Von Claudia Schade
Mehr Jugend in die Oper: Mit diesem Ziel hat die Sächsische Staatsoper Dresden neben Ballett, Oper und Konzert eine vierte Sparte gegründet. Unter dem Titel Semperoper Junge Szene ist damit ein neuer Bereich geschaffen worden, der sich speziell an Kinder und Jugendliche wendet.
„Es war mir wichtig, dass die Arbeit für junge Leute eine Hauptaufgabe wird“, sagte die neue Intendantin, Ulrike Hessler, bei einer Auftaktveranstaltung für Lehrer. Es sei nicht mehr selbstverständlich, dass junge Leute im Elternhaus und in der Schule an die Oper herangeführt werden. „Deswegen müssen wir aktiver werden.“ Dabei ginge es ihr nicht darum, ein passives Publikum ins Haus zu locken. „Wir müssen auch vermitteln, was für einen wundervollen Job wir haben.“
Um Kindern und Jugendlichen das zu verdeutlichen, hat das neu gegründete fünfköpfige Pädagogik-Team ein pralles Programm zusammengestellt. In der vergangenen Woche wurde es Dresdner Lehrern präsentiert.
Blick in Künstleralltag
So gibt es künftig ausführliche Unterrichtsmaterialien für alle Schulformen begleitend zu einzelnen Premieren. Diese können die Lehrer zur Vor- und Nachbereitung eines Opernbesuches verwenden. Damit wird es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, sich spielerisch und kreativ den Stücken anzunähern. Das Pädagogenteam der Oper macht die Lehrer vorab mit den Materialien vertraut und gibt Tipps zur Unterrichtsgestaltung. Zum Abschluss besuchen die Schüler eine Vorstellung. „Es ist wichtig, dass die Kinder nicht nur zum Konsumieren kommen, sondern sich vorher schon eigene Gedanken über das Stück machen“, sagt Manfred Weiß, der neue künstlerische Leiter der Jungen Szene. Er war zuvor bei der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart beschäftigt.
Besonders interessierte Schüler ab der neunten Klasse können an einer sogenannten Premierenklasse teilnehmen. Dieses dreimonatige Projekt erlaubt einen intensiven Blick hinter die Kulissen. „Die Schüler sollen Einblick in die Arbeitsprozesse am Theater bekommen“, erläutert Weiß. „Außerdem können sie sich die Partitur anschauen und selbst Ideen zur Umsetzung entwickeln.“ In Arbeitsgemeinschaften können sie sich vom Marketing bis zur Dramaturgie in den unterschiedlichen Bereichen erproben. Dieses Projekt wird abgerundet durch einen Probenbesuch, ein Gespräch mit dem Dramaturgen sowie einer Führung durch die Werkstätten.
Schüler der ersten bis vierten Klasse hingegen können sich in die Welt des Balletts entführen lassen und in Form einer kleinen Vorstellung lernen, wie der Alltag einer Tänzerin aussieht. Führungen für unterschiedliche Altersstufen und Themenschwerpunkte sowie Patenschaftswochenenden und ein neu gegründeter Lehrerstammtisch runden das umfangreiche Angebot ab.
Um nicht nur Schulklassen in den Genuss eines intensiven Blicks in den Opernalltag kommen zu lassen, gibt es auch zahlreiche Angebote für Familien und Kindergärten. Eine Art Jugendclub findet sich zudem unter dem Titel ErOperer zusammen. Das erste Treffen ist für Mitte September geplant. Zudem ist erstmals ein eigener Spielplan für Kinder und Jugendliche erstellt worden. Die Preise sind bewusst sehr niedrig gehalten. So kostet ein Ticket für die Familienvorstellung des Gestiefelten Katers nur zwei Euro. Die meisten Aufführungen sollen auf der Probebühne 1 stattfinden. Sie bietet eine intimere Atmosphäre, die Schwellenängste vor dem großen Opernhaus erst gar nicht aufkommen lassen sollen.
Oper ist mehr als Bierwerbung
Mit der Neugründung der Sparte für Kinder- und Jugendtheater geht die Semperoper Wege, die andere Häuser schon längst eingeschlagen haben. Auch mit einer Veranstaltung der Kinderuni der TU Dresden im Opernsaal zeigen die Verantwortlichen den Willen, sich stärker für junge Dresdner zu öffnen.
Die in Zusammenarbeit von Oper und Sächsischer Bildungsagentur Dresden eingeladenen Lehrer zeigen sich mit dem Angebot sehr zufrieden. „Es ist erschreckend, wenn Kinder mit der Semperoper lediglich eine Bierwerbung verbinden“, stellte Sylke Hänsch von der 92. Grundschule fest. Sie habe schon lange auf ein derartiges Angebot gewartet. „Jetzt muss ich nur noch die Eltern überzeugen.“