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So hat Dresden gewählt

Die AfD hat die meisten Stadtteile gewonnen; in Gorbitz gab es das beste Ergebnis. Die CDU ist der größte Verlierer.

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© dpa

Von Andreas Weller

Dresden. Die Dresdner haben entschieden, und die meisten Parteien werden eine Weile daran zu knabbern haben: Massive Verluste für die CDU führen dazu, dass die AfD nur knapp dahinter zweitstärkste Kraft ist. Die Linke hat diese Position verloren. Auch die SPD musste etliche Stimmen und rund fünf Prozentpunkte einbüßen. Die FDP verdreifacht dagegen ihr Ergebnis von 2013 und zählt zu den wenigen Gewinnern. Die Ergebnisse der Bundestagswahl zeigen, wie viel Zuspruch die AfD auch in Dresden hat – und wo besonders.

Die CDU ist Wahlsieger und der größte Verlierer.

In der Gesamtstadt ist die CDU von 38,63 auf 24,33 Prozent abgerutscht. Ihre Direktkandidaten Andreas Lämmel und Arnold Vaatz verlieren 18 bzw. 16 Prozentpunkte im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl. Ihr bestes Ergebnis holte die CDU in Weißig mit 29,5 Prozent – 2013 waren es dort noch 48,1 Prozent.

Die AfD gewinnt vor allem Wahlkreise am Stadtrand.

Bisher waren die Gebiete außerhalb der Innenstadt immer die Bastion der CDU. Dieses Mal hat die AfD sie insbesondere dort überrundet. Insgesamt gewann die AfD in 28 Stadtteilen. Die besten Ergebnisse gab es für sie in Gorbitz-Süd mit 35,4 Prozent und Prohlis-Nord mit 33 Prozent.

Die CDU erreichte in 27 Stadtteilen das beste Ergebnis. Allerdings unüblicherweise eher in der Innenstadt. Die schlechtesten Ergebnisse fuhr die CDU in der Neustadt mit zwölf Prozent und in der Leipziger Vorstadt mit 13 Prozent ein.

Insel Äußere Neustadt: Linke und Grüne stark – AfD hinter FDP.

Das Viertel ist bei Wahlen immer ein Sonderfall. Hier hat die Linke ihre Hochburg, gewinnt in dem Stadtteil mit 29,8 Prozent. Die Grünen holten 23,1 Prozent – das beste Ergebnis in der gesamten Stadt. Für die AfD ist es der schlechteste Wahlkreis, mit 5,9 Prozent landete sie noch hinter der FDP (6,4 Prozent).

Die SPD am Boden: weiterhin kein Abgeordneter und massive Verluste.

Zwölf Prozent sind noch die besten Ergebnisse, die die SPD einfuhr. Ihre „Hochburgen“ hat sie in Plauen, Südvorstadt-Ost und Seevorstadt-Ost. In Schönfeld/Schulwitz kam sie gerade einmal auf 6,6 Prozent. Stadtweit sackte die SPD von 14,8 auf 10,2 Prozent. Auch die Direktkandidaten Christian Avenarius und Richard Kaniewski, die sich Hoffnungen auf das Mandat gemacht hatten, landeten nur auf dem vierten Platz.

Die FDP gewinnt auch in Dresden deutlich dazu.

Mit 9,92 Prozent hat die FDP ihr Ergebnis von 2013 mehr als verdreifacht. In Loschwitz/Wachwitz holte sie sogar 15,8 Prozent und in Gönnsdort/Pappritz 15,1 Prozent. Im Wahlkreis Dresden I erreichte die FDP das beste Zweitstimmenergebnis in ganz Sachsen. „Dresden bleibt die liberale Hochburg in Sachsen und Ostdeutschland“, so Fraktionschef im Stadtrat Holger Zastrow. „Die markante kommunalpolitische Arbeit“ zahle sich aus.

Mehr Dresdner Abgeordnete in Berlin, auch wegen des AfD-Erfolgs.

Andreas Lämmel und Arnold Vaatz (beide CDU) sind als Gewinner der Direktmandate weiter als Bundestagsabgeordnete aus Dresden gesetzt. Über die jeweiligen sächsischen Parteilisten ziehen Katja Kipping (Linke) und Stephan Kühn (Grüne) erneut ein. Neu dazu kommt Jens Maier (AfD).

Die CDU will nachsteuern, aber keine „bessere“ AfD werden.

Der Schock saß tief bei der in Dresden erfolgsgewohnten CDU: Knappe Siege für ihre Direktkandidaten, viele Stadtteile an die AfD verloren und einen Wahlkreis bei den Zweitstimmen sogar komplett an die Partei abgeben müssen. „Die Wähler haben das so entschieden“, so CDU-Chef Christian Hartmann. Das respektiere er selbstverständlich. „Wir müssen den Bürgern Angebote machen, damit sie wieder uns wählen.“ Die CDU werde sich jetzt neu justieren. „Auch wenn es sicher nicht nur die Stadtpolitik war, die zu diesem Ergebnis geführt hat“, so Hartmann. Die Partei werde die Wahl analysieren und Positionen überdenken. „Aber wir werden nicht den anderen hinterherrennen. Es ist auch nicht unser Anspruch, eine bessere AfD zu werden.“

Kaum Störungen beim Wahlablauf

Insgesamt zeigte sich die Stadt als Wahlbehörde zufrieden. Angekündigte Wahlbeobachter kamen zwar zahlreich, blieben aber friedlich. In ein oder zwei Fällen habe der Wahlvorstand vom Hausrecht Gebrauch machen müssen, weil Beobachter in die Zählung eingreifen wollten.