Riesa
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Skater müssen Sporthalle verlassen

Die Halle des früheren Ardenne-Gymnasiums ist marode. Nun wird eine Alternative für die Nutzer diskutiert.

Von Antje Steglich
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Mario Groß ist Gründungsmitglied beim Riesaer Verein Hot Wheels, dessen Domizil derzeit die Turnhalle auf der Greizer Straße in Weida ist. Mittwoch und Samstag kann dort jeder skaten.
Mario Groß ist Gründungsmitglied beim Riesaer Verein Hot Wheels, dessen Domizil derzeit die Turnhalle auf der Greizer Straße in Weida ist. Mittwoch und Samstag kann dort jeder skaten. © Sebastian Schultz

Riesa. Aus den Boxen dröhnt deutscher Rap. Mario Groß und eine Handvoll Kids donnern derweil über die hölzernen Rampen im Inneren der Turnhalle auf der Greizer Straße. Mit Inlineskates, Skateboard, Laufrad und Roller fahren sie auf und ab – der jüngste Sohn von Mario Groß rutscht auch schon mal auf dem Hinterteil die Rampe herunter. „Hauptsache, sie haben Spaß“, ist das Motto des dreifachen Vaters und Gründungsmitgliedes des Vereines Hot Wheels.

Vor ziemlich genau 25 Jahren entdeckte der Riesaer die Inlineskates für sich. „Da gab es hier in den Geschäften noch gar keine Skates – ich hatte meine aus Amerika“, erinnert sich der 45-Jährige. Zwei Jahre später schon gründete er den Verein Hot Wheels und führte zehn Jahre lang den Vorsitz. Das waren die goldenen Zeiten für die Skater in Riesa.

 Der Verein zählte damals um die 90 Mitglieder – der Parkplatz am Seifenwerk, auf dem die Jugendlichen rollten, wurde schnell zu klein. Es folgte der Umzug ins Hafengelände und schließlich in den Riesapark.

 Dort baute sich der Verein auf 2 000 Quadratmetern Ostdeutschlands größten Skaterpark auf. Doch vor zehn Jahren wurde den Hot Wheels gekündigt, und erst nach langen Diskussionen zogen sie mit ihren selbst gebauten Rampen in die Turnhalle des ehemaligen Ardenne-Gymnasiums um.

Das ist nicht ganz billig für die 15 verbliebenen Vereinsmitglieder. 50 Euro pro Monat müssen sie für Strom und Miete an die Stadt zahlen. Finanziert werde das größtenteils aus den Mitgliedsbeiträgen und den Eintrittsgeldern für die Halle. 

Dort treffen sich zwar auch mal Kindergarten- und Schulgruppen zum Skaten, seit der Jugendklub „U-Punkt“ aus der direkten Nachbarschaft weggezogen ist, ist es in der alten Halle aber recht ruhig geworden. Ideale Zustände sind das keine, sagt Mario Groß, der noch immer Vereinsvorstand ist.

 „Wir leben ständig damit, dass die Halle ganz geschlossen werden könnte.“ Der Bau ist unsaniert und marode, laut Stadt ist auch tatsächlich ein Rückbau geplant. Einen Zeitplan dafür gibt es zwar noch nicht, als Alternative ist aber bereits die Freifläche an der Merzdorfer Straße gegenüber der Secondhand-Halle im Gespräch.

'Blick auf die Turnhalle auf der Greizer Straße in Riesa-Weida. Mittwoch und Samstag kann hier jeder skaten. 
'Blick auf die Turnhalle auf der Greizer Straße in Riesa-Weida. Mittwoch und Samstag kann hier jeder skaten.  ©  Sebastian Schultz

Dort, wo einst ein Jugendclub und eine Kita standen, stellen sich die Stadtentwickler eine Multifunktionsfläche für ältere Kinder vor. Eine Graffiti-Wand als Abgrenzung zu den Wohnhäusern im Clara-Zetkin-Ring ist genauso vorstellbar wie Tischtennisplatten, Chill-Ecken mit W-Lan und eine Skateranlage.

Als Betreuer vor Ort ist der Verein Sprungbrett im Gespräch, und als künftige Nutzer hat die Stadt ganz klar die Hot Wheels im Blick, die man in die Gestaltung der Fläche einbeziehen will. Der Verein reagiert allerdings sehr zurückhaltend auf das Vorhaben.

Es habe schon diverse Pläne gegeben – zuletzt hatten die Hot Wheels über Wochen an einem Modell für eine Skateranlage in einem Bürgerpark in Weida gearbeitet, erinnert sich Mario Groß. Umgesetzt wurden die Pläne nie. Auch ist er noch nicht von dem Gelände an der Merzdorfer Straße überzeugt.

Das müsste erst eingeebnet werden und einen Asphalt mit leichter Neigung erhalten, wie er auf Radwegen üblich ist. Ob sich die Stadt das leisten will, da ist der Verein skeptisch. Außerdem gibt es dort keine Schlecht-Wetter-Variante, dabei wollen die Skater auch bei Regen nicht zu Hause hocken.

„Wenn ein Teil der Anlage überdacht werden würde, wäre das gut“, so Mario Groß, „am schönsten wäre aber, wenn der Skaterpark auf der Freifläche neben der Halle entsteht. Dann könnten wir bei schlechtem Wetter einfach rein.“

Aktuell stecken die Pläne für die Mehrzweckfläche an der Merzdorfer Straße aber sowieso noch in den Kinderschuhen. Die Stadt hat weitere Gespräche angekündigt. So will man zum Beispiel im Sommer mit den Jugendlichen aus Gröba-Merzdorf ins Gespräch kommen, was sie sich vor Ort wünschen würden.

Der Verein Hot Wheels öffnet die Halle auf der Greizer Straße 2 in Riesa-Weida für alle, die gegen einen kleinen Obolus mit Rollerblades oder Skateboards über die Rampen düsen wollen. Geöffnet ist mittwochs und sonnabends 16 bis 19 Uhr.