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So feiert Dresden den Unternehmer des Jahres

Vom hässlichen Entlein, aus dem ein Juwel wurde – die Preisverleihung in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur.

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Die Preisverleihung war ein festlicher Abend in Sachsens Digitalisierungs-Inkubator.
Die Preisverleihung war ein festlicher Abend in Sachsens Digitalisierungs-Inkubator. © Mathhias Rietschel

Von Lars Radau

Einen klitzekleinen Moment lang schaute Holger Födisch äußerst ungläubig. Klar, dass er mit seinem Umweltmesstechnik-Unternehmen zum Kreis der fünf Nominierten bei „Sachsens Unternehmer des Jahres“ gehörte – das hatte er eine knappe Stunde zuvor selbst noch einmal auf der großen Leinwand in der Gläsernen Manufaktur bestätigt bekommen: Im Film, der allerdings auch die vier Mitbewerber vorstellte. Dass aber Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und Gala-Moderatorin Franziska Schenk ausgerechnet seinen Namen aus dem goldenen Umschlag mit dem Votum der Jury dann zogen...

Doch der promovierte Ingenieur aus Markranstädt hatte sich schnell gefangen – und trug für den Rest des Abends ein zufriedenes Strahlen auf dem Gesicht. Erst recht, als ihm Björn Steigert einen gewissen „Mut zur Hässlichkeit“ bescheinigte. Der Geschäftsführer der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft, dessen Leipziger Volkszeitung seit diesem Jahr im Kreis der Ausrichter des Wettbewerbs dabei ist, meinte das in seiner Laudatio selbstredend ausschließlich positiv. Denn Födisch habe aus einem hässlichen Entlein, dem eigentlich abrissreifen Gebäude des ehemaligen VEB Staubmesstechnik, ein „wahres Juwel“ gezaubert. Heute führt der 59-Jährige mit seiner Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG einen kleinen Konzern mit 200 Mitarbeitern, sechs Tochtergesellschaften und zwei Beteiligungen. Dessen Geschäft und Produkte basieren im Wesentlichen auf Födischs Ideen – und sind mittlerweile bis nach China gefragt.

Alles andere als hässlich ist indes der Lohn, den sich Holger Födisch für seine Leistung ins Büro stellen kann: Die Bronze-Skulptur „Die Träumende“ der Bildhauerin Malgorzata Chodakowska ist das hochbegehrte Symbol für den Titel bei Sachsens wichtigstem Unternehmerpreis. Die, betonte Björn Steigert, hätten prinzipiell auch alle anderen Nominierten und Teilnehmer des Wettbewerbs verdient. Schließlich seien sie „Glanzlichter“ der mittelständischen sächsischen Wirtschaft und trügen mit ihren Unternehmen zu einer blühenden Region bei.

Gewinner Holger Födisch mit der  Bronze-Skulptur „Die Träumende.
Gewinner Holger Födisch mit der  Bronze-Skulptur „Die Träumende. © Matthias Rietschel

Gemeint fühlen durften sich damit auch nicht zuletzt die rund 270 geladenen Gäste der feierlichen Gala – die zudem selbst noch die Aufgabe hatten, mit einem Kreuz auf dem Stimmzettel ein kleines Stück zur Sicherung der glänzenden Zukunft der sächsischen Wirtschaft beizutragen. Seit 2017 wird ein Sonderpreis für die besten Gründer des Freistaates vergeben, maßgeblich unterstützt von der Wirtschaftsförderung Sachsen. Die aus 24 Wettbewerbsteilnehmern übrig gebliebenen vier Finalisten mussten in einem knackigen, exakt dreiminütigen Pitch das Gala-Publikum vom Geschäftsmodell ihres Start-ups überzeugen.

Am besten meisterten das Christian Piechnick und Georg Peschel, Chefs der Wandelbots GmbH. Die 2017 gegründete Firma ist eine Ausgründung der TU Dresden - und hat mit ihrem Produkt schon eine steile Wachstumskurve hinter sich. Wandelbots hat eine Technologie entwickelt, bei der Industrieroboter mit Hilfe von intelligenter Kleidung, also etwa einer Sensorjacke, programmiert werden. Vereinfacht gesagt: Der Mensch macht die Bewegung vor, der Roboter macht sie nach. Die Technologie wird schon in der Gläsernen Manufaktur angewendet. Und, wie Christian Piechnick nach dem Pitch hörbar stolz verkündete, künftig auch im VW-Werk Zwickau, wo der Konzern das Elektroauto ID.3 bauen wird. Bei der Bekanntgabe war es auch an Minister Dulig, ein zufriedenes Gesicht zu machen. Für ihn sind die beiden Wettbewerbe bester Beleg dafür, dass Sachsen „sowohl jungen als auch etablierten Firmen ein gutes und inspirierendes Umfeld bietet“.

Inspirierend war indes auch das Drumherum des Abends – angefangen bei der festlich hergerichteten Orangerie der Manufaktur über das Catering von Starkoch Mario Pattis bis hin zu virtuos-verspielter Musikbegleitung durch die Band Trinity of Queens.