Stolpen: BUND fordert Ende der Ferkelmast

Das Drama um die Ferkelmastanlage im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf geht in die nächste Runde. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Bürgerinitiative fordern das Landratsamt Pirna auf, die jetzige Ferkelmastanlage still zu legen. Doch geht das so einfach?
Die Ferkelmastanlage werde seit nunmehr sechs Monaten wieder betrieben und belästige wie schon in den früheren Jahren die Anwohner durch üble Gerüche. Um diese nachzuweisen, hatte das Landratsamt Pirna Geruchserfassungsbögen an die Anwohner versendet. Und die haben die Möglichkeit gut genutzt. Allein für die Siedlung an der Bahnhofstraße in Stolpen wurde im Zeitraum vom Juli bis zum Dezember 2020 an 87 von insgesamt 184 Tagen starke Geruchsbelästigung erfasst. "Was der Betrieb der Anlage für eine Belastung der Anwohner mit sich bringt, kann nur ermessen, wer in unmittelbarer Nähe wohnt. Jeder der den täglichen Wetterbericht hört, weiß zum Beispiel, welcher Teil der Bahnhofsiedlung der Stadt Stolpen oder des Niederdorfes in Langenwolmsdorf den Gestank gerade aushalten muss und das zu jeder Tag und Nachtzeit", sagt Anwohner Gunter Michel. Bei einer Ost-Wetterlage ist zum Beispiel besonders die Bahnhofssiedlung betroffen, weiß er. Auch Gunter Michel füllt die Geruchsbögen gründlich aus. Das Landratsamt nimmt diese auch zur Kenntnis. Doch dabei bleibt es dann auch. Die Anwohner jedoch fordern Konsequenzen.
Genehmigungen und Gesetze umgangen
Umweltschützer und Bürgerinitiative laufen schon seit Längerem Sturm gegen die Anlage. Bereits vor fast einem Jahr ist die DDR-Genehmigung für die Anlage ausgelaufen. Weitere Genehmigungen versucht der Betreiber Marten Tigchelaar zu umgehen. Und da er in der Branche nicht unerfahren ist, hält er eben weniger Ferkel. Bei ihm stehen aktuell 4.488 Ferkel in den Ställen. Genehmigungsbedürftig ist die Anlage aber erst mit 4.500 Ferkeln. "Zwölf Ferkel machen in diesem Fall den Unterschied, ob Tierwohl und Immissionsschutz eingehalten werden müssen oder nicht. Die Vorschriften so auszureizen missfällt uns als Umweltverband und wir müssen uns weiter mit der Bürgerinitiative gegen diese Anlage einsetzen", sagt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. Ob zwölf Ferkel mehr oder weniger, der Gestank bleibt. Und damit auch die Belästigung für die Anwohner. Der Unmut darüber wächst.
Nachdem das Landratsamt die Ferkelmast auf Basis der DDR-Baugenehmigung von 1974 weiter betreiben ließ, ist sie nun als immissionschutzrechtlich nicht genehmigungsbedürftige Anlage eingestuft. Unstrittig sind allerdings die Geruchsbelästigungen, und aus diesem Grund ist es auch für die Umweltschützer nicht nachvollziehbar, dass das Landratsamt nicht härter durchgreift sondern zuschaue, wie Gesetze offenbar umgangen werden. Welche Gesetze das sind, können aber die Umweltschützer auch nicht sagen. Das Landratsamt seinerseits beruft sich auf die geltenden Gesetze. Deshalb fordert der BUND zeitgemäße Vorschriften für solche Anlagen. Zuständig dafür wären sowohl die sächsische Regierung für eine Änderung der Sächsischen Bauordnung sowie die Bundesregierung für eine Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes. Bewegung in beiden Bereichen ist aktuell nicht in Sicht.
Güllegrube nicht abgedeckt
Der Gestank kriecht nicht nur aus den Ställen mit den Ferkeln, sondern vor allem aus der offenen Güllegrube. Die umfasst ein Volumen von etwa 8.000 Kubikmetern. Für diese Anlage ist ebenfalls der Bestandsschutz erloschen. Da sie in dieser Form weiter betrieben wird, wäre auch hier eine neue Bewertung notwendig, sagen die Umweltschützer.
Das Problem nach wie vor ist: Der Eigentümer der Anlage hat eine Fristverlängerung für die Altanlage beantragt. Die hatte das Landratsamt abgelehnt. Der Eigentümer ist in Widerspruch gegangen. Das Ganze hat damit eine aufschiebende Wirkung, gleicht einem laufenden Verfahren. Damit stinkt es weiter. Noch keine Aussagen gibt es vom Landratsamt darüber, zu welchen Ergebnis die Auswertung der Geruchserfassungsbögen gekommen ist. Und langsam werden auch die Betroffenen stinkig. Den Betreiber stört das wenig. Sein Plan ist, die Anlage auf 14.480 Ferkel auszuweiten. Dafür allerdings müssen dann tatsächlich Bauanträge gestellt und neue Genehmigungen eingeholt werden.
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