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Sie will „auf keinen Fall die Jugendbeauftragte sein“

Seit fünf Jahren PDS-Mitglied, seit vier Jahren Dresdner Stadträtin sowie Landtagsabgeordnete und in sechs Wochen Vizechefin der Bundespartei – so könnte die Schnellkarriere von Katja Kipping aussehen, der mit 25 Jahren jüngsten sächsischen Parlamentarierin.

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Von Andreas Novak

Seit fünf Jahren PDS-Mitglied, seit vier Jahren Dresdner Stadträtin sowie Landtagsabgeordnete und in sechs Wochen Vizechefin der Bundespartei – so könnte die Schnellkarriere von Katja Kipping aussehen, der mit 25 Jahren jüngsten sächsischen Parlamentarierin.

Nach zwei Stunden Spaziergang durch den Regen am Donnerstag stand ihre Entscheidung fest: Ja, sie steht für den Bundesvorstand der PDS zur Verfügung, beschied sie die Landesvorsitzende Cornelia Ernst. Mit der Option, auch als Vize zu kandidieren – eine Aufgabe, für die sie der Landesvorstand noch am selben Abend in ihrer Abwesenheit auserkor.

Einfach habe sie sich die Entscheidung nicht gemacht, sagt die sympathische junge Frau mit den rot gefärbten Haaren: „Ich wollte mich aber dem Ruf der Partei nicht verschließen.“ Manches wird dann wohl vorerst auf der Strecke bleiben müssen. Der Führerschein, für den die verkehrspolitische Sprecherin gerade übt, der Jazz-Tanz, das Fotografieren – und vor allem das Stadtratsmandat, das Kipping nach einer Wahl zur Bundesvize aufgeben will. Nur gut, dass die Magisterarbeit über vorrevolutionäre russische Literatur so gut wie fertig ist.

Die Verantwortung, die Kipping anstrebt, ist ihr durchaus bewusst; ihr strahlender Optimismus kann da eine gewisse Bedrücktheit nicht ganz überdecken. Sie weiß, dass selbst politische Freunde den Schritt für zu groß halten. Denn wenn der Sonderparteitag sie am 28. Juni wählt, muss sie schaffen, woran Landtagsfraktionschef Peter Porsch scheiterte: einen Fuß auf Berliner Boden zu bekommen, eine aktive Rolle im Karl-Liebknecht-Haus zu spielen.

„Doch ich werde im Bundesvorstand auf keinen Fall die Jugendbeauftragte sein“, sagt die Kandidatin selbstbewusst. Zu lang ist ihre Liste, wie die PDS der Zukunft aussehen sollte: eine sozialistische Friedenspartei, offener für junge Menschen und alternative Lebensweisen, originell, bundesweit aktiv und vor allem einig. Keine brisanten Thesen, wie sie selbst weiß: „Ich sehe es aber nicht als meine Aufgabe, Leuten vors Schienbein zu treten.“ Das wird sie nun lernen müssen.