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So startete die Sächsische Schweiz in die närrische Zeit

Nach zwei Jahren Zwangspause sind wieder die Narren los. Viele Bürgermeister in der Sächsischen Schweiz mussten heute die Rathausschlüssel abgeben.

Von Anja Weber
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Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade hat den Rathausschlüssel freiwillig herausgerückt. Etwas Urlaub in dieser Zeit ist eben auch nicht schlecht.
Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade hat den Rathausschlüssel freiwillig herausgerückt. Etwas Urlaub in dieser Zeit ist eben auch nicht schlecht. © Steffen Unger

Mal sind die Schlüssel groß, mal klein; mal vergoldet oder blank geputzt. Die Zeremonie ist immer gleich. Der Bürgermeister übergibt dem Karnevalspräsidenten oder dem Elferrat den Rathausschlüssel, in der Hoffnung, ihn nach der fünften Jahreszeit unbeschadet wiederzubekommen.

Der Start in die fünfte Jahreszeit wird in der Sächsischen Schweiz ganz unterschiedlich zelebriert, mal eher still und eben auch mit mehr Tamtam wie in Hohnstein. Und dort hat man sogar noch Glück. Während andere Faschingsvereine die Corona-Zeit nicht unbeschadet überstanden haben und über Mitgliederschwund klagen, scheint es in Hohnstein augenscheinlich sogar einen Verjüngungsprozess gegeben zu haben.

In Cosis Laden am Hohnsteiner Markt herrscht schon vor 11 Uhr Hochbetrieb. Heiße Getränke sind der Renner. Punkt 11.11 Uhr lautes Geschepper hinter den Burgmauern. Der Hohnsteiner Karnevalsclub kommt anmarschiert, allen voran der neue Präsident Uwe Hausdorf, gefolgt von seinem Hofstaat, darunter Prinzessin Lydia I. und Prinz Janos I. und den Damen der Funkengarde. Ältester im Gefolge dürfte Gunter Mandel gewesen sein, selbst einmal Präsident. Und der wies auch gleich auf einige Missstände in Hohnstein hin.


Offen ließ er, ob sich die Narren und Närrinnen nach der Schlüsselübergabe darum kümmern. Da wäre zum einen das Meister-Bär-Hotel am Markt, welches wieder geschlossen wurde. Dann wurde der Apothekenbriefkasten abmontiert, ein Service für die Hohnsteiner, weil es in der Stadt keine Apotheke mehr gibt. Und seit die Sparkasse geschlossen wurde, gibt es auch keinen Automaten mehr. Nur die rollende Filiale hält einmal pro Woche in der Stadt.

Traditionell kommt der Hohnsteiner Karnevalsclub von der Burg. Präsident Uwe Hausdorf verkündet das diesjährige Motto: "Wikkinger, Thor, Walküren".
Traditionell kommt der Hohnsteiner Karnevalsclub von der Burg. Präsident Uwe Hausdorf verkündet das diesjährige Motto: "Wikkinger, Thor, Walküren". © Steffen Unger

Nach mehreren "Hohnstein Helau" wurde dann traditionell auch das Motto für die Faschingssaison verkündet. Das führt die Hohnsteiner in diesem Jahr in den hohen Norden. "Wikkinger, Thor und Walküren" lautet es. Wie sie darauf gekommen sind, ließen die Narren und Närrinnen offen. Dafür gab es aber schon mal den Tipp, die Männer sollten sich lange Bärte stehen lassen und kräftig üben, um ihre Frauen im Februar zum Burgfasching tragen zu können. Den Generalschlüssel für die Burg haben sie auch bekommen. Damit können die Veranstaltungen am 19. November, am 18. und 25. Februar sowie am 4. März stattfinden.

Tierische Überraschung für den Bürgermeister

Da bekanntlich schon zum Start in die fünfte Jahreszeit die Kehlen nicht trocken bleiben, marschierte der Tross dann auch flugs zum Rathaus. Bürgermeister Daniel Brade (SPD) hatte sich dieses Mal nicht verkleidet, sondern empfing die Faschingsdelegation im Anzug. Allerdings wusste er noch nicht, was ihn bald erwarten würde. Denn die Männer und Frauen vom Karnevalsclub kamen nicht mit leeren Händen ins Rathaus. Ein Geschenk, ein großer Betonring mit einer kleinen Eiche, war so schwer, dass es sogar mit einem Radlader angekarrt werden musste. Und der Bürgermeister konnte das Geheimnis auch selbst lüften. Mit dem Umbau der Bushaltestelle "Eiche" hätten die beiden gleichnamigen Bäume fallen müssen, was den Hohnsteinern so gar nicht schmeckte.

Die Bauarbeiten des Bürgermeisters auf seinem Grundstück blieben in Hohnstein nicht lange verborgen. Deshalb war das zweite Geschenk eher persönlicher Natur.
Die Bauarbeiten des Bürgermeisters auf seinem Grundstück blieben in Hohnstein nicht lange verborgen. Deshalb war das zweite Geschenk eher persönlicher Natur. © Steffen Unger

Das zweite Geschenk war dann eher ein privates. Offenbar hatte der Bürgermeister wochenlang an einem Zaun auf seinem Grundstück gebaut. Das blieb den Hohnsteinern natürlich nicht verborgen. Als dort die ersten vier Hühner in der Umzäunung gackerten, war das Rätsel gelöst. Doch offenbar erwiesen sich die als legefaul. Deshalb brachte der Karnevalsclub nun Verstärkung in Form eines fünften Huhnes mit. Daniel Brade nahm den Familienzuwachs mit Humor entgegen, obwohl letzterer ihm in den letzten Wochen wohl etwas abhandengekommen sein könnte. "Wir gehen nicht nur einer Rezession entgegen, sondern haben auch einen akuten Personalmangel", sagt er. So hatte der Geschäftsführer der Burg Hohnstein, Stefan Schrader, gekündigt, und auch André Häntzschel, der langjährige Geschäftsführer der Tourismus GmbH, wird zum Jahresende gehen. Dazu komme der Personalnotstand im Bauhof. Doch in Hohnstein will man sich nicht bangewerden lassen. Und getreu dem Motto des diesjährigen Faschings kam vom Rathauschef die Ansage: "Holt die Keulen raus und räumt auf."

Hier wird zum Faschingsauftakt gefeiert

  • Bad Schandau: 12. November Aftershowparty in der Kulturstätte Bad Schandau, Einlass 18 Uhr, Beginn 19.11 Uhr, Eintritt an der Abendkasse zehn Euro;
  • Reinhardtsdorf-Schöna: 12. November, 19.30 Uhr, eröffnet der Faschingspräsident Olaf Ehrlich die 50. Faschingssaison im Sport- und Freizeittreff Reinhardtsdorf. Kartenpreis: zehn Euro;
  • Struppen: 12. November im Saal des Mittelgasthofes. Einlass ist 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr;
  • Hohnstein: 19. November auf der Burg Hohnstein, Einlass 18 Uhr, Beginn 19.11 Uhr.