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Sebnitzer Tourismusbetrieben fehlen die Gäste

Das Sportzentrum Solivital konnte 2021 nur für fünf Monate öffnen, die Kahnfahrt Obere Schleuse noch kürzer. Einen Neustart gibt es erst im Frühjahr.

Von Dirk Schulze
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Trainerin Zuzana Stepanova im Sebnitzer Solivital. Noch ist das Fitnessstudio geschlossen.
Trainerin Zuzana Stepanova im Sebnitzer Solivital. Noch ist das Fitnessstudio geschlossen. © Steffen Unger

Während die meisten Spaßbäder und Thermen in der Sächsischen Schweiz wieder geöffnet haben, bleiben die städtischen Freizeiteinrichtungen in Sebnitz weiterhin geschlossen. Das betrifft das Kräutervitalbad gleichermaßen wie das Solivital mit Fitnessstudio, Kletterhalle und Kindertobeland, ebenso die Schaumanufaktur Deutsche Kunstblume. Wenn alles gut geht, werde man Anfang April öffnen kündigte der Sebnitzer Amtschef Ronald Kretzschmar an.

Das hat vor allem finanzielle Gründe. Die Häuser sind aktuell heruntergefahren, um das Minus in Grenzen zu halten. Das Personal ist größtenteils in Kurzarbeit oder übergangsweise in Impfstelle und Testzentrum beschäftigt. Gerade steigen die Corona-Infektionszahlen in der Region wieder an. Es mache keinen Sinn, den Betrieb für zwei oder drei Wochen hochzufahren, wenn man dann wieder schließen müsse, erklärte Kretzschmar. Das sei finanziell für den Stadthaushalt nicht zu vertreten.

Durch die durchwachsene Zwischenbilanz, die etwa die Bad Schandauer Toskana-Therme zieht, sieht Kretzschmar die Sebnitzer Entscheidung bestätigt. Wirtschaftlich sei der Betrieb gerade Blödsinn, hatte deren Leiter kürzlich gegenüber Sächsische.de erklärt. Die 2G-plus-Regel halte viele Gäste von einem Besuch ab. Für die Sebnitzer Tourismusbetriebe und ihre Nutzer sowie die gesamte Branche setzt sich die pandemiebedingte Durststrecke damit fort.

Ein Viertel weniger Übernachtungen

Die Übernachtungszahlen in Sebnitz und seinen Ortsteilen gingen im vergangenen Jahr um etwa ein Viertel zurück. Knapp 130.000 Übernachtungen verbuchten die Sebnitzer Gastgeber 2021 - in der Rekordsaison 2020 waren es 171.000. Im Gegensatz zur offiziellen Statistik, die nur gewerbliche Betriebe ab zehn Betten berücksichtigt, sind in dieser städtischen Erhebung auch kleine Privatvermieter und Campingplätze erhalten.

Hinzu kommen für 2021 noch weitere 23.000 Übernachtungen im Kinder- und Jugenderholungszentrum Kiez. Die Jugendgruppen sind gesondert ausgewiesen, weil sie keine Kurtaxe zahlen. Die Saison konnte 2021 wegen der Corona-Beschränkungen erst Mitte Juni starten, und selbst dann ging es - anders als noch 2020 - eher verhalten los.

Obere Schleuse verliert Hälfte der Gäste

Schlecht fällt die Besucherbilanz für die Obere Schleuse in Hinterhermsdorf aus. Die dortige Kahnfahrt zählte 2021 nur halb so viel Gäste wie im Vorjahr, wie Tourismuschef Alexander Dittrich jetzt berichtete. Gondelten die Kahnfahrer 2020 trotz ebenfalls spätem Saisonstart noch 47.787 Gäste über die angestaute Kirnitzsch, waren es im vergangenen Jahr nur 23.745. Dieser Rückgang lässt sich nur zum Teil mit der verkürzten Saison erklären, die aufgrund akuter Baumsturzgefahr in der Klamm auch vorzeitig beendet werden musste. Auch während der geöffneten Monate waren schlicht weniger Touristen unterwegs als noch 2020.

Nach zwei aufwendigen Hubschraubereinsätzen, bei den in den vergangenen Wochen das Totholz auf tschechischer und deutscher Seite der Kirnitzschklamm geborgen wurde, soll die Kahnfahrt im kommenden Frühjahr wieder möglich sein. Ob der traditionelle Saisonstart zu Ostern gelingt, hängt von den dann geltenden Corona-Maßnahmen ab.

Solivital nur fünf Monate offen

Das Sport- und Freizeitzentrum Solivital konnte im vergangenen Jahr coronabedingt nur fünf Monate öffnen - von Mitte Juni bis Mitte November. Dementsprechend gering fallen die Besucherzahlen und Einnahmen aus. Das hauseigene Restaurant Flowers konnte wenigstens zeitweise unter den gültigen Hygiene-Bestimmungen Gäste bewirten. Das veranstaltete Tannert-Dinner, ein Abend mit Menü und Begleitprogramm, war dreimal ausgebucht. Für einen Zusatztermin am 25. Februar gibt es jetzt noch Tickets.

Kunstblume macht Umsatz online

In der Schaumanufaktur Deutsche Kunstblume war wegen der Pandemie ebenfalls wenig los, die Produktion der Seidenblumen läuft aber weiter. Aktuell wird unter anderem für eine Sonderausstellung in der Dresdner Zentralbibliothek im Kulturpalast geblümelt, die Mitte Februar öffnen soll.

Im ersten Corona-Jahr 2020 hat die Kunstblumenmanufaktur einen Onlineshop eröffnet, um ihre Blumen auch während des Lockdowns an die Kundschaft zu bringen. Der Umsatz konnte 2021 auf immerhin 42.000 Euro gesteigert werden. Laut Amtschef Ronald Kretzschmar liegt im Onlinehandel auch die Zukunft für die Manufaktur. Dieser Geschäftszweig soll ausgebaut werden.