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Skaten bei jedem Wetter

Junge Neukircher stellen sich eine Mini-Ramp ins Jugendhaus. Als öffentliche Anlage ist sie einzigartig in der Oberlausitz.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Sobald am Freitagabend die letzte Schraube festgezogen war, wollte Chris Janoschka auf seinem Scooter die ersten Runden drehen. Seit Dienstag bauten er und andere Jugendliche aus dem Oberland eine Mini-Ramp. Ehrensache für den 16-jährigen Schüler der Neukircher Valtenberg-Oberschule, sie als einer der ersten auszuprobieren. Zumal das neue Skateelement etwas Besonderes ist. Im Unterschied zu den anderen fünf Anlagen, an denen Chris in den vergangenen fünf Jahren mitbaute, steht die neue Ramp nicht auf der Skateranlage am ehemaligen Rittergut, sondern im Jugendhaus. Der bisherige Schülertreff im Erdgeschoss, der in letzter Zeit kaum noch genutzt wurde, weil sich die jungen Leute jetzt lieber in der Dachklause treffen, wurde dafür leer geräumt. Nur die Computer bleiben stehen und werden auch weiterhin genutzt, sagt Christian Schäfer, Mitarbeiter im Jugendverein Valtenbergwichtel.

Es war der Wunsch Neukircher Jugendlicher, eine Skateanlage zu schaffen, die bei jedem Wetter genutzt werden kann. Auch bei Regen oder im Winter. Eine erste Idee: Wir überdachen die „Shorty 01904“ getaufte Skateanlage am Rittergut. Leider war das nicht praktikabel. Also gelangte man zur Alternative mit der Mini-Ramp, die mit ihren Maßen von sechseinhalb mal vier Metern haargenau in die hintere Hälfte des Schülertreffs passt. Skater und Scooter dürfen sie nutzen. Helm ist Pflicht; ob man auch Knieschoner nimmt, darf jeder selbst entscheiden. Nach einigen Restarbeiten in der kommenden Woche – so sollen beispielsweise die Fenster noch durch Metallgitter geschützt werden – soll die Anlage freigegeben werden. Jeder darf sie zu den Öffnungszeiten des Jugendhauses kostenlos nutzen, sagt Christian Schäfer. Nach seinen Angaben ist die Neukircher die erste öffentliche Indoor-Skateanlage in der Oberlausitz. Wer nur mal testen möchte, kann sich ein Skatboard ausleihen. Ab kommendem Jahr will man auch Kurse anbieten.

Die Wünsche aufgemalt

Für die neue Rampe wurden 300 Quadratmeter Holz verbaut. Rund 5 000 Schrauben wurden gebraucht. Messen, sägen, schrauben – wer in den vergangenen vier Tagen mitbaute, hatte Spaß an der handwerklichen Arbeit. Schon Wochen vorher hatten junge Leute ihre Wünsche aufgemalt. Pierre Beyer, von Beruf Sozialarbeiter und in seiner Freizeit beim Dresdner Verein 248 wheels für den Bau von Skateanlagen aktiv, machte daraus ein tragfähiges Projekt und realisierte es gemeinsam mit den Jugendlichen. Auch die Skateanlagen in Wilthen, Gaußig und Neukirch wurden von ihm entworfen und mitgebaut. Ihm ist wichtig, dass junge Leute selbst mit Hand anlegen. „Natürlich könnte man ihnen auch eine fertige Ramp aus Beton hinstellen. Aber Jugendliche achten es mehr, wenn sie wissen, wie viel Arbeit in so einem Element steckt. Und natürlich schauen sie hin, dass andere ihre Arbeit achten und nicht mutwillig zerstören“, sagt er.

Chris schätzt am Projekt vor allem die Teamarbeit und dass man etwas schaffen kann. Jasmin König machte mit, weil sie Spaß am Bauen hat. Sie selbst ist keine Skaterin. Vincent Kindermann, begeisterter BMX-Fahrer, kam in den Ferien sogar aus Ebersbach nach Neukirch. „Eine Kumpeline von mir arbeitet im Jugendhaus und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen“, berichtet der 18-Jährige.

4 000 Euro kostet die neue Anlage. Der Jugendverein finanziert sie aus Eigenmitteln und kann auf Gelder privater Sponsoren zurückgreifen. 300 Euro sind jedoch noch nicht gedeckt. „Vielleicht findet sich dafür noch ein Sponsor“, sagt Christian Schäfer. Das Projekt ist es allemal wert.