Hoyerswerda
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Silber für Grün

Beim 12-Stunden-Trabant-Cup von Most holt das Radebeuler „Team Vollbier“ mit dem Lohsaer Torsten Simon Platz 2.

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So sehen die Radebeuler mit Lohsaer Beteiligung ihren „Grünen“ am liebsten: an der Spitze des Feldes beim 12-Stunden-Trabant-Cup von Most am 1. Mai 2019.
So sehen die Radebeuler mit Lohsaer Beteiligung ihren „Grünen“ am liebsten: an der Spitze des Feldes beim 12-Stunden-Trabant-Cup von Most am 1. Mai 2019. © Foto: privat

Enttäuscht, weil „nur“ Zweiter? Davon konnte beim Lohsaer Torsten Simon und dem Radebeuler „Team Vollbier“ mit dem laubfroschgrünen Trabant 500 keine Rede sein. Klar; wer als Titelverteidiger startet, möchte natürlich wieder gewinnen. Zumal der Vorjahressieg mit geradezu überwältigendem Vorsprung gelungen war: Beim Zwölf-Stunden-Rennen anno 2018 für Trabant-Fahrzeuge im tschechischen Most hatten Simon und seine Teamkollegen der Konkurrenz mit einem 58 Jahre alten „Kugelporsche“ (oder „Rennpappe“) vom Baujahr 1960 der Konkurrenz das Auspuffrohr gezeigt – und das gleich mehrfach. 250 Runden auf der 4,2-Kilometer-Schleife mit ihren 21 Kurven in zwölf Stunden; das waren nicht nur in Summe 1 053 Kilometer („mit fünf Boxenstopps, aber ohne Panne“), sondern glatte sechs Runden Vorsprung auf den Nächstplatzierten des damals 35 Wagen umfassenden Feldes.

Aber diesmal war alles ein klein bisschen anders. Die Startplätze werden nicht im Zeittraining ermittelt, sondern, wie ganz früher im Rennsport üblich, per Los verteilt. Hatte „Vollbier“ im Vorjahr die „2“ gezogen, war es heuer die 18 – also in der Mitte des diesmal 49 Trabants umfassenden Feldes. Das bestand fast durchweg aus 601er-Trabants; nur „Vollbier“ und ein weiterer Konkurrent setzten auf die ältere 500er-Variante. Das ist, trotz aller sorgfältiger Aufarbeitung, schon ein kleines Handicap, denn der Halbliter-Bolide hat im Original 20 PS, der 601er 26 – das macht auf der Rennstrecke, geringeres Gewicht hin oder her, schon einiges aus. Trotzdem startete die Radebeul-Lohsaer Kombination zuversichtlich; wusste man doch, dass der „Grasgrüne“ perfekt auf das Geschehen in Most vorbereitet worden war.

Zuerst lenkte der Radebeuler Jens Seidel das Auto. Und wie! Platz 4 schon in Runde 2. Dann aber wurde er von hinten gerammt. Boxenstopp, Zeitverlust beim Verpflastern des waidwunden Autos, das nun gewissermaßen den früher üblichen Spitznamen „Leukoplast-Bomber“ zu Recht trug. Wechsel auf Torsten Simon. Der eroberte Platz 4 zurück. Dann schlug die Stunde von Fahrer Nr. 3 – Stefan Weickert. Ihm gelang es, den „Grünen“ an die Spitze des Feldes zu bringen. Sollte der Husarenstreich von 2018 wiederholt werden können? Nein, konnte er nicht. Als Torsten Simon wieder übernahm, fiel der Motor etwas ab. Plötzlich fehlten auf der Geraden bisweilen fast zehn km/h Spitze. Nichts mehr mit Vornewegfahren. Auch Attackieren der Überholt-Habenden (es waren aber nur zwei) war unmöglich. Da hieß es, sich in den Windschatten des Vorausfahrenden zu klemmen und versuchen, zu retten, was zu retten ist. Mittlerweile hatte wieder Stefan Weickert das Lenkrad übernommen – und pilotierte tatsächlich den grünen Blitz auf Rang 3 über die Ziellinie. Dann eine große Überraschung: Der eigentliche Sieger, so stellte sich bei der End-Abnahme heraus, hatte den Motor seines Boliden mit unerlaubten technischen Mitteln gewissermaßen gedopt und wurde disqualifiziert, sodass Simon & Co. auf Platz 2 aufrückten.

Angesichts der geschilderten Umstände war der diesmalige Silberrang jenes verregneten Maitages alles andere als ein Geschenk, sondern wohl eine noch größere Leistung als der Sieg 2018. Von wegen: „Der Zweite ist der erste Verlierer“. Hier darf man sagen: „Der Zweite war der wahre Sieger!“ 2020 soll er’s auch in den Ergebnislisten des Zwölf-Stunden-Trabant-Rennens von Most wieder sein. (JJ – mit PR und TS)