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Sensationelle Funde aus der Steinzeit

Seit drei Jahren untersuchen Archäologen aus Sachsen zwei Brunnen aus der Jungsteinzeit. Dabei sind sie auf eine Sensation gestoßen.

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Wissenschaftler haben zwölf vollständige, zum Teil zerbrochene Keramikgefäße gefunden.
Wissenschaftler haben zwölf vollständige, zum Teil zerbrochene Keramikgefäße gefunden. © dpa/Sebastian Willnow

Großstolpen. Bei der Untersuchung von zwei Brunnen aus der Jungsteinzeit haben sächsische Archäologen spektakuläre Funde gemacht. Als Sensation könnten zwei Gefäße bezeichnet werden, die mit einer Pechauflage versehen und mit Birkenrinde verziert worden seien, sagte Landesarchäologin Regina Smolnik am Mittwoch. Derartige Objekte in einem solch exzellenten Erhaltungszustand seien bisher nur in Sachsen gefunden worden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Gefäße ungefähr aus der Zeit von 5134 vor Christus stammen.

Die beiden 7000 Jahre alten Brunnen waren 2014 in Tagebau Vereinigtes Schleenhain entdeckt worden. Sie wurden nicht wie üblich vor Ort ausgegraben, sondern mitsamt Erde aus dem Boden gehoben und in eine Lagerhalle bei Großstolpen transportiert, wo sie unter Laborbedingungen untersucht werden konnten. Diese Untersuchungen stehen nun kurz vor dem Abschluss. Sie sollen im Frühjahr 2020 beendet werden.

Im größeren der beiden Brunnen habe man neben einer großen Anzahl relativ kleinteiliger Objekte zwölf vollständige, zum Teil zerbrochene Keramikgefäße unterschiedlicher Form und Größe gefunden, teilte das Landesamt für Archäologie mit. An der Sohle stießen die Experten auf vier Schöpfgefäße aus Rindenbast, die Menschen vor 7000 Jahren beim Wasserholen wohl entglitten waren.

So lassen sich Siedlungen rekonstruieren

Smolnik zufolge haben die Archäologen sämtliche erhaltene Teile der Brunnen und ihres Inhalts nach und nach geborgen. Die Hölzer und die Gefäße werden aufwendig konserviert. "Außerdem machen wir naturwissenschaftliche Untersuchungen am Verfüllungsmaterial. Über Pollen und Samenreste oder Insekten, die über die Jahre in die Brunnen gefallen sind, können wir bestimmen, wie die Umgebung der damaligen Siedlung ausgesehen hat."

Die wissenschaftlichen Auswertungen und die Konservierung werden noch einige Jahre dauern, sagte Smolnik. Es sei auch geplant, Hölzer der Brunnen und Teile des Inhalts auszustellen. Wiederaufgebaut werden könnten die Brunnen allerdings nicht. "Nach 7000 Jahren ist die Stabilität nicht mit der eines modernen Holzes zu vergleichen", sagte Smolnik. Allerdings sollen die Brunnen digital über einen 3D-Scan rekonstruiert werden.

Die Archäologen haben in Sachsen bisher 13 derartige Brunnen aus der Jungsteinzeit entdeckt, fast alle im Leipziger Raum. Das Besondere ist ihr Erhaltungszustand. Weil sie in wasserführenden Schichten angelegt wurden, haben sie sich über Tausende Jahre erhalten. In trockenen Erdschichten funktioniere das nicht. "Wenn sie ein Stück Holz im Garten vergraben, ist das noch zwei Jahren verrottet", sagte Smolnik. (dpa)