Stolpen/Ohorn. Inzwischen hat er auch einen Namen: Elmo heißt der Emu - wie eine Figur aus der Fernsehserie Sesamstraße. Seit nunmehr fünf Monaten lebt der Laufvogel auf einer Straußenfarm im Stolpener Ortsteil Helmsdorf. Dort kümmert sich Chefin Janine Golla liebevoll um den zutraulichen Elmo. "Es geht ihm sehr gut, und er ist auch noch ein Stück gewachsen", freut sich die 34-jährige Tierliebhaberin.
Die junge Frau war dabei, als der Emu Anfang März unweit des Forsthauses Luchsenburg bei Ohorn gefangen wurde. Damals war er 1,60 Meter groß. Zuerst war das Tier nahe der Autobahn gesehen worden. Der Schutzzaun neben der Trasse verhinderte, dass der flugunfähige Vogel auf die Fahrbahn und dort möglicherweise vor ein Auto laufen konnte. Polizei und Feuerwehr versuchten vergeblich, das Tier einzufangen. Der Emu floh lieber in ein nahes Waldstück. Und so schnell konnte ihm gar niemand folgen - diese Laufvögel schaffen immerhin bis zu 60 Kilometer in der Stunde.
Schnell Anschluss gefunden
Aber er hielt sich nicht lange verborgen. Wenige Tage später kreuzte der neugierige Emu dann den Weg zweier Frauen, die mit ihrem Auto zum Wandern fahren wollten. Der Vogel testete mit seinem Schnabel mehrere Fahrzeuge – aber nicht lange. Außer der alarmierten Polizei eilten auch der Tierschutzverein Bischofswerda und Janine Golla zum Ort des Geschehens. Die junge Frau lockte das Tier mit Futter und fing es ein, was dem Emu nicht so gefiel.
Aber da half alles Flügelschlagen nichts – er landete in einem umgebauten Pferdeanhänger, der ihn zur Straußenfarm brachte. Dort kam er zunächst in die Nachwuchsgruppe und wurde von den Betreibern der Farm aufgepäppelt. Schnell fand Elmo Anschluss an andere Laufvögel, mit denen er sich jetzt prächtig versteht.
Woher er damals kam, weiß bis heute niemand. Aber so wie sich das Tier Menschen gegenüber benimmt, schien es aus Privatbesitz zu kommen. Ein Besitzer hat sich bis heute nicht gemeldet. Und geht es nach Janine Golla, muss sich auch keiner mehr melden. Denn sie würde Elmo gern bei sich in der Straußenfarm behalten. Das darf sie, wenn bis Anfang September niemand Anspruch auf den Vogel erhoben hat.
Als der damals noch namenlose Emu gefangen wurde, hieß es, es könnten weitere Laufvögel in der Gegend um die Luchsenburg unterwegs sein. Das hat sich damals nicht bestätigt. Allerdings kommt es immer wieder mal vor, dass ein Emu, Nando oder ähnlicher gefiederter Freund irgendwo ausbüxt und dann durch die Gegend streift.
Spitze Schnäbel sind gefährlich
Wer einem solchen Laufvogel begegnet, sollte nicht auf eigene Faust versuchen, ihn zu fangen, raten Experten. Mit den spitzen Schnäbeln ist nicht zu spaßen. Außerdem kann es den Tieren schaden, wenn sie in die Enge getrieben werden. Die Polizei berichtet von einem Beispiel, demzufolge 2016 ein Emu aus einem Gehege im nordrhein-westfälischen Olpe verschwunden war. Tage später legte der Vogel 20 Minuten lang eine nahe gelegene Bahnstrecke lahm, weil er auf den Gleisen herumlief.
In der Nähe konnte der völlig erschöpfte Emu dann gefangen werden. Der Laufvogel wurde in ein Gehege gebracht, wo er aber kurz darauf starb. Vermutlich habe das Tier den Stress des Ausflugs und die Verfolgung durch Zeugen und Polizisten nicht verkraftet.
Im Frühjahr 2013 erkundete schon einmal ein Laufvogel auf eigene Faust den Landkreis Bautzen. Rund eine Woche lang war die Nandu-Dame unterwegs, ehe sie sich bei Salzenforst einfangen ließ. Im gesamten Landkreis leben laut Landratsamt mehr als 100 Strauße, Emus und Nandus bei privaten Besitzern.
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