Radfahrer leben auf der Straße zwischen Sebnitz und Bad Schandau noch immer gefährlich. Die landschaftlich reizvolle Strecke mit Panoramablick von den Felsformationen entlang des Kirnitzschtals bis hinüber zum Lilienstein bietet Platz für zwei sich begegnende Autos, ein straßenbegleitender Radweg aber fehlt.
Der soll bis 2025 kommen - so zumindest ist es im Radwegeprogramm des Freistaats Sachsen festgeschrieben. Schon im Frühjahr 2016 waren erste Vermessungstrupps entlang der Route durch die Dörfer Altendorf, Mittelndorf und Lichtenhain unterwegs. Seitdem läuft die Planung. Sächsische.de hat beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr nach dem aktuellen Stand gefragt.
Wann wird der Radweg Sebnitz - Bad Schandau gebaut?
"Derzeit befinden wir uns in der Vorentwurfsplanung", sagt Rosalie Stephan vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Diese soll voraussichtlich im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden. Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung für die vorgesehene Trasse liegt bereits vor. Im ersten Quartal 2021 soll auch die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange stattfinden. Das ist der Punkt im Verfahren, in dem sämtliche Behörden ihr eventuellen Einwendungen vorbringen können.
Das Landesamt geht davon aus, dass es ein Planfeststellungsverfahren geben wird. Das heißt: Es dauert. Die Einwendungen von Behörden, Verbänden sowie privaten Grundstückseigentümern, die von dem Bauprojekt tangiert werden, müssen abgewogen und der Plan gegebenenfalls geändert werden. Wann schließlich Baurecht bestehen wird und der Bau starten kann, lässt sich deshalb nicht seriös vorhersagen, erklärt die Sprecherin des Landesamts.
Wie verläuft die Trasse entlang der S 154?
Exakt betrachtet führt der Radweg nicht von Sebnitz bis nach Bad Schandau sondern nur von Lichtenhain bis Altendorf. Nördlich von Lichtenhain können Radfahrer auf der Hohen Straße weiterfahren, einem teils asphaltierten Feldweg, der bis in den Sebnitzer Ortsteil Hertigswalde führt und von dort weiter ins böhmische Tomasov (Thomasdorf).
Tatsächlich neu gebaut werden zwei Abschnitte: zwischen Lichtenhain und Mittelndorf sowie zwischen Mittelndorf und Altendorf. Zwischen Lichtenhain und Mittelndorf soll der Radweg straßenbegleitend nördlich der Staatsstraße S154 verlaufen, zwischen Mitteldorf und Altendorf hingegen südlich der Straße, also auf der Seite zum Kirnitzschtal hin.

Innerhalb der Dörfer werden Radfahrer auch weiterhin die Straße nutzen müssen. In den engen Ortsdurchfahrten ist kein Platz für einen zusätzlichen Radweg. In Lichtenhain jedoch wird die Route voraussichtlich abseits des Autoverkehrs über die alte Hauptstraße direkt durch das Dorf geführt. Nördlich von Lichtenhain verbleiben rund 500 Meter radweglose Staatsstraße bis zur Einmündung in den bestehenden Weg, die Hohe Straße.
Was passiert mit der Lücke zwischen Altendorf und Bad Schandau?
Für Kopfschütteln sorgte im Herbst 2019 die Nachricht, dass der Abschnitt zwischen Bad Schandau und Altendorf aus der Planung geflogen ist. Damit fehlt dem Radweg der Anschluss ans Elbtal und den beliebten Elberadweg. Daran hat sich bisher nichts geändert.
"Eine Wiederaufnahme der Planungen ist aktuell nicht vorgesehen", sagt Rosalie Stephan vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr und erklärt noch einmal die Gründe. Die Kosten für diesen Abschnitt stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen. Erstmals nennt das Amt nun konkrete Zahlen.
Das Problem ist der Zaukengrund am Ortsausgang von Bad Schandau in Richtung Sebnitz. Um in dem schmalen Tal einen Radweg neben die Straße zu setzen, wäre eine rund 800 Meter lange Stützwand nötig. Allein die Stützwand würde einer Schätzung von 2017 zufolge rund 2,4 Millionen Euro kosten, erklärt das Landesamt.

Hinzu kämen die teilweise
hohe Steigungen im weiteren Streckenverlauf. "Diese werden vom
durchschnittlichen Radfahrer nur bedingt angenommen", heißt es aus dem Straßenbauamt. Ob der Boom bei E-Bikes dabei schon bedacht wurde, ist nicht bekannt. Von zwei alternativen Streckenvarianten sei einer Prüfung zufolge keine geeignet gewesen.
In Bad Schandau ruhen die Hoffnungen seitdem auf dem schlechten Zustand der Staatsstraße durch den Zaukengrund. Die Böschung rutsche ab und müsse in absehbarer Zeit erneuert werden. Dabei könnte der Radweg dann mit abfallen, so die Theorie seitens der Stadt.
Doch auch hier bremst der Freistaat die Erwartungen: "Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr weiß um den verbesserungsbedürftigen Zustand von Fahrbahn und Böschung", sagt Sprecherin Rosalie Stephan. Allerdings gebe es hierfür noch keine planerischen Aktivitäten. Viele andere Straßen müssten dringender saniert werden.
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