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So sicher ist der Striezelmarkt

Kurz vor der Eröffnung werden die Schutzelemente aufgebaut. Die sind aber nicht so standhaft, wie sie es hätten sein können. 

Von Andreas Weller
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Auch im vergangenen Jahr kam Weihnachtsstimmung hinter Betonblöcken auf.
Auch im vergangenen Jahr kam Weihnachtsstimmung hinter Betonblöcken auf. © Sven Ellger

Lange wurde darüber diskutiert, wie der Striezelmarkt geschützt werden soll. Seit Ende Oktober ist klar, dass die geplanten Schutzelemente nicht komplett angeschafft werden. „Der Striezelmarkt wird in diesem Jahr keinen Schutz haben, der den Empfehlungen der Polizei genügt“, erklärt Robert Franke, der für den Markt zuständige Amtsleiter der Wirtschaftsförderung im Rathaus.

Vor der Eröffnung am Mittwoch wird ein Schutz aufgebaut. Seit Montag werkeln mehrere Firmen daran, den Altmarkt einzumauern. An diesem Dienstag werden die zwei neuen mobilen Schranken aufgebaut. Diese hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) für 124.000 Euro angeschafft. Sie waren ein Teil des Schutz-Paketes, dass die Stadträte im Finanzausschuss abgelehnt hatten. Ab sofort, bis zum 27. Dezember, ist deshalb die Fahrbahn der Wilsdruffer Straße vom Postplatz in Richtung Pirnaischer Platz für Fahrzeuge gesperrt.

Die Wilsdruffer Straße ist bereits gesperrt. 
Die Wilsdruffer Straße ist bereits gesperrt.  © René Meinig

Zusätzlich werden 60 Indutainer aufgestellt. Das sind faltbare Container, die eigentlich zum Transport von Flüssigkeiten erfunden wurden. Nach den ersten Terror-Anschlägen auf Großveranstaltungen werden sie auch als Schutzschild gegen Laster-Attacken eingesetzt. Die Verwaltung hat sie für die Absicherung des Stadtfestes für 25.000 Euro angeschafft. 

Indutainer sind faltbare Container, die bereits beim Stadtfest zum Einsatz kamen. 
Indutainer sind faltbare Container, die bereits beim Stadtfest zum Einsatz kamen.  © René Meinig

Außerdem werden wieder die Mifram-Sperren eingesetzt. Die gelben Klapp-Bügel sollen laut Hersteller alle Arten von Fahrzeugen stoppen. 30 Stück, die etwa 15 Metern entsprechen, hat die Stadt ebenfalls im Sommer für das Stadtfest gekauft. Kosten: 42.210 Euro.

So sehen die Mifram-Sperren aus
So sehen die Mifram-Sperren aus © René Meinig

Dazu kommen 143 Betonelemente, die von der Polizei zur Verfügung gestellt und rund um den Altmarkt aufgestellt werden. Damit soll der Striezelmarkt dann bestmöglich geschützt sein. Denn Oberbürgermeister Hilbert hatte nach der Ablehnung des neuen Schutzes klargestellt. „Der Striezelmarkt wird ohne Wenn und Aber auch 2018 stattfinden.“ Dass die neuen Schranken angeschafft werden, hat er entschieden. „Für diesen Ankauf von 124.000 Euro netto ist keine Zustimmung der Gremien erforderlich.“ Allerdings ist er mit der Optik der Betonklötze, Container und Sperren nicht zufrieden. „Leider wird diese Variante dem ältesten deutschen Weihnachtsmarkt in keiner Weise gerecht und dem weihnachtlichen Ambiente wird ein Bärendienst erwiesen“, so Hilbert. Zumal auch die Polizei den geplanten Schutz als sicherer eingestuft hat. Er bezeichnet die Entscheidung von Linken, Grünen und SPD als „grob fahrlässig“.

An der Wilsdruffer Straße werden Betonsperren aufgebaut. 
An der Wilsdruffer Straße werden Betonsperren aufgebaut.  © Christian Juppe

Der OB wollte neben den Schranken auf etwa 31 Metern miteinander verankerte spezielle Pflanzkübeln auf den Altmarkt stellen lassen. Das Paket hätte 660.000 Euro gekostet. Seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 2016 werden Großveranstaltungen durch Betonklötze vor Amokfahrten geschützt. In Dresden wurden sie zuletzt beim Stadtfest eingesetzt, aber auch bei Weihnachtsmärkten im vergangenen Jahr. Doch diese sogenannten Nizza-Sperren gelten nicht mehr als sicher. Das ergaben mehrere Tests durch die Dekra. Sie stoppen Laster nicht sicher, sondern können beim Aufprall zersplittern und zu gefährlichen Geschossen werden, so die Ergebnisse.

In Berlin wurde eine Firma gegründet, die Schutzelemente für solche Großveranstaltungen entwickelt. Ende August hatte die Stadt sich von dieser Firma ein Sicherheitskonzept erstellen lassen. Die Empfehlung war das Schutzpaket für 660.000 Euro. Als das Konzept vorlag, gab es weitere Gespräche. Polizeipräsident Horst Kretzschmar hat empfohlen, den Striezelmarkt „in Anlehnung“ an das Konzept abzusichern. Doch den Räten fehlten Vergleichsangebote, das alles kam ihnen zu kurzfristig und war zu teuer. Sie wollten dem Druck nicht einfach nachgeben.

Nun wird der Striezelmarkt neben den bereits bekannten Barrieren aus Klötzen, Sperren und Indutainern mit zwei mobilen Schrankenanlagen abgesichert. Die Schranken dürfen nur Fahrzeuge passieren, die für die Belieferung des Marktes benötigt werden. Es gibt Kontrollen. Sie sollen einem möglichen Aufprall standhalten, wenn jemand versuchen sollte, sie zu durchbrechen. Zusätzlich sind aber auch Polizisten und der Vollzugsdienst der Stadt auf dem Markt unterwegs. 

So machen es die Berliner:

Eine Art Stahl- und Betonburg schützt den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin. Am Breitscheidplatz war 2016 ein Amokfahrer mit einem Laster in den Weichnachtsmarkt gerast. In diesem Jahr wurde der Schutz deutlich aufgerüstet.Foto: dpa
Eine Art Stahl- und Betonburg schützt den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin. Am Breitscheidplatz war 2016 ein Amokfahrer mit einem Laster in den Weichnachtsmarkt gerast. In diesem Jahr wurde der Schutz deutlich aufgerüstet.Foto: dpa
Mehr als hundert quadratische Gitterkörbe wurden miteinander verschraubt. In diese Körbe wurden riesige Kunststofftaschen gestellt, die mit Sand gefüllt sind und einen ähnlichen Anschlag unmöglich machen sollen. An den Längsseiten und Fußgängerzugängen wurden extra Poller installiert und die Zugänge so für Fahrzeuge versperrt. Foto: dpa
Mehr als hundert quadratische Gitterkörbe wurden miteinander verschraubt. In diese Körbe wurden riesige Kunststofftaschen gestellt, die mit Sand gefüllt sind und einen ähnlichen Anschlag unmöglich machen sollen. An den Längsseiten und Fußgängerzugängen wurden extra Poller installiert und die Zugänge so für Fahrzeuge versperrt. Foto: dpa
Die Kombination aus verschiedenen Absperrungen soll laut Senat einen in Deutschland bislang „einzigartigen Zufahrtsschutz“ gegen Terroranschläge mit bis zu 40 Tonnen schweren Lastwagen bieten. Der Schutz kostet rund 2,5 Millionen Euro. Dadurch ist allerdings eine Fahrspur der Budapester Straße blockiert. Foto: dpa
Die Kombination aus verschiedenen Absperrungen soll laut Senat einen in Deutschland bislang „einzigartigen Zufahrtsschutz“ gegen Terroranschläge mit bis zu 40 Tonnen schweren Lastwagen bieten. Der Schutz kostet rund 2,5 Millionen Euro. Dadurch ist allerdings eine Fahrspur der Budapester Straße blockiert. Foto: dpa