Von Elke Schmidt
Jürgen Noßmann wird oft gefragt, ob er Angst hat, wenn er wieder einmal in die Ukraine fährt. Denn schließlich herrscht dort noch immer Krieg, und es kann durchaus lebensgefährlich werden. Früher hätten sogar ab und zu Granaten in seiner unmittelbaren Nähe eingeschlagen, erzählt er manchmal. Inzwischen sei es nicht mehr so schlimm. Doch selbst wenn, würde das den Seifhennersdorfer nicht abschrecken. Zu wichtig ist ihm seine Mission, den Kindern dort zu helfen. Auch in diesem Jahr ist er für den Verein „Hilfe für Kinder in Not Seifhennersdorf“ wieder losgefahren, um Bekleidung und andere dringend benötigte Dinge dorthin zu bringen.
Zwei Jahre nach Vereinsgründung konnten die emsigen Mitglieder sogar erstmals drei Transporte zusammenstellen. Die Spendenbereitschaft werde jedes Jahr größer, sagt der Chef. Das freue ihn sehr, auch wenn es ihm dieses Jahr eine sehr ärgerliche zusätzliche Ausgabe beschert hat. Es scheinen seit diesem Jahr in Polen neue Regeln für die Mautgebühren zu gelten, sagt er. Nun würden für Pkw mit Anhängern über 3,5 Tonnen Gewicht dieselben Gebühren wie für Lkw fällig werden. Das habe er jedoch nicht gewusst. Fünfmal ging es gut. Erst bei der Heimfahrt von der letzten Tour schlug die Radarfalle zu. 2 500 Zloty (knapp 600 Euro) kostete ihn das.
Geld, das er nun zusätzlich aufbringen muss und das er lieber in die Hilfe vor Ort gesteckt hätte. Kinder und Jugendliche in zwei Kinderheimen in Orikkiv und in einem Heim für behinderte Menschen vom Säuglings- bis zum Rentenalter in Kirore warten jedes Mal schon sehnsüchtig auf die Helfer aus Deutschland. Die leuchtenden Kinderaugen lassen dann auch den ganzen Stress vergessen, sagt Jürgen Noßmann. Dafür tue er das gern, und er müsse ja auch nicht alles allein stemmen.
Zwölf Vereinsmitglieder unterstützen ihn. Auch seine Frau ist dabei. Die fährt zwar nicht jedes Mal mit, aber sie verbringt jeden Monat zwischen 40 und 60 Stunden mit dem Sortieren der Sachen. Denn die Spenden müssen jede einzeln zollgerecht deklariert werden. Das bedeutet, jedes Teil in die Hand nehmen, begutachten, in die richtige Kiste räumen und dokumentieren.
Sie freut sich sehr, dass sie dabei oft Hilfe durch andere Vereinsmitglieder hat. Auch das Organisieren der Bananenkisten zum Verpacken und das Einsammeln von Spenden bei Leuten ohne Transportmöglichkeit sei eine wichtige Aufgabe, die andere Vereinsmitglieder übernehmen. Dankbar sind sie nicht zuletzt den vielen Spendern aus Seifhennersdorf und Umgebung. Der letzte Transport ist noch gar nicht so lange her, und schon wieder haben sich viele Spenden angesammelt. Ganz klar also, dass sie sich auch nächstes Jahr wieder auf den Weg machen werden.
Trotz der vielen Aktionen überlegen sie gerade, in Deutschland aktiv zu werden, denn auch hier bräuchten viele Kinder Hilfe. Doch dazu gibt es noch nichts Konkretes. Gern würden sie auch eine Kindererholung anbieten, doch dafür haben sie momentan nicht die finanziellen Mittel.