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Sind Parkgebühren in Kleinstädten zeitgemäß?

Jede Stadt organisiert das Parken im Stadtzentrum anders. Die Zittauer Händler wünschen sich gebührenfreie Plätze.

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Von Mario Heinke

Die Stadt Zittau plant eine Erhöhung der Parkgebühren in der Innenstadt, um die klamme Stadtkasse zu sanieren. Wie organisieren andere Städte das Parkregime in den Stadtzentren? Ist freies Parken wieder en vogue? Diesen Fragen ist die SZ nachgegangen.

In Ebersbach-Neugersdorf

herrscht das Paradies für Parker

In der Stadt Ebersbach-Neugersdorf verzichtet man auf Parkgebühren auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Weder in Ebersbach noch in Neugersdorf gibt es gebührenpflichtige Parkplätze der Stadt. Die einzige Stelle, wo Gebühren fällig werden, ist der Parkplatz am Klinikum in Ebersbach, der vom Klinikum selbst betrieben wird. Die Stadt übernimmt lediglich die Überwachung der Einhaltung der für den ruhenden Straßenverkehr geltenden Regelungen, erklärt Uwe Nikodem, Sachgebietsleiter Ordnung, Sicherheit und Gewerbe bei der Stadtverwaltung von Ebersbach-Neugersdorf.

In Görlitz sind ein statisches Parkleitsystem und Gebühren

etabliert

Der „Görlitzer Parkring“ ist von allen Stadtzufahrten ausgewiesen. Auf dem Parkring selbst erfolgt die Wegweisung zum jeweils nächstgelegenen Parkhaus oder Parkplatz sowie zu Alternativplätzen. In der Görlitzer Alt- und Innenstadt gibt es etwa 1 000 gebührenpflichtige Stellplätze. Hinzukommen 1 040 gebührenpflichtige Stellflächen in zwei Parkhäusern. Die Gebühren auf den Straßen sind in Tarifzonen gestaffelt und reichen von 30 bis 50 Cent für die halbe Stunde, je nach Standort. Görlitz arbeitet zudem mit der Brötchentaste, die 15 Minuten freies Parken ermöglicht.

In Löbau entscheidet die Lage

über die Höhe der Parkgebühr

Löbau geht sehr differenziert mit dem Parkplatzangebot um, je nach Lage der Stellplätze. Ein Parkschein am Neumarkt kostet 15 Minuten lang gar nichts (Brötchentaste) und in den ersten 45 Minuten 25 Cent. Jede weitere halbe Stunde schlägt mit 25 Cent zu Buche. Mit einem Euro für die ersten 45 Minuten ist das Parken vor der Sparkasse auf dem nur wenige Meter entfernten Stellplätzen auf dem Altmarkt wesentlich teurer.

In Kamenz kann man

zwei Stunden lang frei parken

Kurze Wege und Parkplätze in unmittelbarer Nähe zu den Geschäften - das bietet Kamenz im Stadtzentrum: Bis zu zwei Stunden parken Besucher in der Innenstadt auf rund 200 Parkflächen kostenlos. Zusätzlich bieten zwei Parkplätze weitere 200 Stellplätze, auf denen eine Stunde kostenlos geparkt werden kann. Erst nach Ablauf der Zeit werden die Stellplätze gebührenpflichtig. Die halbe Stunde kostet dann 25 Cent. Kamenz hat das Parkregime im Stadtzentrum dem veränderten Kaufverhalten und der demografischen Entwicklung angepasst. Zugunsten der Innenstadtbelebung verzichtet die Stadt auf hohe Einnahmen aus Parkgebühren. Thomas Käppler, Referent des Oberbürgermeisters, bezeichnet das als Wirtschaftsförderung und ist mit den Erfahrungen der im Jahre 2008 eingeführten Regelung zufrieden. „Wir gleichen damit den Wettbewerbsnachteil der Innenstadthändler gegenüber den Märkten auf der Grünen Wiese aus“, so der Referent gegenüber der SZ. Als die Regelung eingeführt wurde, hatte sich der Stadtrat zunächst auf eine Stunde kostenloses Parken verständigt. Auf Wunsch der Gastronomen habe man die Zeit ein Jahr später auf zwei Stunden erhöht, so Käppler.

In Zittau liebäugelt der Gewerbeverein mit dem Kamenzer Modell

Ob der Stadtrat einer Erhöhung der Parkgebühren zustimmt, ist noch offen. Andrea Paul, Vorsitzende des Gewerbevereins Zittau lebendige Stadt sagt: „Die Kamenzer Lösung hat ihren Reiz“. Ist die Innenstadt gut erreichbar, profitieren nicht nur die Händler davon, sondern auch Kultureinrichtungen und Touristen. Die ganze Stadt werde aufgewertet und für neue Geschäfte attraktiver. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, könnten die Gewerbesteuereinnahmen auch wieder steigen, sagt Frau Paul. Der Verein werde bei der bevorstehenden Diskussion um das Innenstadt-Verkehrskonzept auch über die Parkgebühren reden, kündigt sie an. Auf ein Wort