Von Christian Eißner
Pirna. Im Seilergäßchen hinter dem Friedenspark hat es am Mittwochabend einen sexuellen Übergriff auf ein neunjähriges Mädchen gegeben. Ein 20-jähriger Mann soll die Schülerin mit Gewalt an einen Baum gedrückt und sie gezwungen haben, sich auszuziehen. Danach soll er Fotos von dem nackten Mädchen gemacht haben.
FDP-Stadträtin Ina Hütter informierte gestern ihre Stadtratskollegen und die Stadtverwaltung schriftlich über den Vorfall. Sie beruft sich auf detaillierte Schilderungen von Augenzeugen.
Nach ihren Angaben ist es allein dem beherzten Eingreifen eines 15-Jährigen Schülers zu verdanken, dass die Situation für das Mädchen nicht noch ein weit schlimmeres Ende nahm. Der 15-Jährige, der in der Nähe wohnt, hatte zufällig gesehen, was passierte und stellte den Täter mutig zur Rede. Dies sei die Chance für das Mädchen gewesen, wegzulaufen, schildert Ina Hütter.
Nach Zeugen-Angaben half der 15-jährige Schüler der herbeigerufenen Polizei schließlich noch, den inzwischen geflüchteten Tatverdächtigen aufzuspüren und zu identifizieren. Die Polizei selbst wollte sich zu dem Vorfall mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.
Die Staatsanwaltschaft Dresden aber bestätigt den sexuellen Übergriff. „Es wird wegen sexueller Nötigung ermittelt“, sagt Oberstaatsanwalt Lorenz Haase. Der 20-Jährige Tatverdächtige – er ist sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft einschlägig bekannt – sei gefasst und auf Anordnung des Amtsgerichts Pirna in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht worden. Zum Tathergang machte der Oberstaatsanwalt allerdings ebenfalls keine Angaben.
Stadträtin Ina Hütter, die in der Nähe des Friedensparks wohnt, forderte die Stadt nun noch einmal eindringlich auf, im Problem-Areal etwas zu tun. „Es war vorauszusehen, dass dort früher oder später etwas Schlimmes passiert.“ Wiederholt hatte sie im Stadtrat Handlungsbedarf angemahnt. Der Park, gelegen zwischen der Breiten Straße, der Goethe-Mittelschule und dem Interimsquartier der Lessing-Grundschule, gilt als Treffpunkt von Trinkern und als Drogen-Umschlagplatz.
Kinder gruselt es
Das Rathaus hatte vor einigen Wochen angekündigt, den eigenen Ordnungs- und Wachdienst verstärkt kontrollieren und auch Platzverweise aussprechen zu lassen. „Der Wachschutz hat aber wohl selbst Angst“, schildert Simone Höhne ihre Beobachtungen. Die Mutter von vier Kindern arbeitet im Büro von Ina Hütter auf der Breiten Straße. „Die jüngeren Schüler“, sagt sie, „gruselt es hier.“
Die Stadt betont unterdessen, sie arbeite weiter an Lösungen für die Probleme im Friedenspark. Am Mittwoch trifft sich erneut die „Arbeitsgruppe Friedenspark“, zu der neben Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (Freie Wähler) auch Vertreter von Ordnungsamt, Polizei und Schulen sowie Sozialarbeiter gehören. In den Sommerferien hatte die Stadt das düstere Buschwerk im Park schon stellenweise auslichten lassen. Zudem werde regelmäßig kontrolliert, sagt Thomas Gockel vom Kriminalpräventiven Rat Pirna. In diesem Jahr seien bereits 21 Bußgeldbescheide wegen unerlaubten Verzehrs von Alkohol erlassen worden. Oberbürgermeister Hanke verspricht, das Areal werde so lange im Fokus bleiben, bis eine Beruhigung erreicht ist.