Von Domokos Szabó
Pirna. Ob Feuer, Chemieunfall, Hochwasser oder eine andere Gefahrenlage – im Zeitalter der Digitalisierung müssten Warnmeldungen schnell und unkompliziert verfügbar sein. Theoretisch funktioniert das bereits einwandfrei, auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Mithilfe von zwei Smartphone-Anwendungen können solche Hinweise in Sekundenschnelle an alle verschickt werden. Und das auch noch zielgenau, wenn die Nutzer ihren Heimatort hinterlegt haben oder zugestimmt haben, dass ihr Aufenthaltsort per Satellit ermittelt werden darf.
Getestet wurden die beiden Apps NINA (steht für Notfall-Informations- und Nachrichten-App) und BIWAPP (Bürger Info & Warn App) auch schon. So hat der Verwaltungsstab des Landkreises Mitte Oktober geübt, was bei einem Flugzeugabsturz mit anschließendem flächendeckenden Stromausfall passieren würde. Es war eine Trockenübung im Führungszentrum des Landratsamtes auf dem Pirnaer Sonnenstein. Mitbekommen hat das jeder, der am 14. Oktober 12 Uhr im Landkreis die Sirenen aufheulen hörte. Aber auch über NINA und BIWAPP wurde die Bevölkerung informiert – eine Premiere im Landkreis.
Genau einen Monat später kam auch schon der harte Praxistest für die Apps: Am Nachmittag des 13. November wurde in Heidenau eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Meldung ging dann über beide Apps raus, allerdings mit erheblicher Verspätung. Bei BIWAPP ist der Absendezeitpunkt mit 20.56 Uhr angegeben, NINA löste sogar erst 22.21 Uhr aus. Hier funktionierte offenbar die rechtzeitige Weitergabe der Informationen an die Integrierte Regionalleitstelle Ostsachsen in Hoyerswerda noch nicht, die letztlich die NINA-Information verschickte. Das soll sich aber künftig ändern. Wo es die Apps gibt und wie sie funktionieren, hat die SZ hier zusammengetragen.
Wo sind die beiden Apps NINA und BIWAPP erhältlich?
Die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellte NINA gibt es im App-Store von Apple und bei Google Play für Android-Smartphones. BIWAPP stammt von einer Privatfirma aus Lüneburg. Angeboten wird sie von Apple und Google, aber auch über Microsoft und Amazon. Beide Apps sind kostenlos.
Wie funktionieren die beiden Apps, welche Einstellungen gibt es?
In beiden Apps kann man einen oder mehrere Heimatorte angeben. Für diese Orte erhält der Nutzer stets Hinweise. Außerdem kann man zustimmen, dass der jeweilige Aufenthaltsort ermittelt wird und so noch einmal zielgenau Meldungen zugestellt werden. Bei BIWAPP lässt sich zudem auch ein Umkreis der Orte einstellen.
Welche Warnungen empfangen werden, lässt sich bei BIWAPP sehr detailliert einstellen. Die Liste der Kategorien reicht von Erdrutsch über öffentliche Fahndung bis hin zum Schulausfall. NINA kennt grundsätzlich drei Warnungstypen: Bevölkerungsschutz, Wetterwarnungen und Hochwasserinformationen. Bei BIWAPP ist zusätzlich die aktuelle Hochwassersituation in den Bundesländern eingepflegt.
Welche App ist besser, welche sollte man unbedingt haben?
Beide Apps machen einen guten Eindruck und sind einfach in der Bedienung. Der Nutzwert steht und fällt damit, wie sie von offiziellen Stellen gepflegt werden. Im Fall von NINA laufen die Meldungen über das Lagezentrum des Innenministeriums, auf BIWAPP hat das Landratsamt direkt Zugriff. Das bedeutet nicht automatisch eine schnellere Information. Denn Gründlichkeit geht vor, wie Steffen Klemt, Leiter des Kreisamtes für Bevölkerungsschutz, sagt. Es werden nur Meldungen verbreitet, die geprüft und verifiziert worden sind – inklusive NINA-Warnungen. Wer zumeist im Landkreis unterwegs ist, fährt mit BIWAPP gut. Alle. die oft in Deutschland herumreisen, sollten (zusätzlich) NINA haben.