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Sie sucht ihn

Amors Pfeil traf eine Frau am tschechischen Jeschken. Was sie vom Traummann weiß: Er ist aus Görlitz. Hier hat sie deshalb nun Zettel aufgehangen.

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© Frank Thümmler

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Am Dönerladen? Am Theater? Bank? Rathaus? Szenecafé? Wo hängt man nur einen Aushang hin, mit dem man die Liebe sucht? Vor dieser Frage stand eine 41-jährige Frau aus Rammenau. Claudia heißt sie und sie sucht den Mann, der sie vor ein paar Wochen wie der Blitz getroffen hat. Am Jeschken in Liberec sind sie sich begegnet. Sie war mit ihren Kindern dort, er mit Freunden. Als sie oben an der Schwebebahn auf die Abfahrt warteten, kam besagter Mann mit einem Freund, um ebenfalls die Bahn nach unten zu nehmen. „Mein kleiner Sohn ist sehr kontaktfreudig und ging direkt auf ihn zu“, sagt Claudia. Und „ER“ ließ sich auch auf ein Gespräch ein. „Du hast aber eine hübsche Mutti“, sagte er. Einer der Momente war das wohl, wo es Claudia warm ums Herz wurde.

Bei der Abfahrt dann habe er direkt hinter ihr gestanden, sie könnte schwören, seine Blicke im Rücken gespürt zu haben. Aber ihn nach seiner Nummer zu fragen – das hat sich die Alleinerziehende, die auch noch eine größere Tochter hat, dann doch nicht getraut. Unten angekommen stiefelte sie dem Sohn hinterher, ohne dem Unbekannten Tschüss zu sagen.

Viel weiß sie nicht über ihn, außer, dass er aus Görlitz kommt. Und sie kann ihn gut beschreiben: ein rockiger Typ sei er, mit blauen Augen und Dreitagebart. Einen Parka mit Camouflage-Muster habe er getragen, eine Creole im Ohr. Diese Beschreibung hat sie auch auf das Plakat gebracht, darunter steht: „Bist Du wie ich alleine? Melde Dich bitte.“ Fünf Plakate hat sie insgesamt in Görlitz verteilt, eines davon auf dem Wilhelmsplatz. Dafür hat Claudia extra eine Tagesreise nach Görlitz auf sich genommen, hat hier auch eine kleine Anzeige geschaltet. Bislang ohne Erfolg. „Reaktionen gab es schon, aber keinen ernstzunehmenden Hinweis. Da meldet sich Hinz und Kunz.“ Die Hoffnung, ihn zu finden und vor allem die Hoffnung, dass er Single und einem vorsichtigen Treffen nicht abgeneigt ist, will sie so schnell nicht aufgeben. „Vielleicht liest es ja jemand aus seiner Wandergruppe“, sagt Claudia. Sie wünsche sich inständig ein Happy End.

Kontakt per Mail an: [email protected]