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Skandal an Rothenburger Polizeischule

Ein Beamter soll Prüfungsaufgaben an Studenten durchgesteckt haben. Womöglich Hunderte Kommissare sorgen nur dank Schummelei für Recht und Ordnung.

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© André Schulze

Rothenburg. An der Sächsischen Hochschule der Polizei in Rothenburg (Oberlausitz) ist ein Regierungsrat vom Dienst suspendiert worden. Er soll Prüfungsaufgaben an Studenten durchgesteckt haben, wie der Stern in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, die an diesem Donnerstag erscheint.

Der mutmaßliche Betrug flog auf, als sich Studenten Dozenten anvertrauten: Sie behaupteten, Kurssprecher hätten im Büro des Regierungsrates, der im Studienreferat arbeitete, Prüfungsaufgaben mit dem Handy abfotografieren dürfen, während der Beamte rausgegangen sei. Danach sollen die Aufgaben für rund 170 Studenten des 24. Jahrgangs von einer Dropbox im Internet abrufbar gewesen sein.

Zum Beweis ihrer Behauptung gaben die Polizeistudenten, die den Schmu nicht mitmachen wollten, die Prüfungsaufgaben heraus. Ein Vergleich bestätigte: Es waren jene Aufgaben, die noch geheim und für die Abschlussprüfung in Recht und Politik vorgesehen waren. Die Hochschule hat nach Angaben des Rektors Strafanzeige erstattet.

Schon beim 23. Jahrgang der Schule, der ausgesprochen gut abgeschnitten hatte, waren 16 Anwärter nicht zu Kommissaren ernannt worden, weil sie bei Prüfungen getäuscht haben sollen. Ein Dozent behauptet gegenüber dem Stern nun, dass er sich schon seit Jahren über die guten Noten an der Hochschule wundere. Der Rektor räumte ein, dass ein Dozent vor geraumer Zeit das Gespräch gesucht habe. Der Verdacht habe jedoch nicht erhärtet werden können.

Die Aussage des Dozenten ist brisant: Sie könnte bedeuten, dass auf Deutschlands Straßen und Polizeirevieren mehrere hundert Kommissare für Recht und Ordnung sorgen sollen, die sich ihren Dienstgrad in den letzten Jahren in Sachsen ergaunert hätten. (ots)