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Deutsches Team in Altenberger Goldspur

Sie sind im Wechselbad der Gefühle. Am Ende freuen sich die Skeletonis Jaqueline Lölling und Alexander Gassner über einen WM-Sieg, der so bislang nicht möglich war.

Von Jochen Mayer
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Die nächsten Skeleton-Weltmeister aus Deutschland: Jaqueline Lölling und Alexander Gassner.
Die nächsten Skeleton-Weltmeister aus Deutschland: Jaqueline Lölling und Alexander Gassner. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Gemeinsam feiert es sich viel besser als alleine. Diese Erfahrung machten am Sonntag zwei Skeleton-Piloten. Im Altenberger Eiskanal rasten beim erstmals bei einer Weltmeisterschaft ausgetragenen Mixed Team Event die Winterberger Jaqueline Lölling und Alexander Gassner zu WM-Gold. 

Mit einer winzigen Hundertstelsekunde Vorsprung gewannen sie nach der Addition der Zeiten ihrer Läufe vor den Kanadiern Jane Channell und David Greszczyszyn. Über Bronze freuten sich die Italiener Valentina Margaglio und Mattia Gasparin. Die beiden deutschen Weltmeister Tina Hermann und Christopher Grotheer gingen als Fünfte bei der Medaillenvergabe leer aus.

Einen extremen Stimmungswechsel erlebte vor allem Lölling. Als Vierte hatte die Vizeweltmeisterin des Vorjahres am Samstag noch mit den Tränen zu kämpfen. Zu groß war die Enttäuschung über die eigenen Fahrfehler. „Ich wollte diesen Tag schnell ausblenden“, sagte sie nach der Goldfahrt im Team. „Für uns war es ein ganz besonderer Wettbewerb, gemeinsam als Team an den Start zu gehen. Wir sind in einer Trainingsgruppe, haben uns gemeinsam auf diesen Start fokussiert, unser Trainer pushte uns noch mal. Ich war ja so glücklich, dass ich Alex als Führenden in der Bahn abholen konnte.“ Freudestrahlend stürmte die 25-Jährige ihrem Teampartner entgegen und fiel ihm freudestrahlend um den Hals. Das Dauerlächeln wich dann nicht mehr aus ihrem Gesicht.

Die neue WM-Entscheidung ist noch in der Entwicklungsphase. Ein Reaktionsstart wurde bereits getestet, bei dem der zweite Teampilot ein grünes Ampelzeichen bekommt, wenn der Erste die Lichtschranke am Ziel durchfahren hat. Aber ganz gleich, wie die künftigen technischen Abläufe sind: Die ersten Mixed-Team-Weltmeister haben diesen Wettbewerb in ihr Herz geschlossen. „Man kämpft nicht für sich alleine“, beschrieb Jaqueline Lölling den besonderen Reiz. „Das ist der große Unterschied zum Einzelstart. Das fühlt sich anders an, man kann dann auch die Freude teilen. Es ist eine doppelte Freude. Ansonsten sind die Abläufe vor dem Start die gleichen. Ich freue mich darauf, wenn wir das öfter machen können. Alexander Gassner ließ sich auch durch die hohe Startnummer und die zunehmende Reifbildung in der Bahn nicht irritieren, die als Zeitfresser wirkte. „Wir haben beim Material alles beim alten gelassen, wie in den Einzelrennen“, sagte der WM-Dritte, der im Millimeter-Einzel-Finish nur fünf Hundertstelsekunden hinter Weltmeister Christopher Grotheer gelegen hatte. „Wir haben im Teamevent auf das Bewährte vertraut, versucht maximal zu starten und gut zu fahren. Das war eine Super-WM, besser kann man die nicht organisieren.“

Das deutsche Team mit den beiden Einzel-Weltmeistern haderte dagegen mit dem zunehmenden Reif in der Bahn. „Als ich oben am Start mitbekommen habe, dass auch die besten Piloten langsamer wurden, wusste ich, was los ist“, sagte Christopher Grotheer, der sich selbst am Start nicht auf dem Niveau wie im Einzelrennen sah. „Da fehlte mir ein halbes Zehntel“, sagte der Oberhofer. „Das ist bei diesen Bedingungen hier krass. Der Lauf war dann gut, da kann ich mir nichts vorwerfen. Es hat einfach nicht gereicht, das ist eben Teamsport.“ Den genoss der Thüringer, er spürte eine „bisschen höhere Motivation, man will keinen Fehler machen“, da man ja noch Verantwortung für die Teamgefährtin hat.

Auch Tina Hermann war langsamer als im Einzelrennen unterwegs, obwohl sie sich in der Bahn keine großen Fehler vorwerfen musste. Sie habe allerdings beim Material „ein bisschen daneben gegriffen. Der Reif hat uns dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es tut mir Leid für Christopher.“ Sie war vor dem Start sogar nervöser als in den Einzelrennen. „Ich wollte noch mal gut runterfahren, wollte noch mal zeigen, warum ich Weltmeisterin geworden bin. Und ich wollte auch für meinen Teamkollegen Christopher fahren. Solche Wettbewerbe müssten wir öfter machen.“

Nicht dabei war im Mixed Team Event Axel Jungk. Der Lokalmatador hatte sich als Vizeweltmeister für den Start qualifiziert. Eine Verletzung zwang ihn allerdings zur Absage. Alexander Gassner übernahm den Startplatz und durfte sich über Gold freuen.

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