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Das ist Sachsens beste Skispringer-Familie

Vater Holger Freitag war für die DDR erfolgreich, Bruder Richard holte mit dem Team Silber bei Olympia 2018. Nun startet auch Schwester Selina im Weltcup.

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Selina Freitag will in Klingenthal weit nach vorn fliegen.
Selina Freitag will in Klingenthal weit nach vorn fliegen. © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Von Patrick Reichardt

Klingenthal. Selina Freitag wurde nicht nur das besondere Talent, sondern auch eine riesige Faszination für den Sport in die Wiege gelegt. Der Vater Holger war Skispringer, der größere Bruder Richard auf dem besten Weg zum Profi, wie sollte es da bei ihr anders laufen? "Ich war sogar schon im Kinderwagen an der Schanze und habe das Springen dann immer verschlafen. Angefangen zu springen habe ich mit sechs Jahren auf einer Drei-Meter-Schanze", erzählt die 18 Jahre junge Selina Freitag.

Im Kinderwagen gemütlich zuschauen, was die Besten der Welt zeigen? Diese Perspektive wird das Skisprung-Talent an diesem Wochenende nicht mehr haben, denn Selina Freitag gehört jetzt selbst zur Elite. Unweit der Heimat in Klingenthal wartet nun an diesem Wochenende eine ganz besondere Premiere auf die Freitags: Erstmals treten Männer und Frauen beim gleichen Skisprung-Weltcup in Deutschland an. "Die Mädels haben sehr gut darauf hingearbeitet. Was lange währt, wird endlich gut. Ich finde es fein, dass es ein bisschen zusammenwächst", sagt Bruder Richard.

Anders als im Biathlon oder im Langlauf sind gemeinsame Weltcups für Männer und Frauen beim Skispringen noch immer nicht Standard. Umso mehr freuen sich die Freitag-Geschwister, die deutsche Premiere unmittelbar vor der Haustür zu erleben. "Es sind schon ein paar von der Familie dabei und auch viele Freunde. Die Region ist sport- und skisprungfanatisch. Da kommen sicher einige", sagt der ehemalige Gesamtweltcup-Zweite Freitag voraus.

Bruder Richard schaut sich die Leichtigkeit ab

Seine zehn Jahre jüngere Schwester steckt zwar noch in den Anfängen ihrer Karriere und war früher als Baby, Kind und Jugendliche gespannte Zuschauerin, doch inzwischen kann Richard nach eigener Aussage auch etwas von Selina lernen. "Was man wiedererkennen kann, ist die Leichtigkeit. Sie ist das erste Jahr so richtig mit dabei. Als Leistungssportler ist man oft ein bisschen am zweifeln, da kann man sich die Leichtigkeit bei jüngeren Athleten wieder anschauen", sagt er.

Richard Freitag hat in Klingenthal ein Heimspiel.
Richard Freitag hat in Klingenthal ein Heimspiel. © dpa/Grzegorz Momot

Beide erzählen, dass Papa Holger als früherer Weltcup-Sieger die Begeisterung richtig ausgelöst habe. "Das hat uns einfach gefallen von Anfang an. Der Papa hat es vorgemacht und jetzt versuchen wir es ihm nachzumachen. Wenn wir zu Hause sind, zeige ich ihm auch Videos oder er sagt mir Tipps, wie er das früher gemacht hat. Er ist auf jeden Fall immer noch dabei", sagt Selina Freitag.

Ihr Weg war dann vorgezeichnet. Sportschule, Internat und dann der Wechsel nach Oberstdorf, um den Sprung in den Kader zu schaffen und sich von den ganz großen Schanzen zu stürzen. Bei Bruder Richard schaut sie sich gerne etwas von dessen Technik ab und "auf der Schanze nicht so nervös zu sein". Geht es nach Selina Freitag, springen die beiden Geschwister bald nicht nur am gleichen Ort, sondern irgendwann auch im gleichen Team. "Klasse wäre auch, wenn wir im Weltcup öfter mal Mixed-Springen hätten", sagt sie.

In Klingenthal starten am Wochenende je sieben Männer und Frauen. Bundestrainer Stefan Horngacher vertraut dabei auch dem zuletzt schwächelnden Markus Eisenbichler. "Markus braucht noch etwas Zeit, mit ihm werden wir geduldig weiterarbeiten", sagte der Österreicher. Für den zuletzt mit Rückenproblemen kämpfenden Severin Freund, der erneut nicht im Aufgebot ist, wird die Zeit bis zur Vierschanzentournee ab 29. Dezember immer knapper. (dpa)