Von Wilrun Wagner
Noch nie habe ich zur Frühlingswanderung die Winterjacke gebraucht. Eine Premiere, doch bei nur zwei Grad Celsius und trübem Schmuddelwetter unerlässlich. Und wer gerne wandert, den stört das nicht. 8.30 Uhr wollte ich im Rahmen der geführten Wanderung mit Mitstreitern starten. Ob jemand mitkommt? Viele meiner Stammwanderer hatten sich für die Strecke von 20 Kilometern entschieden. Ich wählte die 17-Kilometer-Tour, weil ich mal wieder über den Spitzstein laufen wollte. Kurz noch ein Blick ins Büro, wo die Teilnehmerkarten sortiert werden, um Erika Schöpke zum 88. Geburtstag zu gratulieren, den sie wie so oft auch diesmal wieder mit den Helfern des ESV Lok Döbeln verbrachte.



Inzwischen formierten sich die lustigen „Wandervögel“. Dies stand auf den roten T-Shirts einer Gruppe aus Waldheim, Hartha und Umgebung. „Wir sind schon seit unserer Schulzeit zusammen und der Sachsen-Dreier ist für uns ein fester Termin“, verrieten die „Wandervögel“. Die Gruppe war mir schon im vorigen Jahr aufgefallen. Auch sie hatte die 17-Kilometer-Strecke gewählt. Inzwischen hatten sich auch für mich Mitwanderer eingefunden. Eine Frau aus Altenburg und eine Döbelnerin mit ihrem Sohn, der eigens zum Sachsen-Dreier aus Hamburg kam und die Wanderung mit dem Familienbesuch verbunden hat. Der Familienvater war diesmal daheimgeblieben.
Nun zogen auch wir vier los. Unterwegs gesellte sich noch Wanderfreundin Ingrid mit Hund Luzie dazu. Die Strecke ging ein Stück an der B 169 entlang und dann weiter über Keuern und Masten nach Limmritz. Alles noch sehr harmlos, wobei von der Limmritzer Höhe leider die schönen Ausblicke etwas vom Nebel verhüllt waren. Entlang der Zschopau ging es hinüber nach Wöllsdorf und an Pischwitz vorbei. Ein schlammiger Weg teilweise noch mit Schneeresten bedeckt, musste bewältigt werden.
Inzwischen sahen wir eine Schlange von Wanderern, die sich mühsam zur Höhe des Spitzsteines hinauf bewegte. Das kam nun auch auf uns zu, war aber noch gut zu schaffen. Was uns auf dem mit 232 Metern Höhe bezeichneten Spitzstein an eisigen Überraschungen erwartete, war dann schon recht gefährlich. Dass ich meinen Wanderstock im Rucksack mitgenommen hatte, erwies sich da als eine gute Entscheidung. Aber zum Abstieg brauchte ich trotzdem ein helfendes Händchen. Dieses reichten mir die „Wandervögel“, die uns dort dicht auf den Fersen waren. Unten angekommen, feierten sie den erfolgreichen Abstieg mit einem Schluck von ihrem „geistreichen“ Proviant. Nun war die Wanderung ein Kinderspiel. Feste Wege führten uns zur Bischofswiese und endlich zum Fettbemmen-Imbiss.
Zunächst holten wir unseren Kontrollstempel. Dann ging es an die Fettbemmen. Kathrin Richter vom Drachenboot-Verein meinte: „Wir haben gut zu tun, um Brote zu streichen.“ Innerhalb einer halben Stunde trafen auf der Bischofswiese 400 Wanderer ein. Deshalb wurde auch dringend Tee-Nachschub erwartet.
Ein Erlebnis, das den Sachsen-Dreier so schön macht, ist das Treffen vieler Gleichgesinnter. „Es hat Spaß gemacht, die Natur ist herrlich, wir haben Wanderer getroffen und uns selbst unseren Spaß gemacht“, sagte Michael Steinberg aus Waldheim, der mit seinen Töchtern Romy und Jenny unterwegs war.
Die 20-Kilometer-Strecke hatten Renate Fritzsche und Sybille Fischer gewählt. „Unsere Wege waren frei“ sagten sie. Familie Jürgen Dietze war in voller Besetzung dabei mit Sohn und Schwiegertochter und Enkel Maximilian (1) und dem vierjährigen Fabian, der von Klosterbuch aus mit gestartet ist. Wandernachwuchs, denn seine Eltern leben nun in Bamberg und kommen jährlich extra zum Sachsen-Dreier.
Gut im Ziel angekommen holten wir uns unsere Urkunde. Barbara Liers vom Vorstand des ESV Lok Döbeln freute sich, dass trotz des Wetters 2.650 Wanderer teilgenommen haben. „Damit hatten wir gar nicht gerechnet, aber Stammwanderer sind eben bei jedem Wetter dabei“, sagte sie.