Dresden
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So war das Meute-Konzert in Dresden

Die Hamburger Brassband Meute spielt Techno und marschiert in Dresden über den Konzertplatz Weißer Hirsch.

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Meute legten sich voll ins Zeug.
Meute legten sich voll ins Zeug. © Peter Heymer

Von Johannes Gerstengarbe

Bumm Bumm Bumm Bumm Bumm Bumm. Das fasst den Freitagabend schon mal ganz gut zusammen. Die Band Meute spielt Techno auf nichtelektronischen Instrumenten in der Dresdner Heide. Vorher gibt es auf dem ausverkauften Konzertplatz Weißer Hirsch ein Wiederhören mit der Band Komfortrauschen des in Dresden studiert habenden Bassisten Phillip Oertel. Jetzt lebt er leider wieder in Berlin und kreiert dort hippen Live-Techno.

Meute ist in Hamburg zu Hause. Und wenn es mit der Karriere so weitergeht wie bisher, ist die Band bald ein internationales Aushängeschild für typisch deutsche Musik. Die elf Musiker kombinieren Blasmusik mit Techno, indem sie Technostücke von berühmten DJs neu arrangieren und live spielen. Geistiger Vater dieses Konzepts ist Thomas Burhorn. Er spielte vorher unter anderem bei Anselm Kluges legendärer Brass Band Tätärä und konnte sich dort von der musikalischen Kraft einer groovenden Blaskapelle, die Pophits nachspielt, überzeugen. Das Ganze auf Techno anzuwenden, ist letztendlich konsequent und führte zu Meute.

Mitten im Publikum
Mitten im Publikum © Karla Zander

Zurück zum Bumm. Dieser kommt von einer gewaltigen umhängbaren Basstrommel. Auf großen Bühnen wird noch ein elektronisches Sample dazu gemischt, damit der Bauch der Zuhörer auch wirklich zum Schwingen gebracht wird. Für den sehr guten Sound am Freitagabend zeichnet das zwölfte Bandmitglied, Tonmann Torsten Langsdor, verantwortlich. Zum Mischen ist einiges vorhanden. Neben der Basstrommel gibt es zwei weitere Schlagzeuger für den Backbeat und das Gezischel zwischendurch. Die Bass-Sektion besteht aus Sousafon und Basssaxofon. Das hat man selten und macht ordentlichen Druck. Zusätzlich gibt es noch ein Baritonsaxofon, das das Tiefste der häufig verwendeten Saxofone ist.

Den typischen Techno-Synthie-Sound erzeugt die Band mit einer portablen Marimba. Endlich mal eine hippe Verwendung dieses Orff-Instrumentes. Dazu kommt dann die übliche Bläserabteilung mit zwei Trompeten, einer Posaune und einem Tenorsaxofon. Diese klingen studiert, also hochschultrainiert, was aber erstaunlicherweise in diesem Kontext nicht stört. Meute spielen all ihre Internethits, allen voran „You & Me“ in der Remix-Version von Flume. Das hat einen großartigen, zurückgelehnten Groove, den man einer deutschen Blaskapelle niemals zugetraut hätte.

Die Spannungsbögen sind Techno-immanent sehr lang, die Höhepunkte dafür dann umso schöner, garniert mit Konfettikanonen. Immer eine gute Wahl. Die Band beweist ihre Marching-Fähigkeiten und spielt einen Teil des Konzertes im Publikum.

Nur die Posaune ist von der Band zu sehen, die sich unter das Publikum gemischt hat. Ein Bandmitglied hat ein Gipsbein und musste auf der Bühne bleiben. 
Nur die Posaune ist von der Band zu sehen, die sich unter das Publikum gemischt hat. Ein Bandmitglied hat ein Gipsbein und musste auf der Bühne bleiben.  © Franziska Anders

Die Zuhörer sind durchweg schön und hip. Es gibt jedes Alter von ungefähr zwei Monaten bis siebzig Jahren. Der Konzertplatz auf dem Weißen Hirsch eignet sich hervorragend für diese Art Veranstaltung. Etwas lauter wäre für den Musikgenuss noch schöner gewesen, aber natürlich nicht für die Waldtiere, die dort wohnen. Deswegen ist auch pünktlich 21.45 Uhr Schluss. Fürs Publikum hätte es noch mindestens zwei Stunden weitergehen können. Aber die Band muss weiter, es geht direkt zur Fusion nach Mecklenburg zur "Fusion". Und im Herbst warten die USA. In der Musikhauptstadt Nashville werden sie mit Sicherheit gut ankommen.

Schade, dass im Tourplan New Orleans bisher nicht auftaucht. Dort gäbe es bestimmt ein paar Anknüpfungspunkte mit lokalen Bands. Der logische nächste Schritt für Meute: Selber Songs komponieren, von denen dann Remixe von den bisher gecoverten DJs entstehen könnten. Schön, dass es diese Band gibt.