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Sind die Lindenplatz-Pläne durchdacht?

Aus Sicht einiger Anwohner bringt die Umgestaltung für sie mehr Nach- als Vorteile. Einfach schlucken wollen sie das nicht.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. Nur eine Handvoll Bürger haben sich bisher zu den im Rathaus ausliegenden Plänen zur Umgestaltung des Lindenplatzes in Leisnig geäußert. Das ändert sich. Nahezu alle Anwohner haben inzwischen ihre Hinweise und Bedenken zu Papier gebracht. Noch bis Ende der ersten Juni-Woche, sagte Bauamtsleiter Thomas Schröder im Technischen Ausschuss, läuft die Bürgerbeteiligung. Dann wird abgewogen und möglicherweise neu überlegt. Genau das ist nach Meinung einiger Anwohner wirklich nötig.

Der Lindenplatz (sogenannter Kindergartenberg) soll in Richtung Bergstraße für den stadtauswärts fließenden Verkehr geöffnet werden. Die Anwohner halten das für gefährlich.
Der Lindenplatz (sogenannter Kindergartenberg) soll in Richtung Bergstraße für den stadtauswärts fließenden Verkehr geöffnet werden. Die Anwohner halten das für gefährlich. © Dietmar Thomas
Jetzt ist der Lindenplatz ab dem Fotoladen Einbahnstraße. Aktuelle Pläne sehen dort die – einzige – Ausfahrt auf die Chemnitzer Straße vor. Die Einsicht ist schlecht, finden Autofahrer.
Jetzt ist der Lindenplatz ab dem Fotoladen Einbahnstraße. Aktuelle Pläne sehen dort die – einzige – Ausfahrt auf die Chemnitzer Straße vor. Die Einsicht ist schlecht, finden Autofahrer. © André Braun

Fußweg wird für die Anwohner wichtiger denn je

Bisher ist der Lindenplatz eine Art Ring mit einer Grünfläche in der Mitte. Drumherum führt zu beiden Seiten ein breiter Fußweg. Den soll es nach den aktuellen Plänen künftig nur noch in der Mitte des Platzes geben, zu beiden Seiten alleeartige Bäume. In Richtung der Schulen und zur jetzigen Anliegerstraße mit den Grundstücken Lindenplatz 1 bis 29 führen nur noch wenige Wege, was vor allem Kinder, die älteren Anwohner und auch Steffi Meißner im Rollstuhl vor Probleme stellen wird.

„Jetzt brauchen wir nicht wirklich einen Fußweg, weil wenig Verkehr über die Straße rollt“, sagt Manfred Weiss. Auch bei Anlieferungen finde sich ein Weg. Doch das dürfte sich ändern, wenn es zu einer Neuregelung der Verkehrsführung kommt. Die plant die Kommune parallel zum Gestalten. Der Lindenplatz soll ab der Einfahrt Postmeilensäule eine Einbahnstraße werden. „Damit wird ein Großteil des Verkehrs dorthin verlagert, wo die Leute wohnen. Und da soll es dann nicht einmal einen Fußweg geben“, veranschaulicht Manfred Weiss. Diese dann stärker befahrene Straße müssten die Anwohner als Fußgänger zwingend nutzen, um zu den Häusern zu gelangen – oder alternativ über die geplanten Rasenflächen laufen. Das ist für die Anwohner unakzeptabel. Sie finden, das Fußwegesystem hat sich bewährt. Die neuen Fußwege müssten allerdings nicht so breit ausfallen wie die bisherigen.

Neue Ausfahrt auf die Chemnitzer Straße birgt Unfallgefahr

Der nächste Knackpunkt, den die Anwohner sehen, ist die neue Ausfahrt vom Lindenplatz auf die Chemnitzer Straße. Das soll an der Ecke Fotoladen/Postmeilensäule passieren. Dort müssten sich Fahrzeuge weit auf die Fahrbahn vortasten, um Einsicht auf die Chemnitzer Straße zu bekommen, prognostiziert Manfred Weiss. Hinzu komme, dass vor der Volksbank-Filiale häufig widerrechtlich Autos stehen. Damit sehen die Anwohner eine erhöhte Unfallgefahr programmiert. Mitgehen würden sie die Einbahnstraßenregelung, wenn die Autos vom Parkplatz „Alte Feuerwache“ die kurze Ausfahrt zur Chemnitzer Straße nehmen könnten, also das vielleicht 100  Meter lange Straßenstück zum und vom Parkplatz im Richtungsverkehr befahren werden kann. Damit würde ein großer Teil nicht um den gesamten Platz gelenkt.

Abfahrt zur Bergstraße ist kaum für den Alltagsverkehr geeignet

Als eine „schwer nachvollziehbare Entscheidung“ bezeichnet Gabriele Meißner den Vorschlag der Verwaltung, den Verkehr über den Lindenplatz in Richtung Bergstraße abfahren zu lassen. Der im Volksmund als Kindergartenberg bezeichnete Weg ist relativ schmal und steil. Nach Beobachtung der Anwohner nutzen den Weg eine Reihe von Schulkindern – wenn auch nicht mehr so viele wie in früheren Jahren –, aber auch Leisniger, die in der Unterstadt wohnen und etwas im Zentrum zu erledigen haben. Dort noch Verkehr zuzulassen, sei gefährlich, „da muss man nicht einmal an den Winter denken“, findet Gabriele Meißner. Sie befürchtet, dass dann auch der Durchgangsverkehr in Richtung Fischendorf zunimmt, weniger Kraftfahrer den Umweg über den Markt nehmen.

„Wir hoffen, dass unsere Vorschläge etwas bewirken“, sagt Gabriele Meißner. „Der Lindenplatz soll bleiben, was er seit Jahrzehnten ist – eine verkehrsberuhigte Zone, über die die Kinder Schule und den neuen Spielplatz sicher erreichen und verlassen können.“ Ihre eigenen Belange wollen die Anwohner aber genauso berücksichtigt wissen. Und trotz aller Bedenken sagt Heiner Stephan: „Wir sind dankbar, dass endlich etwas passieren soll.“