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So spielt die Tennis-Bundesliga in Dresden

Ob Top-Star Andrea Petkovic am Sonntag kommt, ist noch offen. Warum Blasewitz so spontan planen muss.

Von Alexander Hiller
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Ob Andrea Petkovic am Sonntag in Dresden spielt, ist nicht sicher. Wenn nicht, „dann definitiv beim nächsten Heimspiel“, heißt es.
Ob Andrea Petkovic am Sonntag in Dresden spielt, ist nicht sicher. Wenn nicht, „dann definitiv beim nächsten Heimspiel“, heißt es. © Foto: Act.Press/Montage SZ

Kommt sie – oder kommt sie nicht? Das ist vor dem Start der 1. Tennis-Bundesliga beim TC Blau-Weiß Blasewitz eine der spannendsten Fragen. Für den ersten Auftritt einer ostdeutschen Frauenmannschaft im deutschen Tennis-Oberhaus hatte der Aufsteiger aus dem Dresdner Waldpark als nominelle Nummer eins die prominente deutsche Fedcup-Spielerin Andrea Petkovic verpflichtet. Ob die 31-Jährige am Sonntag ab 11 Uhr jedoch beim Heimspiel gegen Vizemeister Karlsruhe spielen wird, ist noch unklar. Die SZ beantwortet vor dem Erstliga-Start die wichtigsten Fragen.

Welchen Stellenwert besitzt die 1. Bundesliga innerhalb des DTB?

Die 1. Bundesliga ist der höchstrangige nationale Team-Wettbewerb im Deutschen Tennis-Bund. In der Wertigkeit und öffentlichen Wahrnehmung wird die höchste Spielklasse deutlich von den internationalen Wettbewerben um den Fedcup der Frauen und den Daviscup der Männer überstrahlt. „Die Liga ist für junge Nachwuchsspielerinnen eine gute Chance, aber insgesamt läuft das Ganze noch zu sehr unter dem Radar“, schätzt Eurosport-Kommentator Matthias Stach ein, der am Sonntag im Waldpark zu Gast sein wird.

Wie genau läuft ein Spieltag in der höchsten Spielklasse ab?

Insgesamt werden sechs Einzel- und drei Doppel-Duelle gespielt. Jeder Sieg bringt einen Punkt – dafür sind zwei Gewinnsätze nötig. Die ersten drei Einzel und die drei Doppel werden jeweils parallel gestartet. Die drei Einzel dazwischen können sich zeitlich verschieben – in Abhängigkeit von der Dauer der ersten Einzel.

Die Einzel werden nach Leistungsvermögen angesetzt. Im Idealfall spielt also die nominelle Nummer eins des einen Klubs gegen die Nummer eins des anderen Vereins. Und so weiter. Kann die Nummer eins aus den verschiedensten Gründen nicht spielen, rückt die nominelle Nummer zwei auf diese Position, und die weiteren Positionen verschieben sich entsprechend.

Die interne Setzliste der acht Erstliga-Teams wird anhand der jeweiligen aktuellen Weltranglistenplatzierung festgelegt. Für Blasewitz ist Petkovic als Nummer 64 des Rankings die Höchstnotierte. 16 Spielerinnen hat Dresden für die erste Liga gemeldet, davon zehn aus den Top 300.

Warum ist noch unklar, ob Petkovic am Sonntag in Dresden spielt?

Weil viele Bundesliga-Termine mit den jeweils individuellen Turnierplanungen der Profis kollidieren. Petkovic ist in dieser Woche in der ersten Runde beim WTA-Turnier der Prag Open gescheitert und direkt nach Madrid weitergereist. „Die Damen auf diesem Level sind alle auf der WTA-Tour unterwegs. Das heißt, sie spielen Woche für Woche große Turniere. Und je nachdem, wie es dort für sie läuft, sind sie für uns abrufbar“, sagt Teammanager Sven Grosse. Die mit knapp sechs Millionen Euro dotierten Mutua Madrid Open sind in der Wertigkeit und bezüglich des Preisgelds direkt unter den vier Grand-Slam-Wettbewerben (Wimbledon, French Open, US Open, Australian Open) angesiedelt. Petkovic und ihre Klubkollegin Kristyna Pliskova aus Tschechien, Nummer zwei von Blasewitz, haben für die am Freitag startende Qualifikation in Madrid gemeldet. Das heißt, sollten sich beide nicht für das Hauptfeld qualifizieren, „steht eine von beiden am Sonntag für uns auf dem Platz. Wir müssten das aber noch mit beiden besprechen. Die Spielerin ist da, wenn sie hier ist“, lässt Grosse offen.

Spätestens am Spieltag, 10.45 Uhr, muss Trainer Tomas Jiricka dem Oberschiedsrichter seine Aufstellung bekannt geben. „Sollte Andrea am Sonntag nicht in Dresden spielen, dann definitiv beim nächsten Heimspiel“, sagt Grosse. Das bestreitet der Neuling am 7. Juni gegen Essen.

Was kostet Blasewitz die Erstliga-Premiere?

Blasewitz hat das Gesamtbudget im Vergleich zum Vorjahr um etwa 50 Prozent erhöht. Auf welche Summe, lässt Frank Lepschy, der Chef des Fördervereins, offen. Vom Etat wird freilich auch die 2. Damenmannschaft (Ostliga) und das Herrenteam (Regionalliga) finanziert. Der Förderverein des Klubs hat dafür viele Partner und Sponsoren gefunden, darunter 25 bis 30 Premiumpartner, die mindestens 3 000 Euro ins Projekt investieren. Man darf von einem Mindestetat von 75 000 Euro ausgehen. „Wir haben keine Pro-forma-Verträge. Die Kontrakte sind so gestaltet, dass sicher ist, dass die Damen für uns antreten. Die Frage ist nur, wann“, erklärt Lepschy.

Allerdings gehen die Dresdner offenbar sparsam mit ihren breitgefächerten Möglichkeiten um. Zum Aktionstag am Samstag vor dem Erstliga-Start war ursprünglich Barbara Rittner als Stargast angekündigt. Ein Auftritt der als „Head of Womens Tennis“ sperrig titulierten Bundestrainerin wäre aber offenbar zu teuer geworden. „Wir starten gerade mal in die 1. Bundesliga, wir müssen nicht alles im ersten Wurf schaffen. Das Geld ist zunächst besser in die Infrastruktur investiert“, sagt Lepschy.

Gibt es eine Schlechtwetter-Variante für den Sonntag?

Der Verein hat die Tennis-Halle an der Hepkestraße in Dresden für den Regenfall blockiert. Sollte es regnen, entscheidet der Oberschiedsrichter, wie lange und ob überhaupt abgewartet wird oder der Spieltag unters Hallendach umzieht. „Wir sind präpariert, das ist natürlich nicht die Lieblingsvariante. Wir können den Spieltag aber in jedem Fall sicherstellen“, sagt Lepschy. Durch einen Umzug ginge der Event-Charakter des Bundesliga-Starts verloren – dazu auch Zuschauereinnahmen. „500 Zuschauer wären für uns ein Riesenerfolg“, sagt Lepschy. Im Waldpark hätten bis zu 1 000 Besucher Platz.