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Selectrona-Chef will Jobs retten

Steffen Söhner sucht den Weg aus der Krise mit Experten und setzt auf die Belegschaft in Dippoldiswalde.

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Dippoldiswalde. Die knapp 400 Leute, die bei der Selectrona GmbH Dippoldiswalde unter Vertrag sind, durchleben gerade unruhige Zeiten. Nachdem das Unternehmen vor einer Woche öffentlich machte, dass es in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt und eine Restrukturierung einleitet, arbeitet die Geschäftsführung mit Hochdruck daran, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen und die Arbeitsplätze zu erhalten.

Steffen Söhner ist Geschäftsführer der Selectrona GmbH.
Steffen Söhner ist Geschäftsführer der Selectrona GmbH. © Egbert Kamprath

„Ich möchte, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz dieser schwierigen Situation weiterhin einen sicheren und attraktiven Arbeitsplatz haben“, äußerte sich Geschäftsführer Steffen Söhner in einer Pressemitteilung. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass niemand unser Team verlassen muss.“ Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 396 Mitarbeiter sowie 50 Studenten und Auszubildende. Söhner appelliert zugleich an die Belegschaft: „Wir haben gemeinsam die Hochwasserkatastrophe 2002 und die Auswirkungen der Finanzkrise 2009 gemeistert. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch dieser Herausforderung erfolgreich entgegentreten werden, indem jeder von uns – einschließlich meiner Person – bei Selectrona an seiner Position das Beste gibt.“ Die Ausgangslage scheint der Führungsspitze die Hoffnung zu geben, das Ruder noch allein herumreißen zu können. Denn die Selectrona GmbH hat am 18. September beim Amtsgericht Dresden wegen nicht ausreichender Liquidität einen Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Diese Möglichkeit lässt die Insolvenzordnung in Fällen zu, in denen Firmen ihre Schwierigkeiten frühzeitig erkennen und ausreichend Handlungsspielraum für eine Sanierung vorhanden ist. Diese wird dann in Eigenregie durchgeführt, also die Geschäftsleitung behält weiter die unternehmerische Verantwortung. Dabei hat sich das Unternehmen aber extern Unterstützung gesucht.

So wurde der Sanierungsexperte Rechtsanwalt Jörg Spies aus Dresden in die Geschäftsführung berufen. Er ist ein anerkannter Fachmann und seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung im Jahr 1999 darauf spezialisiert, Insolvenzpläne aufzustellen. Außerdem hat er seit 2004 Erfahrungen mit Sanierungskonzepten und deren Umsetzung im Rahmen von sogenannten Insolvenzplanverfahren mit Eigenverwaltung, wo er in der Zeit auch in die Geschäftsleitung eintritt und in Krisensituationen operative Verantwortung in Unternehmen übernimmt.

Dazu kommt noch Verstärkung durch den vorläufigen Sachwalter Rechtsanwalt Harald Bußhardt von der Kanzlei Schultze & Braun mit mehr als 40 Standorten in Deutschland und im europäischen Ausland. Sie bezeichnet Selectrona als einen führenden Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung von Unternehmen in der Krise, der juristischen und betriebswirtschaftlichen Sachverstand unter einem Dach vereint. Ziel sei, die Verbindlichkeiten neu zu strukturieren und Anpassungen im Produktionsbereich vorzunehmen. Mehr dazu ist zurzeit nicht vom Unternehmen zu erfahren – eben mit Verweis auf die turbulenten Tage.

Obwohl die Auftragsbücher nach eigenen Angaben bis 2022 voll sind, fehlt es an ausreichender Liquidität. Zu der angespannten finanziellen Lage hätten vor allem erhebliche Investitionen in die Zukunft geführt, die in den letzten Jahren aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanziert wurden, heißt es von Selectrona. Zusätzlich habe die Situation unter anderem verschärft, dass eine Anlage verspätet in Betrieb genommen werden konnte.

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