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Skiverrückte kommen ins Osterzgebirge

Alpinist Frank Meutzner hatte eine verwegene Idee. Was nach Quälerei klingt, wird zum Hype: 24 Stunden in der Loipe.

Von Mandy Schaks
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Der Cheforganisator des 24-Stunden-Skilanglaufes „Miriquidi“, Frank Meutzner, steckt die Wettkampfstrecke an der Zinnwalder Scharspitze ab. Er hofft, Zuschauer haben genauso viel Spaß wie die Starter, und Skitouristen bringen Verständnis für die Einschrän
Der Cheforganisator des 24-Stunden-Skilanglaufes „Miriquidi“, Frank Meutzner, steckt die Wettkampfstrecke an der Zinnwalder Scharspitze ab. Er hofft, Zuschauer haben genauso viel Spaß wie die Starter, und Skitouristen bringen Verständnis für die Einschrän © Egbert Kamprath

Gerade erst von einer Trekkingtour in Nepal zurück und gleich im Zinnwalder Schnee gelandet: Der Dresdner Alpinist Frank Meutzner sucht in Bergwelten die Herausforderungen und findet sie auch vor den Toren der Landeshauptstadt in knapp 900 Metern Höhe. „Ich wollte etwas machen, was Besonderes, und mal ausprobieren, wie viele Kilometer wir mit Skiern schaffen“, erinnert er sich. So kam ihm die Idee, einen 24-Stunden-Skilanglauf im Osterzgebirge zu organisieren, den ersten in Deutschland – und bisher einzigen. Das war 2007 „und ist mein Baby“, erzählt Meutzner und lacht.

Dabei stellte sich schnell heraus, er ist nicht allein, der so tickt. Es gibt eine Reihe Skiverrückter, die sich tatsächlich danach sehnen, mit den Brettern unter den Füßen und der Lampe an der Stirn ans Limit zu gehen, im Schnee mal auszutesten, was möglich ist. „Wir haben ne Macke“, gibt Meutzner unumwunden zu. Diese Veranstaltung sei schon etwas für die Harten, ein großes Abenteuer, wenn nachts der Ski nicht mehr so rutscht, die Beine schwer werden und sich die Läufer zwischendurch eine Mütze Schlaf holen auf engstem Raum auf Iso-Matten in der ehemaligen Grenzzollanlage in Zinnwald.

Trotzdem wird der 24-Stunden-Skilanglauf von Interessenten überrannt. Die Veranstaltung an diesem Sonnabend ist erneut seit mehreren Wochen ausgebucht. Die Plätze sind limitiert, sonst wäre das gar nicht zu bewältigen. Maximal 266 Läufer – vom Hobby-Wintersportler bis schon zum Fast-Profi – gehen an den Start, im Einzel oder in Zweier- und Viererteams.

Darunter sind auch etliche Frauen. „Wir sind alle begeisterte Skifahrer“, so Meutzner, „viele haben schon mehrfach teilgenommen, man kennt sich, da wird gelacht.“ Bei allem Ringen um die sportliche Leistung werde der Wettbewerb untereinander nicht bitterernst geführt. Das zeigen schon die Namen, mit denen sich die Teilnehmer in die Starterliste eintragen.

So dreht zum Beispiel eine „Flitzepiepe“ ihre Runden neben „Kanute im Schnee“ und „Schlusslicht“, läuft das Team „Neben der Spur“ gegen „Imma Weita“. Diese Lockerheit rührt sicher auch daher, dass diese Veranstaltung nicht kommerziell betrieben wird, sondern eine Herzensangelegenheit vieler Ehrenamtlicher und der Stadt Altenberg ist. Der Sportverein Zinnwald-Georgenfeld veranstaltet den Skilanglauf, Miriquidi genannt, so wie der dichte Dunkelwald auf dem Erzgebirgskamm vor der Besiedlung hieß. Meutzner selbst läuft schon lange nicht mehr mit, in seinen Händen liegt die Organisation.

Nach Einbruch der Dunkelheit geht es im Schein der Stirnlampen weiter. Die Starter laufen im klassischen Stil eine etwa sechs Kilometer lange Runde. Gewonnen hat, wer in 24 Stunden die meisten Kilometer zurückgelegt hat. 
Nach Einbruch der Dunkelheit geht es im Schein der Stirnlampen weiter. Die Starter laufen im klassischen Stil eine etwa sechs Kilometer lange Runde. Gewonnen hat, wer in 24 Stunden die meisten Kilometer zurückgelegt hat.  © Archivfoto: Egbert Kamprath

Denn nebenbei lässt sich so eine Großveranstaltung nicht durch den Schnee bringen. 60 bis 80 Helfer sind nötig, um das Basislager in der früheren Zollabfertigungshalle aufzubauen, mit Strom und Wärme zu versorgen, den Wettkampf 24 Stunden durchzuführen und die Skiläufer dabei zu betreuen, das heißt auch zu bekochen.

Die Helfer kommen weitestgehend vom Dresdner Kletterverein KV Rohnspitzler. „Manche nehmen dafür drei Tage ihres Jahresurlaubs“, erzählt Cheforganisator Meutzner, der seit Donnerstag vor Ort ist. „Der Aufwand ist gigantisch“, sagt er. Allein deshalb findet der „Miriquidi“ nur alle zwei Jahre statt – wenn es die Witterung erlaubt.

Diesmal scheinen die Bedingungen trotz steigender Temperaturen sehr gut zu sein. „Wir werden keine Schneeprobleme durch den Wärmeeinbruch haben“, sagt Meutzner. Der Wetterverein Zinnwald meldete am Freitag noch über einen Meter Schnee. „Aber es wird anstrengend, ein stumpfer, nasser Schnee sein.“ Doch Skiverrückte schreckt das nicht – im Gegenteil: eine Herausforderung mehr.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

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