Merken

Sie braut sich was

Gesa Uhrmacher kam aus Dortmund ins Vogtland, um Brauerin zu werden. Noch ist der Beruf eine Männerdomäne.

Von Annett Kschieschan
Teilen
Folgen
Gesa Uhrmacher in der Berufsschule für Brauer in Dresden. Sie ist eine von wenigen Frauen in dem Beruf.
Gesa Uhrmacher in der Berufsschule für Brauer in Dresden. Sie ist eine von wenigen Frauen in dem Beruf. © Steffen Unger

Dresden. „Dann gehen wir mal in die Brauerei“, sagt Gesa Uhrmacher und sorgt damit für den ersten überraschten Blick. Immerhin stehen wir in einer typischen Plattenbauschule in der Dresdner Johannstadt. Einer jener DDR-Musterbauten, in denen sich jeder ehemalige Schüler auch im Rentenalter noch problemlos zurechtfindet, weil eben alles gleich ist. Und hier wird tatsächlich Bier gebraut? „Klar“, sagt Gesa Uhrmacher. Schließlich geht es auch in einer Berufsschule nicht ausschließlich um Theorie. Und hier, unweit des Großen Gartens, lernen zurzeit 112 angehende Brauer aus ganz Deutschland, was ein gutes Bier ausmacht, welche Mischung für welche Färbung im Glas sorgt und natürlich, wie am Ende die perfekte Menge Schaum aufs Bierglas kommt. All das am praktischen Beispiel, mit Kesseln, Bierkeller und sogar einer eigenen Schankanlage.

Das Berufliche Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden ist die einzige Brauerschule in Ostdeutschland. Und Gesa Uhrmacher ist zwar nicht die einzige Frau, die derzeit diesen Beruf lernt, ziemlich selten sind Brauerinnen aber immer noch.

Auch in Gesas Ausbildungsbetrieb, der Wernesgrüner Brauerei im Vogtland, gibt es nur zwei Frauen in dem Beruf. „Ich finde trotzdem nicht, dass Brauer unbedingt ein Männerjob ist. Wenn man weiß, was man will und seine Arbeit gut macht, gibt es da kein Problem“, schätzt die 27-Jährige ein und schiebt nach, dass Durchsetzungsfähigkeit schon hilfreich sei. „Aber ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen. Das bekomme ich hin“, sagt Gesa Uhrmacher und lacht.

Craftbier-Trend hilft den Brauern

An der Dresdner Brauerschule gibt es seit 2015 zwei Klassen mit mindestens 20 Schülern. Die Bewerberzahl sei in den vergangenen Jahren gesunken, sagt Barbara Sarx-Lohse vom Sächsischen Brauerbund. Die Craftbier-Bewegung habe allerdings dafür gesorgt, dass sich inzwischen wieder mehr junge Menschen für den Beruf interessieren. „Mittlerweile gibt es auch Quereinsteiger aus den Naturwissenschaften, da der Brauerberuf wissenschaftliches Arbeiten und Handwerk vereint“, so Barbara Sarx-Lohse.

Dass der Craftbier-Trend dem Brauerhandwerk etwas mehr Aufmerksamkeit verschafft, findet auch Gesa Uhrmacher gut. Sie selbst mag es aber eher traditionell. Schließlich sei Deutschland ja bekannt für sein Bier, das streng nach dem Reinheitsgebot gebraut wird. Und auch die klassischen ober- und untergärigen Biere böten dem Genießer durchaus Abwechslung. – Die junge Frau hat einen weiten Weg auf sich genommen, um ihren Traumberuf zu erlernen. Sie kommt aus Dortmund. Nach der Schule hatte sie zuerst eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin absolviert und auch kurze Zeit in diesem Beruf in einer Apotheke gearbeitet.

„Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist“, erinnert sich Gesa Uhrmacher. Wein hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon ab und zu einmal selbst gemacht. Aber so faszinierend der Prozess der Herstellung auch war, eigentlich mag Gesa Uhrmacher Bier lieber. Und so stand der Entschluss für eine zweite Ausbildung schnell fest. Bei der Wernesgrüner Brauerei fand die junge Frau eine Lehrstelle. Und sie hatte kein Problem damit, für die Ausbildung nach Sachsen zu ziehen.

Bald zur Abschlussprüfung

Vom lauten Ruhrgebiet ins beschauliche Vogtland - war das nicht doch schwierig? Die großgewachsene Frau mit dem Zopf schüttelt den Kopf. „In meiner Gegend wohnen zwar wirklich eher ältere Leute, aber nach so vielen Jahren im lauten Dortmund, fand ich es ganz schön, mal etwas ruhiger zu leben“, sagt Gesa Uhrmacher. Und zur Abwechslung geht es ja immer wochenweise in die Berufsschule nach Dresden. Dann wohnt die angehende Brauerin in einem Hostel. Der Ausbildungsbetrieb finanziert das. Nicht immer eine Selbstverständlichkeit, weiß Gesa Uhrmacher durch Gespräche mit anderen Azubis.

Sie selbst hat ihr Ziel bald erreicht. Im Frühsommer stehen die Abschlussprüfungen an. Und dann? Gesa Uhrmacher kann sich vorstellen, überall zu arbeiten. „Wobei es schon schön wäre, irgendwann mal wieder in die Nähe meiner Familie zu rücken“, sagt sie.

Egal, wohin der berufliche Weg sie führen wird - auf eines will sie auch künftig nicht verzichten: das Wernesgrüner Bier, das sie erst hier kennengelernt hat. „Das schmeckt mir inzwischen tatsächlich am besten“, sagt Gesa Uhrmacher.

www.bier-aus-sachsen.de