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Senioren auf Samtpfoten

Im Katzengnadenhof Maxen dürfen Vierbeiner ihren Lebensabend verbringen. Ein Problem gibt es aber.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Müglitztal. Natascha ist sozial. Zum einen teilt sie das Körbchen mit Susie, und dann schleckt sie ihrer Freundin auch noch liebevoll das Ohr ab. Das lässt sich Susie gerne gefallen und beginnt sofort, zu schnurren. Es ist offensichtlich: Die beiden Katzen fühlen sich wohl in ihrem Zuhause in Maxen.

Dabei ist das Tierheim ein ganz besonderes. Es vermittelt keine Vierbeiner, vielmehr bekommen alte Katzen im tierischen Rentenalter von 12 bis 18 Jahren hier ihr Gnadenbrot. Deshalb heißt die Anlage auch offiziell Katzenseniorenheim.

Zurzeit leben rund 70 Vierbeiner in den beiden Häusern oder tollen auf der Außenanlage herum. Betreut wird das Heim vom Tierschutzverein Dresden. Anne Jassner, zweite Vereinsvorsitzende und gleichzeitig Oberkatzenmutter des Heims, kommt fast täglich, um die kleinen Tiger zu füttern, deren Gehege zu säubern und viele Streicheleinheiten zu verteilen.

Gerade schleicht Seppi um ihre Beine. Anne Jassner versteht den Wink sofort und nimmt die weiße Katze auf den Arm, was mit einem Schnurren belohnt wird. Unterstützung bekommt Anne Jassner von zwei Festangestellten, die sich ebenso liebevoll wie akkurat um die Tiere kümmern.

Bei den Katzen handelt es sich meist um Haustiere, deren Besitzer aus Altersgründen ins Heim gehen müssen, wohin sie ihre Lieblinge nicht mitnehmen können. Auch wenn Herrchen oder Frauchen verstorben ist, bringen die Angehörigen die Katzen nach Maxen. „Manchmal werden ebenso herrenlose Katzen bei uns abgegeben, die im Sommer in Gartensparten gefüttert werden, im Winter jedoch nicht, und deshalb Versorgung brauchen“, erklärt Anne Jassner.

Die Vierbeiner stammen vorwiegend aus dem Großraum Dresden. Sie erhalten aber nicht nur Zuneigung, Futter und einen warmen Schlafplatz, sondern auch medizinische Versorgung. Bei Krankheit schnell mal einschläfern, das ist keine Option im Katzenseniorenheim. Entsprechend sind die Tiere gezeichnet. Eva zum Beispiel hatte einen Unfall, ein Bein musste abgenommen werden. Die getigerte Mary-Lou hat keinen Schwanz mehr, sie wurde das Opfer von Tierquälern. Trotz Operation kann sie sich sicher bewegen und ohne Schwierigkeiten auf den hohen Pflaumenbaum im Garten klettern „Bei uns bekommt jede Katze eine Chance“, stellt Anne Jassner klar. Sie weiß, dass jedes Tier seine Geschichte mit auf den Hof bringt.

Ein Platz im Heim in Maxen ist begehrt. Mit 70 Tieren ist die Kapazität derzeit erschöpft, es gibt eine Warteliste. Seit fünf Jahren ist das Katzenseniorenheim in Trägerschaft des Tierschutzvereins Dresden. Davor war der Gnadenhof von einem anderen Tierverein betreut worden. Anne Jassner erinnert sich genau.

Auf Spenden angewiesen

„Als wir die Anlage übernahmen, mussten wir viel sanieren.“ Auf dem Gelände befinden sich zwei größere Gebäude. Das Haupthaus ist das alte Backhaus, das früher zum Schloss Maxen gehörte. „Wir haben es komplett renovieren lassen“, erzählt Anne Jassner. Auch der marode Bürocontainer verschwand, heute steht an dieser Stelle ein Neubau. Darin befindet sich unter  anderem die Quarantäne-Station für kranke Tiere. Das 2 000 Quadratmeter große Außengelände ist mit Überhangzäunen eingegrenzt. Nur zwei Ausnahmen gibt es: Seppi und Schieli sind Freigänger, die anderen bleiben auf dem Gelände.

Probleme mit den Anwohnern gibt es nicht. Im Gegenteil. „Ich denke, wir sind mit unserem Katzenheim wohlgelitten. Manchmal finden wir zu Weihnachten einen Briefumschlag mit einem Geldschein im Kasten. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Anne Jassner. Denn Futter, Wäsche, Betriebskosten und vor allem der Tierarzt kosten eine Menge. Das Heim finanziert sich ausschließlich über Spenden und Katzenpatenschaften. Das ist das Stichwort für Anne Jassner: „Wenn wir noch mehr Spenden erhielten, würde uns das die Arbeit enorm erleichtern.“

In diesem Moment kommt Schieli von seinem Spaziergang durchs Dorf zurück. Trotz eines Augenfehlers findet er ohne Schwierigkeiten seinen Fressnapf, den ihm Anne Jassner auffüllt. Noch einmal streicheln, und die Katzenmutter verabschiedet sich von ihren Lieblingen. Klar, morgen kommt sie wieder.

Mehr Informationen gibt es im Internet.