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So lief die Festnahme von Mike Welzel

An einer Tankstelle hat der Flüchtige eine Bockwurst gekauft. Das wurde ihm zum Verhängnis. Dank einer mutigen Frau.

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© Polizei Dresden

Von Dominique Bielmeier und Peter Redlich

Ein fast schon gewohnter Anblick in diesen Tagen: Männer und Frauen vom Spezialeinsatzkommando der Polizei in schwerer, schwarzer Schutzkleidung. Links und rechts der Dresdner Straße in Dresden-Gohlis, genau auf Höhe der Total-Tankstelle, haben sie am Mittwochmorgen Aufstellung genommen, ein Mann unter ihnen trägt eine Sturmhaube und hält ein Sturmgewehr vor sich. Der in Richtung Dresden fließende Verkehr wird von den Polizisten auch dank Warnaufstellern verlangsamt, ab und zu werfen sie prüfende Blicke in Busse oder Transporter. An der Tankstelle selbst und der Straße davor stehen zwei, zeitweise auch drei Polizeibusse.

Der erste Verdacht wird schnell von einer Tankstellenmitarbeiterin bestätigt: Ja, das SEK sucht hier nach dem zu diesem Zeitpunkt noch immer flüchtigen und mutmaßlich bewaffneten Mike Welzel aus Radebeul. Sabine Rostock, die gegen 10 Uhr in der Tankstelle arbeitet und das Geschehen durch das große Fenster beobachten kann, berichtet, was ihrer Kollegin am frühen Morgen passiert ist: Um zehn vor sechs sei Mike Welzel mit einem Auto vorgefahren, habe getankt und dann eine Bockwurst und einen Kaffee gekauft. Die Kollegin aus der Frühschicht bestätigt den Vorfall auf SZ-Anfrage. Ihren Namen möchte sie jedoch nicht in der Zeitung sehen. Dabei ist die Frau, die nach eigener Aussage schon über 20 Jahre an Tankstellen arbeitet, die Schlüsselfigur bei der Ergreifung des mit Haftbefehl Gesuchten.

Denn sie erkannte Mike Welzel sofort. Sie habe ihn vor mehreren Jahren einige Male gesehen, erklärt sie. „Er muss mal in Kesselsdorf gewohnt haben.“ Die Frau arbeitete dort an einer Shell-Tankstelle und erinnerte sich an sein Gesicht. Außerdem hatte sie das Fahndungsfoto vor Augen, das ihn noch mit einem blauen Auge zeigt. „Er sah aber eigentlich ganz normal aus.“ Er sei ziemlich ruhig gewesen und habe überhaupt nicht wie auf Drogen gewirkt. Geistesgegenwärtig rief die Frau die Polizei, während Welzel noch tankte. Als dieser danach das Gebäude betrat, legte sie den Hörer nur zur Seite. „Damit die Polizei mithören konnte.“ Welzel kaufte noch einen Kaffee, eine Bockwurst und Zigaretten und nahm alles mit. Als die Polizei eintraf, war er schon wieder verschwunden. Die Beamten schauten sich vor Ort das Überwachungsvideo der Tankstelle an und konnten den Gesuchten zweifelsfrei identifizieren. Nun wussten sie auch, dass er mit einem 5er BMW mit Pirnaer Kennzeichen unterwegs war. „Ein schwarzer Kombi“, sagt die Tankstellen-Mitarbeiterin.

Wenige Minuten später beginnt die große Suche mit Polizeihubschrauber. Dutzende Beamte in schusssicheren Westen besetzen entlang der B 6 von Dresden bis Meißen alle abzweigenden Straßen. Zivilbeamte entdecken schließlich um 10.33 Uhr den dunklen BMW am Weistropper Friedhof. 15 Minuten später wird Mike Welzel nur 400 Meter weiter vor den Hallen der Agrar GmbH Weistropp ohne Gegenwehr festgenommen.

In Gohlis haben die Einsatzkräfte mittlerweile von Welzels Entdeckung erfahren. Um genau 10.43 Uhr geht vor der Total-Tankstelle alles ganz schnell: Die Polizisten steigen geschlossen in die Busse und fahren in Richtung Dresden ab.