl Hohnstein und Sebnitz unterstand. Somit war die Kirchgemeinde der Mark Meißen und nicht Böhmen zugeteilt, was unter anderem auch die enge Verbindung erklären könnte. Anfangs existierte hier nur eine kleine Holzkirche, die 1551 unter der Herrschaft der Familie von Schleinitz durch einen kleinen Steinbau mit Türmchen abgelöst wurde. Als nach dem Dreißigjährigen Krieg ein gewisser Wohlstand in die Region kam, wurde das Gebäude 1695 und 1743 im barocken Stil erweitert. Bemerkenswert im Inneren der Kirche ist der geschnitzte Altar sowie eine um 1900 eingebaute Orgel, die mit über 2.000 Pfeifen eine der größten Böhmens ist.

Von drei Glocken ist nur noch eine da

Der Erlös des Benefizkonzertes am 30. Oktober soll dem Verein zugutekommen, der für die Kirche in Mikulasovice zwei neue Glocken anschaffen möchte, sagt der Vorsitzende des Nixdorfer Glocken-Vereins Roman Klinger. "Die Glocken sind ein Ersatz für die, die im Jahre 1942 abgeliefert werden mussten. In Nixdorf sammeln wir schon fleißig dafür", so der engagierte Einwohner und Lehrer. Seine Urgroßeltern hätten bereits 1920 versucht, neue Glocken für den Turm gießen zu lassen. Das sei ihnen nicht gelungen, vielmehr mussten zwei von ihnen abgegeben werden. Er als Urenkel wolle sich deshalb jetzt dafür einsetzen. Geplant sind zwei neue Glocken mit einem Gewicht von 160 Kilogramm und 350 Kilogramm. Eine Glocke mit einem Gewicht von 220 Kilogramm existiert noch.

Roman Klingers Ziel ist es nun, mit seinem Verein etwa 50 Prozent der Kosten an Spenden einzunehmen. Der Verein wird auch einen Antrag beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds stellen. Wenn alles gutgehe, bekomme man ebenfalls 50 Prozent der Kosten gefördert. Der Rest muss dann über die Eigenmittel des Vereins beigesteuert werden. Deshalb ruhen auch große Hoffnungen auf dem Benefizkonzert.

Zu Gast werden sein die Sopranistin Helena Krausová und Musiker aus dem Schluckenauer Zipfel unter der Leitung von Patrik Engler, Organist in Mikulasovice. Es erklingen die Konzert-Arien von Johann Christoph Kriedel, des Organisten aus Rumburk, der 1672, also vor 350 Jahren, geboren wurde. Außerdem stehen das Ave Maria des vor 100 Jahren in Schluckenau verstorbenen Wilhelm Reinhold Kühnel und andere geistliche Kompositionen auf dem Programm.

Mehrere gemeinsame Projekte

In der Kirche von Mikulasovice wurde in den letzten Jahren schon einiges saniert, immer mithilfe von Spenden und Fördermitteln aus dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des tschechischen Kulturministeriums. So gelang es zum Beispiel, die berühmte Orgel zu sanieren. Insgesamt hat das Instrument 2.200 Pfeifen und 36 Register. Gebaut wurde es 1901 von der Firma Rieger in Krnov (Jägerndorf). Als die Orgel in die Jahre gekommen war, wurde die Sanierung angestoßen.

Es gibt aber noch mehr Beispiele, wie sich Deutsche und Tschechen für Projekte in der Kirche von Mikulasovice eingesetzt haben. Dabei ging es um die Kirchenkrippe. Sie galt lange Zeit als verschollen. Nach 1945 verlor sich ihre Spur. Allerdings wussten einige Einwohner, wo zumindest einige der Figuren geblieben sind. Nach einer aufwendigen Suche konnten Teile der Krippe gefunden, restauriert und inzwischen auch gezeigt werden. Auch dabei half der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sowie Mitglieder eines Krippenvereins in Schirgiswalde (Landkreis Bautzen). Und jetzt hofft man, dass man auch bei dem neuen Projekt, den zwei Glocken für die Nikolaus-Kirche in Mikulasovice, wieder eine breite Unterstützung und Fördermittel bekommt.