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So war Christian Thielemanns erstes Wiener Neujahrkonzert

Unaufgeregt und heiter: Christian Thielemann nahm sich Zeit - und den Walzer nicht als Galopp.

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Christian Thielemann beim Neujahrskonzert im Wiener Musikverein.
Christian Thielemann beim Neujahrskonzert im Wiener Musikverein. © ORF/Ali Schafler/picture alliance/APA/picturedesk.

Von Fabian Nitschmann

"Prosit Neujahr": Die Wiener Philharmoniker sind mit ihrem berühmten Konzert ins neue Jahr gestartet. Ihr Dirigent hatte große Freude an der Musik.

Eleganz und ein Gefühl der Natürlichkeit wollte der Dirigent Christian Thielemann bei seinem Debüt am Pult beim Wiener Neujahrskonzert versprühen. Der 59-Jährige ist bereits seit fast 20 Jahren eng mit dem Orchester verbunden, man kennt sich also - und das war beim traditionellen und weltweit bekannten Konzert am Neujahrstag immer wieder zu spüren.

Thielemann wirkte entspannt und konzentriert zugleich, führte die Wiener Philharmoniker ohne großes Aufsehen durch das Konzert und kann nun auf ein erfolgreiches Debüt zurückschauen. "Es ist eine wunderbare Stimmung, und ich muss sagen, ich lerne eine Menge", hatte Thielemann wenige Tage vor dem Konzert erklärt. In den Proben habe man an Nuancen gearbeitet. Am 1. Januar 2019 spielte sich das Ensemble mit einer souveränen Vorstellung ins neue Jahr und grüßte vor dem Donauwalzer fröhlich "Prosit Neujahr".

Der Schwerpunkt im Programm lag auch dieses Mal - so will es die Tradition - auf Stücken der Komponisten-Familie Strauß. Nur drei der 17 Einlagen stammten von anderen Komponisten, darunter der elegante Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer, mit dem das Konzert begann. "Dann haben wir eben Walzer und auch einen Elfenreigen, da denken Sie an Mendelssohn, wir haben verschiedene Farben", hatte der Maestro die Dramaturgie des Programms erläutert. Der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden gilt als Wagner-Experte. Er schätzt aber durchaus den Walzer und die etwas leichtere Muse. Insgesamt bezeichnete Thielemann die Abfolge der Stücke in Wien als eine Hügellandschaft, in der sich nach dem Elfenreigen von Josef Hellmbersberger verschiedene Polkas, die handfesten "Nordseebilder" von Johann Strauß sowie einige Walzer abwechselten. Der Maestro sorgte erfolgreich dafür, dass aus der Hügellandschaft keine Achterbahnfahrt wurde, wählte teils gemäßigte Tempi und vereinte so Konzentration und Eleganz am Pult.

Nächstes Jahr ist ein Leipziger dran

Gespielt wurden auch der "Csárdás" und der "Eva-Walzer" aus Johann Strauß' "Ritter Pásmán". Der "Csárdás" wurde dabei wie fünf weitere Stücke erstmals von den Wiener Philharmonikern aufgeführt und erhielt besonders viel Applaus. Thielemann selbst war zudem die Berücksichtigung der "Sphärenklänge" von Josef Strauß wichtig. Mit diesem Walzer endete das reguläre Programm vor den Zugaben. Zum Finale ertönten wie gewohnt der Donauwalzer und der Radetzky-Marsch.

In dem mit einem Blumenmeer aus 30.000 Blüten prächtig geschmückten Goldenen Saal des Musikvereins verfolgten rund 2.000 Gäste das Konzert. Das Musik-Event wurde wie schon in den Jahren zuvor in mehr als 90 Länder übertragen.

Nach dem Konzert gaben die Wiener Philharmoniker dann noch bekannt, dass der Lette Andris Nelsons das Neujahrskonzert 2020 erstmals dirigieren wird. Nelsons ist Chef des Gewandhausorchesters Leipzig sowie des Boston Symphony Orchestra. Er sei den Wiener Philharmonikern seit 2010 musikalisch verbunden. (dpa)

Impressionen vom Neujahrskonzert

Der Maestro stets hoch konzentriert. Foto: Hans Punz/APA/dpa
Der Maestro stets hoch konzentriert. Foto: Hans Punz/APA/dpa
Foto: Hans Punz/APA/dpa
Foto: Hans Punz/APA/dpa
Foto: Hans Punz/APA/dpa
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