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Shopping für Genießer

Vor zehn Jahren eröffnete Petra Häntzschel in Sebnitz ihr Modecafé. Das Konzept hat sich bewährt.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Wir probieren das jetzt einfach mal aus, hat sich Petra Häntzschel gesagt, damals noch gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin. Zuvor hatte sie 15 Jahre lang mit ihrem Mann die Badgaststätte in Goßdorf bewirtschaftet. Dann stand das Gebäude nicht mehr zur Verfügung und sie musste sich Gedanken über eine Alternative machen. Das Modecafé Sebnitz entstand – das war vor zehn Jahren.

Es ist nicht immer einfach gewesen, sagt die Selbstständige anlässlich des runden Geburtstags. Eine Kundin hat gerade ihren Kaffee ausgetrunken und sich ein T-Shirt zurücklegen lassen, eine ältere Dame eine Hose erstanden und eine junge Mutter mit Kinderwagen huscht schnell herein, um einen Geschenk-Gutschein zu kaufen, als sich die Ladeninhaberin zum Gespräch an den Tisch setzt. Im Regal hinterm Tresen steht ein kleines Bändchen mit dem Titel „Das Mutmacher-Buch“, auf dem Tisch dampft ein frischer Cappuccino.

Man muss den Kunden etwas bieten, sagt Petra Häntzschel. Sich in den Laden stellen und warten, genügt längst nicht mehr. Bei ihr sind es die regelmäßigen Modenschauen, welche die Leute ziehen. Dreimal jährlich, zum Saisonbeginn im Frühjahr, im Sommer und im Herbst, flanieren dann zwei Damen, ein Herr und zwei Kinder durch ihr freigeräumtes Ladenlokal und präsentieren die neuen Kollektionen. Keine Profi-Models, sondern Freunde und Bekannte. Anders würde das auch gar nicht funktionieren, sagt Petra Häntzschel. Rund 400 Einladungen verschickt sie vorab an ihren Kundenkreis, etwa 40 sitzen dann als Zuschauer im Laden. Im Anschluss wird fleißig gekauft. „Es entsteht eine ganz eigene Dynamik, wenn so viele Leute da sind “, sagt Petra Häntzschel.

Die Modenschauen sind nur eine Besonderheit des Modecafés, die andere ist das Konzept an sich. Sie wollte den Laden so gestalten, wie er ihr selbst als Kundin gefallen würde, sagt Petra Häntzschel: eine gute Auswahl, ansprechend präsentiert in angenehmer Atmosphäre. In den großen Shopping-Centern in Dresden war es ihr immer zu voll und zu hektisch. Sie stellte Tische und Stühle in die Ecke neben der Eingangstür und begann, Latte Macchiato und Espresso zu servieren. Die Kunden können sich erst einmal setzen und zur Ruhe kommen, bevor sie anfangen, zu stöbern, oder der notorisch einkaufsfaule Ehemann trinkt einfach in Ruhe Kaffee, während die Gattin anprobiert.

Die Kollektion wechselt jeden Monat, schon jetzt muss Petra Häntzschel entscheiden, welche Pullover, Jacken und Schals sie ihren Kunden im Oktober anbieten will – und wie viele Exemplare sie von jeder Größe bestellt. Mittlerweile hat sie ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, sagt die 49-Jährige. Zu kaufen gibt’s, was im Laden hängt. Was raus ist, ist raus. Es wollen ja nicht alle das Gleiche tragen.

Der Laden lebt von der Stammkundschaft. Die muss aufgebaut und über die Jahre gepflegt werden. Sie hatte Glück, sagt Petra Häntzschel, dass sie zur Eröffnung bereits viele Leute kannte. Doch die kommen auch nur wieder, wenn sie sich wohlfühlen. Dafür sorgt die Ladenbesitzerin, wenn sie jeden Kunden mit einem Lächeln begrüßt. Man muss freundlich auf die Menschen zugehen, das habe sie in ihrer Zeit in der Gastronomie gelernt.