Merken

So teuer wie ein Haus

Mehr als 100 Fahrzeuge hat das Familienunternehmen Hertrampf bereits aufpoliert. Darunter nicht nur eine Rarität.

Von Uta Büttner
 3 Min.
Teilen
Folgen
Ein Studebaker Dictator aus dem Jahr 1928. Dieses amerikanische Auto steht im Fahrzeugmuseum Nossen. Es soll laut Inhaber Thomas Hertrampf einmalig in Deutschland sein. Und es fährt noch. Mehr als 100 Oldtimer hat das Familienunternehmen bereits gesammelt
Ein Studebaker Dictator aus dem Jahr 1928. Dieses amerikanische Auto steht im Fahrzeugmuseum Nossen. Es soll laut Inhaber Thomas Hertrampf einmalig in Deutschland sein. Und es fährt noch. Mehr als 100 Oldtimer hat das Familienunternehmen bereits gesammelt © Claudia Hübschmann

Nossen. Oldtimer, so weit das Auge reicht. Selbst nicht ausgemachte Fahrzeugliebhaber kommen aus dem Staunen nicht heraus. Cool sehen die Autos aus. Und sie faszinieren. Wie der Studebaker Dictator aus dem Jahr 1928. Er hat einen 4,1-Liter-Motor mit 85 PS. Es ist die lange Version, eine Chauffeurs-Limousine. „Dieses Auto ist einmalig in Deutschland, vielleicht sogar in Europa“, meint Thomas Hertrampf, einer der Inhaber des Autohauses und Fahrzeugmuseums an der Waldheimer Straße in Nossen.

Ein Renault Monastella mit sechs Zylindern, ... 
Ein Renault Monastella mit sechs Zylindern, ... 
... die verschiedensten Simson-Typen ...
... die verschiedensten Simson-Typen ...
... oder ein Austin Healy: All diese Oldtimer hat das Autohaus und Fahrzeugmuseum Hertrampf in Nossen erstanden und wieder fahrtüchtig gemacht. Das Autohaus gibt es seit 1919, es war eins der ersten im Ort. Fotos: Claudia Hübschmann
... oder ein Austin Healy: All diese Oldtimer hat das Autohaus und Fahrzeugmuseum Hertrampf in Nossen erstanden und wieder fahrtüchtig gemacht. Das Autohaus gibt es seit 1919, es war eins der ersten im Ort. Fotos: Claudia Hübschmann

Zu der damaligen Zeit haben sich die Geschäftsleute Autos von Mercedes oder Horch gekauft, aber keine Amerikaner, erläutert Hertrampf die Besonderheit dieses Autos. „Das war damals so teuer, als hätte man sich ein Haus gekauft.“ Erstanden haben die Hertrampfs das Auto von einem alten Mann und es wieder fahrbar gemacht. So wie alle mehr als 100 Exemplare, die in dem Museum zu finden sind.

Finanziell war das alles nur möglich, „weil wir die Fahrzeuge selbst reparieren können“. Und alle fahren wieder, wie beispielsweise auch die elf Simson-Mopeds. Alle möglichen Typen, ob S 50 und 51, Schwalbe, Sperber oder Habicht sind zu finden. „Mit den Simsons zieht man vor allem junge Leute an“, sagt Hertrampf. Die Mopeds sind bis heute zu bekommen. Interessant sind sie, weil man zum Fahren keinen Motorradschein, lediglich einen Mopedschein benötigt. 

Aber billig sind sie nicht: „Die werden schon mit 1 500 bis 2 000 Euro gehandelt.“ Unter den Simsons befindet sich auch ein Unikat: eine Zwei-Zylinder-Simson. Durch die Aufrüstung ist dieses Moped, was die Hertrampfs von einem Weinböhlaer vor mehr als 30 Jahren erstanden, vergleichbar mit einer etwa 250-Kubik-MZ, erläutert Hertrampf. Die entsprechenden anderen Teile wurden angepasst, so hat dieses Moped beispielsweise verbesserte Scheibenbremsen.

Der Weg durch das Automuseum ist gleichzeitig ein Blick in die Vergangenheit. So steht auch eine S 51 der DDR-NVA-Grenztruppe Berlin in Nossen. Sie hat im Gegensatz zu den normalen Mopeds einen verstärkteren Rahmen und grobstolligere Reifen auf Stahlfelgen.

Zudem findet man jede Menge MZ-Motorräder wie eine grüne MZ mit Metalliclackierung für den Export. Die Motorräder aus Zschopau wurden in die ganze Welt geliefert, vor allem nach Kuba.

Auch alte Renaults aus den 30er-Jahren stehen im Museum. So ein Monastella mit sechs Zylindern. 120 Kilometer pro Stunde kann man mit diesem guten Stück fahren.

Doch die Zeit der Scheunenfunde ist schon lange vorbei, sagt der Oldtimer-Liebhaber. Damals, vor 20 oder 25 Jahren, gab es noch nicht das Internet. „Wir haben viel herumtelefoniert, auch mit Museen. Haben geschaut, wo was aufgelöst und günstig wurde. Das war total spannend.“

Im nächsten Jahr feiert das Familienunternehmen mit den Brüdern Thomas und Matthias in dritter Generation sein 100. Jubiläum. Das Autohaus war eins der ersten in Nossen, hat den Zweiten Weltkrieg und auch die DDR-Zeit überstanden. Und es gibt immer wieder neue Herausforderungen. Auch heute. So hat sich der Beruf extrem gewandelt. Hat man früher noch viel an den Autos herrumgeschraubt, ist heute ganz viel Elektronik in den Autos. „Das Basteln ist mehr zum Hobby geworden.“

Das Fahrzeugmuseum ist zu den Öffnungszeiten des Autohauses zu besichtigen. Gruppen können sich aber auch außerhalb dieser Zeiten anmelden.

www.auto-hertrampf.de oder Telefon: 035242 68884